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Museums - und Ausstellungstipps
© Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul | | | Die 80er – Sie sind wieder da! | Erlebnisausstellung im Badischen Landesmuseum
bis 25. Februar 2024, Schloss Karlsruhe
Vom Gameboy und dem Zauberwürfel bis hin zu Anti-Atomkraft-Protesten und dem Mauerfall – die 1980er sind ein Jahrzehnt voller Extreme, Umbrüche und Innovationen. Nun sind sie wieder da: in der Erlebnisausstellung „Die 80er“ des Badischen Landesmuseums ab 17. Juni im Schloss Karlsruhe. Die Jahrzehnte-Schau blickt in eine Ära, in der unsere Gegenwart noch Zukunft war. Die Besucherinnen und Besucher tauchen ab in ihre Jugend und erleben die eigene Geschichte aufs Neue. Zudem können sie ihre Erfahrungen und liebsten Stücke aus dieser Zeit in die Ausstellung einbringen und mit anderen teilen.
„Die 80er sind eine gemeinsame Erinnerungsleistung. Das Museum schafft das nicht alleine. Um möglichst viele Perspektiven des Jahrzehnts sichtbar zu machen, braucht es auch viele Stimmen“, so der Appell von Kuratorin Brigitte Heck. Zusammen mit Gastkurator Martin Wacker und vielen anderen Projektbeteiligten hat sie die Ausstellung auf die Beine gestellt. Und sie lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, sich als Zeitzeugen aktiv zu beteiligen: Sei es der Gameboy, der im Jugendzimmer fester Bestandteil war, oder der Walkman, der mit den Hits der 80er Jahre heiß lief – Objekte und Geschichten, die im eigens dafür eingerichteten Erinnerungslabor erzählt werden können, sind willkommen. So leben die Erinnerungen an das Jahrzehnt gemeinsam wieder auf.
Auch damalige Akteure der Region Karlsruhe bringen sich mit ihren künstlerischen Arbeiten aktiv ein: Andreas Hella reinszeniert eine Wandmalerei der 80er im Ausstellungsraum. Sein Werk versetzt in die Atmosphäre der ehemaligen Karlsruher Disco K5 in der Kronenstraße. Auch die Werke des Hannoverschen Fotografen Burkhardt ED Rump widmen sich dem wilden Lebensgefühl von damals und durchfeierten Partynächten. Neben dokumentarischen Fotografien bereichern zahlreiche Leihgaben und Kultobjekte die 80er-Jahre-Schau. Sie stammen unter anderem von Prominenten, die das Jahrzehnt in BRD und DDR geprägt haben. Das T-Shirt der heutigen Landesbischöfin Heike Springhart mit der Aufschrift „Ich bin ein Störfall!“ ist ein prägnanter Ausdruck der Anti-Atomkraft-Proteste. Die Gitarre von Udo Lindenberg, das Schlagzeug von Punk-Ikone Elke Käthe Kruse und die Lederjacke von Scorpions-Sänger Klaus Meine stehen für unvergessliche Rockkonzerte, aber auch für die politische Sprengkraft der Musik. Und selbst Steffi Grafs Goldmedaille für den Golden Slam zeigt, wie politisiert die 80er waren – sogar im Sport. Es ist die Zeit des Kalten Krieges, der Olympia-Boykotte und der Moment, in der sich die Gesellschaft mutig zu einer protestierenden Öffentlichkeit entwickelt: gegen Aufrüstung, Umweltverschmutzung und die Reformunwilligkeit erstarrter Systeme.
Der erste Bereich der Ausstellung ist daher dem asphaltierten Stadtraum der 80er gewidmet, in dem jene Konfrontationen und Konflikte ausgetragen werden. Es geht um eine neue Architektursprache, Hausbesetzungen, aber auch erste Einflüsse der Hip-Hop-Szene und der Graffiti-Kunst, die das damalige Stadtbild prägen. Das Team des Hip Hop Kulturzentrums Combo aus Karlsruhe bringt Farbe an die typisch-grauen Beton-Wände. Diese Zeit erscheint vergangen und ist zugleich hochaktuell: Wohnraum-Knappheit, städtische Versiegelung und grüne Energie sind Themen, welche die Menschen der 80er bewegten und uns nach wie vor beschäftigen. Ein Mauerbruch steht am Übergang zum zweiten Ausstellungsraum: Die streitende, streikende und demonstrierende Öffentlichkeit ist hier das Thema – und politische Debatten werden erneut aufgerollt.
