|
Buchtipps
| | | Buchtipp: Juli Zeh "Die Diktatur der Demokraten" | Warum ohne Recht kein Staat zu machen ist
Stolperfallen fürs Statebuilding
Wenn der Krieg aus ist, kommen die Bürokraten: Demokratieaufbau gehört mittlerweile zu den Standardstrategien der internationalen Staatengemeinschaft. Die Hoffnung ist groß, auf diese Weise Länder zu befrieden, deren institutionelle Infrastruktur zerstört ist.
Doch unterläuft der Staatengemeinschaft dabei ein kapitaler Denkfehler: Bei der Schaffung demokratischer Strukturen bedient sie sich undemokratischer Mittel. In der Praxis verkörpern sich diese im Chef der jeweiligen Mission, der über quasimonarchische Vollmachten verfügt. Die neuen demokratischen Freiheiten werden den Bürgern durch eine autoritäre Regierungsform nahegebracht. Sie haben, stellt Juli Zeh fest, keine Möglichkeit, sich auf dem Rechtsweg gegen Willkürakte zu wehren – das allein stellt schon eine Menschenrechtsverletzung dar. So verspielt die Übergangsverwaltung Vertrauen bei der Bevölkerung.
Zeh plädiert dafür, die Erlasse einer Übergangsverwaltung supranationalem Recht zuzuordnen. Damit würde das Übergangsrecht zur selben Kategorie wie das EU-Recht gehören, und es entstünde etwas mehr Rechtssicherheit für die Bürger. Weit über juristische Fragen hinaus verhandelt Zeh hier politische Grundsätze: Wenn die Staatengemeinschaft ihre rechtsstaatlichen Ideale verrät, kann Demokratieaufbau nicht gelingen.
Koerber-Stiftung 2012, 208 Seiten, EUR 14,00 (D)
ISBN: 978-3-89684-095-0 | | | | |
| | | | Buchtipp: Christian Welzbacher "Meine Welt ist nicht von Pappe" | Ein Paul Scheerbart-Lesebuch
Anders als in Brehmers »Die Welt in 100 Jahren«, das 1910 erschien, galt Paul Scheerbarts Interesse nicht wissenschaftlich fundierten Zukunftsszenarien, sondern dem Urgrund des Seins. Des Menschen Größe wie seine Kleinheit verdichtet er literarisch im Zentrum seines Werks und in der Öffentlichkeit stellt er beides durch die eigene Person zur Schau. Scheerbarts Lebens- und Arbeitsstil als Bohemien und heiliger Trinker galt Zeitgenossen als Naturereignis.
Doch Paul Scheerbart, geboren 1863 in Danzig, gestorben 1915 in Berlin, gehörte trotz seiner Trinkerei zur intellektuellen Elite der Weimarer Zeit. Er saß in der Tafelrunde von August Strindberg, die sich regelmäßig im »Schwarzen Ferkel« traf und zu der auch Knut Hamsun, Richard Dehmel und Edvard Munch gehörten. Er ließ sich am berühmten »Verbrechertisch« von Otto Erich Hartleben nieder und verkehrte mit Johannes Trojahn, dem Herausgeber des Kladderadatsch. Er war befreundet mit Herwarth Walden und Alfred Kubin, mit Bruno Taut und seinen Mitstreitern von der »Gläsernen Kette«.
Neben seinen Aufzeichnungen zum »Perpetuum Mobile, seinen Notizen über die »Glasarchitektur« und seiner Flugschrift zum »Luftmilitarismus« finden wir in diesem Band auch einige Texte von Freunden und Bewunderern, u. a. von Erich Mühsam, Walter Benjamin und Ernst Rowohlt.
Parthas Verlag 2012, 240 Seiten, EUR 19,90
ISBN: 978-3-86964-062-4 | | | | |
| | | | Buchtipp: F.K. Waechter "Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein" | »Utopie trifft sich mit Idylle, Menschenliebe mit mildem Sarkasmus. Diese wahren Märchen, die F. K. Waechter in seinem unverwechselbaren Stil gezeichnet hat, sollte sich jeder gönnen, der meint, er hätte Humor.« Frankfurter Rundschau
1978 erscheint ›Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein‹ – und wird zum Bestseller des Jahres. Zunächst spürt man den Erfolg an einer unschönen Begleiterscheinung: Es taucht ein Raubdruck auf. Das Branchenmagazin ›Buchreport‹, das für den ›Spiegel‹ die Bestsellerliste erstellt, merkt nicht, wie schnell sich Auflage um Auflage verkauft. Als das Buch dann endlich auf der Liste berücksichtigt wird, bleibt es 112 Wochen unter den ersten fünfzig – im Bereich Belletristik. Allein bis Weihnachten werden von ›WGWKS‹, wie das Buch von vielen Buchhändlern abgekürzt bestellt wird, über 50 000 Exemplare verkauft. Nur Waechter selbst ärgert sich, denn das Buch ist ein weit größerer Erfolg als alle nachfolgenden Bücher, die, so Waechter, »viel besser gezeichnet sind!«
Diogenes 2012, 120 Seiten, EUR (D) 15.00 (A) 15,50 / sFR 22.00
ISBN 978-3-257-02118-9 | | | | |
| | | | Buchtipp: "Schmerztherapie: Hilfe, wenn es weh tut" | Physiotherapie, Bäder, Akupunktur oder Strahlentherapie. Menschen mit chronischen Schmerzen haben oft schon viele Therapieversuche hinter sich. Häufig ohne Erfolg. „Schmerztherapie“ der Stiftung Warentest zeigt auf, bei welchen Schmerzformen welche Behandlung überhaupt Sinn mach, wo ihre Chancen, aber auch ihre Risiken liegen.
Fast jeder dritte Deutsche wird