Knallig-poppige Farben, wildgemusterte Tapeten und punkige Musik versetzen schließlich in den privaten Bereich und das häusliche Umfeld. Besucherinnen und Besucher schwelgen in vergangenen Musik- und Kinowelten: Sie sehen Schallplatten-Cover, Plakate von Blockbuster-Filmen und erinnern sich an Konzerterlebnisse. Und an große Reiseabenteuer: Eine ganze Generation erobert mit Interrail und Rucksack die Welt. In der grafischen Gestaltung der Erlebnisausstellung zieht sich das Quadrat thematisch durch – typisch für den bunten Zauberwürfel oder die frühe Pixelgrafik von Pac-Man, Mario Bros und Tetris. Es ist die Geburtsstunde der elektronischen Unterhaltung. Das Telefonieren ist zwar noch kabelgebunden, gleichzeitig kommen erste Computer und Gamingkonsolen auf.
Die 80er sind ein widersprüchliches Jahrzehnt, in dem Proteste gegen Konsum laut werden und gleichzeitig konsumiert wird, wie nie zuvor in der Geschichte. Mediale Trends und Freizeitvergnügungen werden über den ganzen Globus vermarktet und führen zu der extremen Individualisierung der Gesellschaft von heute. Der nostalgische Rückblick auf die Zeit von damals lässt vieles im neuen Licht erscheinen. Die 1980er – wie waren sie? Eine eindeutige Antwort kann und will die Ausstellung nicht geben. Ausgewählte Objekte, Bilder, Ereignisse und Erfahrungen setzen jedoch ein buntes, spannungsvolles und auch widersprüchliches Mosaik dieses Jahrzehnts zusammen, das Kinder der 80er und spätere Generationen zum gemeinsamen Diskutieren, Erinnern und Ergänzen einlädt.
Schloss Karlsruhe
Di–So, Feiertage 10–18 Uhr
12 Euro / erm. 9 Euro
Das Magazin zur Erlebnisausstellung ist erhältlich unter:
shop.landesmuseum.de (Museumsausgabe: 6 Euro).
Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
zum Bild oben:
Kassettenrecorder „Super Sound“, RR 240, Hersteller: Grundig Aktiengesellschaft, 1988, Fürth (BRD), Badisches Landesmuseum
© Badisches Landesmuseum, Foto: Peter Gaul | Mehr | | | |
| (c) Patrick Seeger/Stadt Freiburg | | | Auftakt des Terrors | Dokumentationszentrum Nationalsozialismus und der Lernort Kislau präsentieren Ausstellung über erste Konzentrationslager
Wann entstanden die ersten Konzentrationslager? Welche Funktion hatten sie? Welche Rolle spielten sie für die Menschen in Freiburg? Ab heute zeigt das Dokumentationszentrum Nationalsozialismus gemeinsam mit dem Lernort Kislau e. V. in der Meckelhalle der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau die Ausstellung „Auftakt des Terrors. Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“. Die Schau wurde anlässlich des 90. Jahrestags der „Reichstagsbrandverordnung“ erarbeitet und ist bis Dienstag, 12. September, zu sehen. Sie ist als Kooperationsprojekt der Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“ entstanden, in der sich 17 Bildungseinrichtungen aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengeschlossen haben.
Die Geschichte der „frühen Lager“, die oftmals nur wenige Monate bestanden, ist in der öffentlichen Wahrnehmung heute wenig bekannt. Mit der „Reichstagsbrandverordnung“ vom 28. Februar 1933 setzten die Nationalsozialisten die rechtsstaatliche Ordnung im Deutschen Reich außer Kraft und schufen die Legitimationsgrundlage für Willkür und Gewalt. Schon wenige Wochen später wurden in allen Teilen des Landes Konzentrationslager eingerichtet. Bei der Durchsetzung und Absicherung der NS-Diktatur kam diesen frühen Lagern eine zentrale Rolle zu: Politische Gegner sollten neutralisiert, gedemütigt und jeglicher Widerstand im Keim erstickt werden. Das nationalsozialistische Regime erprobte dort Instrumentarien der Gewalt. Der Weg in den millionenfachen Massenmord war damit zwar nicht vorgezeichnet – doch zumindest geebnet. Diese Orte markierten den „Auftakt des Terrors“.
An elf Themenstationen beleuchtet die Schau die Rolle und Funktion der Lager im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Ziel ist es, die Geschichte dieser Orte bekannt zu machen und Besucherinnen und Besucher für heutige antidemokratische Entwicklungen zu sensibilisieren. Ausgangspunkt bilden die 15 Lager, an die in den beteiligten Gedenkstätten erinnert wird. Sie stehen exemplarisch für mehr als 90 frühen Konzentrationslager im Deutschen Reich. Zahlreiche Biografien von Verfolgten bezeugen die Brutalität, die bereits für die Frühphase des NS-Regimes kennzeichnend war.
In Baden gab es drei solcher Lager, über die sich Interessierte informieren können: Ankenbuck bei Donaueschingen, Heuberg bei Stetten am kalten Markt und Kislau bei Heidelberg. Auch sie sollten den Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime in der Bevölkerung unterdrücken. Zu den Häftlingen zählten Politiker wie die Freiburger Stadträte und SPD-Mitglieder Stefan Meier (1889–1944) und Franz Geiler (1879–1948), aber auch Menschen, die aus sozialrassistischen und religiösen Gründen verfolgt wurden.
Seit Februar 2023 wird „Auftakt des Terrors“ bundesweit gezeigt. Als Schirmherrin firmiert Kulturstaatsministerin Claudia Roth MdB. Gefördert wurde die Schau durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ).
Die Meckelhalle im Sparkassen FinanzZentrum Freiburg, Kaiser-Joseph-Straße 186-190, ist von Montag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr,
donnerstags bis 18 Uhr, für Besuchende geöffnet. Der Eintritt ist kostenfrei. Für die Ausstellung wurde ein Begleitprogramm konzipiert, veröffentlicht unter www.freiburg.de/museen-kalender
Weitere Informationen gibt es unter www.nsdoku.freiburg.de und auf www.auftakt-des-terrors.de.
zum Bild oben:
Dokumentationzentrum Nationalsozialismus, „Auftakt des Terrors“,
Meckelhalle im Sparkassen FinanzZentrum Freiburg,
(c) Patrick Seeger/Stadt Freiburg | Mehr | | | |
| © Stadt Karlsruhe, Stefan Jehle | | | Sonderführungen zur Fayence-Ausstellung in der Durlacher Karlsburg | Kurator führt kommende Woche durch die Austellung / Am 12. August kostenlose Telefonführung
Fayencen – das sind besonders edle Krüge und Terrinen, entstanden und im Gebrauch zu einer Zeit, als es in Europa noch nicht möglich war, Porzellan herzustellen. Seit Juli gibt es zu Fayencen, die einst in Durlach produziert wurden, im Pfinzgaumuseum in der Durlacher Karlsburg eine Sonderausstellung.
Im Rahmen der Sonderausstellung „Aufgetischt! 300 Jahre Durlacher Fayencen“ werden jetzt zwei Sonderführungen angeboten. Am Mittwoch, 9. August, um 18 Uhr führt Kurator Dr. Ferdinand Leikam durch die Sonderausstellung und vermittelt spannende Einblicke in die faszinierende Welt der Fayencen.
Am Samstag, 12. August um 13 Uhr bietet das Pfinzgaumuseum eine kostenlose Telefonführung zur Sonderausstellung an. Bei diesem barrierefreien Angebot erfahren die Hörerinnen und Hörer Spannendes über die Herstellung und Vielfalt der berühmten Durlacher Fayencen. Bequem von Zuhause aus geht es per Telefon mit Eva Unterburg auf Entdeckungsreise durch die Räume mit den ausgestellten Kostbarkeiten.
Für die Führung am 9. August ist reguläre Eintrittspreis von 2 Euro, ermäßigt 1 Euro, zu entrichten. Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos bzw. im Eintrittspreis enthalten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Für die telefonische Führung ist die Teilnehmerzahl begrenzt, und eine Anmeldung bis spätestens 11. August unter stadtmuseum(at)kultur.karlsruhe.de oder 0721 133-4231 erforderlich.
In der Sonderausstellung werden ausgewählte Stücke der Durlacher Fayencemanufaktur gezeigt. In den über 100 Jahren ihres Bestehens waren ihre vielfältigen Produkte weit über Durlach hinaus bekannt und begehrt. Darüber hinaus vermittelt die Ausstellung Wissenswertes über den aufwändigen Herstellungsprozess der Fayencen sowie über Geschichte, Mitarbeiter und Kunden der Durlacher Manufaktur. Anlässlich des 300. Jahrestages seiner Gründung widmet das Pfinzgaumuseum diesem bedeutenden Durlacher Unternehmen noch bis zum 14. Januar eine Sonderausstellung.
Mehr Informationen zur Sonderausstellung und dem Begleitprogramm unter www.karlsruhe.de/pfinzgaumuseum. | Mehr | | | |
| | | | Veranstaltungstipps der Städtischen Museen Freiburg vom 7. bis 13. August | (Kalenderwoche 32)
Bitte beachten: Aktuelle Informationen zu Preisen und Tickets stehen auf www.freiburg.de/museen-tickets. Der Eintritt unter 27 Jahren sowie mit dem Museums-PASS-Musées ist frei.
Augustinermuseum
Führung: Wilhelm Hasemann und die Erfindung des Schwarzwalds
Idyllische Landschaften, stattliche Höfe und der Bollenhut – dieses Bild des Schwarzwalds ist heute allgegenwärtig. Wie der Maler Wilhelm Hasemann diese Motive im 19. Jahrhundert in Szene gesetzt hat, erfahren Interessierte bei einer Führung am Freitag, 11. August, um 17 Uhr durch die Ausstellung „Wilhelm Hasemann und die Erfindung des Schwarzwalds“ im Augustinermuseum am Augustinerplatz. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro plus 8 Euro Eintritt, ermäßigt 6 Euro.
Augustinerfreunde führen: Wandlungen des Porträts
Bei einer Führung am Sonntag, 13. August, um 11 Uhr durch die Dauerausstellung des Augustinermuseums am Augustinerplatz spricht Monika Schacherer vom Freundeskreis über die Veränderung des Porträts vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Die Teilnahme kostet den regulären Eintritt von 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt.
Haus der Graphischen Sammlung
Kunstpause: Ovids Metamorphose
Im Fokus einer Kurzführung am Mittwoch, 9. August, um 12.30 Uhr durch die Ausstellung „Verwandlung der Welt“ im Haus der Graphischen Sammlung, Salzstraße 32, stehen die Illustrationen des niederländischen Kupferstechers Hendrick Goltzius. Inspiriert von der Sammlung der mythischen Sagen fertigte Goltzius sein Werk an. Interessierte zahlen den regulären Eintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt.
Museum für Neue Kunst
Midissage: Schattenfuge
Eine Midissage zur Kurzausstellung „Schattenfuge“ der Künstlerin Brigitte von Savigny findet am Donnerstag, 10. August, um 18 Uhr im Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, statt. Die Präsentation ist von Dienstag, 1. August, bis Sonntag, 6. August, zu sehen und Teil einer Reihe: 22 lokale Künstlerinnen, Künstler und Kollektive bespielen jeweils eine Woche einen Raum der Ausstellung „Bis die Bude brummt“. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Workshop für Kinder: Ideenwerkstatt für kreative Köpfe
Bei einem Workshop für Kinder von 6 bis 8 Jahren am Samstag, 12. August, wird die Ausstellung „Bis die Bude brummt“ von 14 bis 15.30 Uhr zur Ideenwerkstatt. Das Museum für Neue Kunst tauscht die Werke in einem Ausstellungsraum regelmäßig aus – perfekt für immer neue Geschichten und Ideen. In der letzten halben Stunde präsentieren die kreativen Köpfe ihre Ergebnisse ihren Familien, Freundinnen und Freunden. Die Teilnahme ist für Kinder kostenfrei, Erwachsene zahlen den regulären Eintritt von 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Eine Anmeldung per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de ist bis Montag, 7. August, erforderlich.
Archäologisches Museum Colombischlössle
After Work: Auf den Spuren des Feldherrn Varus
Um einen kleinen Fund mit großer Aussagekraft geht es bei einer Feierabendführung am Mittwoch, 9. August, um 17.30 Uhr im Archäologischen Museum Colombischlössle, Rotteckring 5. Er stammt aus dem römischen Militärlager in Dangstetten am Rhein und führt auf die Spur des berühmten Feldherren Varus. Die Teilnahme kostet den regulären Eintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt.
Museum für Stadtgeschichte
Führung: Zünftig!
Von der Zunftlade bis zum Stiefel: Bei einer Führung am Sonntag, 13. August, um 12 Uhr im Museum für Stadtgeschichte, Münsterplatz 30, geht es um identitätsstiftende Objekte und Glasbilder, die von der Vielfalt und Bedeutung der Handwerkskunst in Freiburg erzählen. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro plus 3 Euro Eintritt, ermäßigt 2 Euro. Tickets gibt es im Online-Shop. | Mehr | | | |
| (c) Foto: Axel Killia / Augustinermuseum – Städtische Museen Freiburg | | | Die Erfindung des Schwarzwalds | Neue Ausstellung im Augustinermuseum blickt hinter den Mythos der Region
Der knallrote Bollenhut gilt heute als Markenzeichen des Schwarzwalds. Aber wer hat diese Kopfbedeckung so bekannt gemacht und damit auch das Bild der Region geprägt? Der aus Sachsen stammende Künstler Wilhelm Hasemann (1850–1913) war bei seiner ersten Reise in das kleine Dorf Gutach so entzückt von Landschaft, Menschen und Trachten, dass er sich dort niederließ und eine Malerkolonie gründete. Ab Samstag, 22. Juli, blicken Besuchende in der Ausstellung „Wilhelm Hasemann und die Erfindung des Schwarzwalds“ über seine Schultern. Bis Sonntag, 24. März 2024, zeigt die Schau, wie der Mythos von dunklen Wäldern, saftigen Wiesen, stattlichen Höfen und natürlich dem Bollenhut entstanden ist.
Wilhelm Hasemann war ein Meister der Inszenierung. Er komponierte seine Gemälde bis ins letzte Detail, wich dabei aber auch stets ein bisschen von der Realität ab. Unzählige Fotografien und Skizzen dienten ihm als Vorlagen. Auch wenn er einzelne Elemente immer wieder nutzte und unterschiedlich kombinierte – die reich verzierten Trachten und architektonisch ausgefeilten Höfe stellte er möglichst realistisch dar. Hier sah sich der Künstler als Hüter der Tradition und ihm war an einer exakten Überlieferung gelegen. Besonders spannend: Der eigentlich nur in Gutach, Kirnbach und Reichenbach getragene Bollenhut und die zugehörige Tracht waren gar nicht seine Lieblingsmodelle. Die mit Goldfäden bestickte Haube der Mühlenbacher Tracht taucht in seinen Bildern noch häufiger auf.
Hasemann inszenierte Bauernhäuser mit den prominent weit nach unten ragenden Dächern, einen Brautzug in tiefverschneiten Wäldern und rotwangige junge Frauen mit traditioneller Kleidung. In seinen Gemälden entwarf er mit viel künstlerischem Geschick Gutach und die Region als einen Ort, der von dem industriellen und technischen Fortschritt völlig unberührt zu sein scheint. Jutta Götzmann, Leitende Direktorin der Städtischen Museen Freiburg, sagt: „Wir freuen uns sehr, dass wir Hasemanns künstlerischen Prozess in 14 Themenbereichen so anschaulich zeigen können. Das gelingt uns auch dank zahlreicher Leihgaben von persönlicher Korrespondenz des Künstlers über idyllische Landschaftsbilder bis hin zu detaillierten Porträtgemälden.“
Zu sehen sind 65 Gemälde, zahlreiche Reprofotografien, Vorstudien, Zeichnungen und Skizzen, Buchillustrationen und Postkarten. Hasemanns Arbeitsweise offenbart erstaunliche Parallelen zu den sozialen Medien der Gegenwart mit Filterfunktionen, Optimierungswahn und der Jagd nach dem perfekten Bild. Würde er heute leben, hätte er vermutlich ein makelloses Online-Profil. Und womöglich wäre er an einem regen Austausch interessiert. Denn er produzierte nicht nur unzählige Postkarten für ein breites Publikum – originale Korrespondenzen zeigen in der Ausstellung auch, dass die Meinung seiner Auftraggeberinnen, Auftraggeber und der Familie für Hasemann sehr wichtig waren.
Besucherinnen und Besucher haben an verschiedenen Stationen die Möglichkeit, in Hasemanns Kunstwerke einzutauchen: Ausgestellt sind originale Trachtenstücke, die Hasemann für die Ausstattung seiner Modelle nutzte, und Fotografien, die den Künstler bei der Arbeit zeigen. Ob vor Ort oder per Instagram – eine virtuelle Hutstation lädt Interessierte ein, selbst einen Strohzylinder oder einen Bollenhut anzuprobieren. Aber auch die liebste Atelier-Kulisse des Malers, ein „Herrgottswinkel“, findet sich als begehbarer, eigens von den Zentralen Werkstätten hergestellter Nachbau wieder und lädt Neugierige ein, sich selbst zu inszenieren.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Mirja Straub, zuständig für den Bereich Malerei und Plastik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts am Augustinermuseum. Vielfältige Bildungsangebote, Veranstaltungen und Führungen begleiten die Schau. Familien mit Kindern können mit einem Rallye-Heft, konzipiert durch die Referentin für Kunstvermittlung Beate Reutter, auf Spurensuche gehen.
Der Katalog zur Sonderausstellung ist im Imhof Verlag erschienen und für 26,95 Euro im Museumsshop oder im Online-Shop der Städtischen Museen Freiburg und für 29,95 Euro im Buchhandel erhältlich. Das Augustinermuseum am Augustinerplatz ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und freitags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 27 Jahren, Mitglieder des Freundeskreises und mit Museums-Pass-Musées ist der Eintritt frei.
Alle Veranstaltungen gibt es unter freiburg.de/hasemann. Der eigens für die Ausstellung entwickelte Hutfilter ist auf den Social-Media-Kanälen des Augustinermuseums ab sofort verfügbar: instagram.com/augustinermuseumfreiburg und facebook.com/augustinermuseum
zum Bild oben:
Wilhelm Hasemann: Gutacherin mit Bollenhut, nach 1880, Sammlung Goiny
(c) Foto: Axel Killia / Augustinermuseum – Städtische Museen Freiburg | Mehr | | | |
| | | | Veranstaltungstipps der Städtischen Museen Freiburg vom 31. Juli bis 6. August | (Kalenderwoche 31)
Bitte beachten: Aktuelle Informationen zu Preisen und Tickets stehen auf www.freiburg.de/museen-tickets. Der Eintritt unter 27 Jahren sowie mit dem Museums-PASS-Musées ist frei.
Augustinermuseum
Orgelmusik im Augustinermuseum
Auf dem größten Ausstellungsobjekt des Augustinermuseums am Augustinerplatz, der Welte-Orgel, spielt Tomoyo Inoue von der Hochschule für Musik Freiburg am Freitag, 4. August, um 18 Uhr ausgewählte Stücke. Das Konzert kostet den regulären Eintritt von 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt.
Führung – Wilhelm Hasemann und die Erfindung des Schwarzwalds Idyllische Landschaften, stattliche Höfe und der Bollenhut – dieses Bild des Schwarzwalds ist heute allgegenwärtig. Wie der Maler Wilhelm Hasemann diese Motive im 19. Jahrhundert malerisch in Szene gesetzt hat, erfahren Interessierte am Sonntag, 6. August, um 10.30 Uhr bei einer Führung durch die Ausstellung „Wilhelm Hasemann und die Erfindung des Schwarzwalds“ im Augustinermuseum am Augustinerplatz. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro plus Eintritt von 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Die Teilnahmezahl ist begrenzt. Tickets gibt es im Online-Shop.
Haus der Graphischen Sammlung
Führung: Verwandlung der Welt
Erzählerische Darstellungen, spielerische Neuschöpfungen und große Dynamik zeichnen das Werk von Hendrick Goltzius aus. Bei einer Führung am Samstag, 5. August, um 15 Uhr durch die Ausstellung „Verwandlung der Welt – Meisterblätter von Hendrick Goltzius“ im Haus der Graphischen Sammlung, Salzstraße 32, erfahren Interessierte mehr über den niederländischen Kupferstecher. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro plus 5 Euro Eintritt, ermäßigt 3 Euro.
Museum für Neue Kunst
Workshop: UP TILL DAWN
Bei einem Workshop am Donnerstag, 3. August, mit den Musikern Alex Nebe und Marcel Nantcha erfahren Interessierte von 16.30 Uhr bis 18 Uhr im Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, wie ein Song vom „Beatmaking“ bis zur finalen Aufnahme entsteht. Der kostenfreie Workshop ist Teil der Ausstellung „Bis die Bude brummt“. Plätze können nur im Online-Shop reserviert werden. Treffpunkt ist die Museumskasse.
Midissage: Aus (-Umzug)
Eine Midissage zur Kurzausstellung „Aus (-Umzug)“ von Jörg Siegle findet am Donnerstag, 3. August, um 18 Uhr im Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, statt. Die Präsentation ist von Dienstag, 1. August, bis Sonntag, 6. August, zu sehen und Teil einer Reihe: 22 lokale Künstlerinnen, Künstler und Kollektive bespielen jeweils eine Woche einen Raum der Ausstellung „Bis die Bude brummt“. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Archäologisches Museum Colombischlössle
Führung: Keltische Kostbarkeiten
Bei einer Führung am Sonntag, 6. August, um 12 Uhr im Archäologischen Museum Colombischlössle, Rotteckring 5, geht es um keltische Kostbarkeiten. Von der ältesten Glasschale bis zum Toilettenbesteck verraten eisenzeitliche Funde spannende Geschichten über den Lebensstil der keltischen Prominenz am Oberrhein. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro plus 5 Euro Eintritt, ermäßigt 3 Euro. | Mehr | | | |
| | | | Führung durch Dauerausstellung im Pfinzgaumuseum Karlsruhe | Thema ist der Durlacher Maler Karl Weysser
Bei der Themenführung am Sonntag, den 30. Juli, um 15 Uhr stellt Susanne Stephan-Kabierske den 1833 in Durlach geborenen Künstler Karl Weysser, dessen Leben und Schaffen vor. Bei einem Rundgang durch die Dauerausstellung des Pfinzgaumuseum in der Karlsburg wird das Stadtbild eines vergangenen Durlachs durch die Werke Weyssers für die Besucherinnen und Besucher wieder erlebbar.
Die Führung ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Mehr Informationen zu den Ausstellungen und Veranstaltungen im Pfinzgaumuseum gibt es online | Mehr | | | |
| | | | Drei neue Ausstellungen in der Städtischen Galerie Karlsruhe | Am 28. Juli Eröffnung und Preisverleihung / Zeitreise durch Bestände der Galerie
Die Städtische Galerie Karlsruhe ist zurück – seit April war sie sanierungsbedingt geschlossen. Gleich drei Ausstellungen eröffnet das Haus am Freitag, 28. Juli, um 18 Uhr und lädt dabei unter anderem zu einer Zeitreise durch die eigenen Bestände ein.
zwischenräume | Ulla von Brandenburg "It Has a Golden Sun and an Elderly Grey Moon"
Ulla von Brandenburgs Werke greifen auf eine Reihe historischer Referenzen zurück, darunter das moderne Theater, Volkstraditionen und Architekturen. In der von Stefanie Patruno, Leiterin der Städtischen Galerie, kuratierten Ausstellung wird der Lichthof der Städtischen Galerie Karlsruhe zur Bühne für eine Installation, in der sich Film, Performance und Architektur miteinander verbinden. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, sich durch dieses Setting zu bewegen. Die verschiedenen Holz-, Textil- und Keramikobjekte, die wie Theaterrequisiten im Raum verteilt sind, zeigen Ulla von Brandenburgs Beschäftigung mit vielerlei Traditionen und Bräuchen.
Zugleich wird eine Ausstellungswand zur Projektionsfläche für den gleichnamigen 16mm-Film "It Has a Golden Sun and an Elderly Grey Moon". Der Film umkreist Themen, die auch in ihren anderen Arbeiten wiederkehren: Farbe, Rituale, Bewegung, Treppen und Textilien. Die Verwendung von farbigen Stoffen, Vorhängen und Kostümen ist überdies narrativer Faden der weiteren acht in der Ausstellung präsentierten Filme, die zwischen 2009 und 2022 entstanden sind.
Am Samstag, 21. Oktober, findet um 17 Uhr ein Künstlergespräch mit Ulla von Brandenburg und Stefanie Patruno statt. | Mehr | | | |
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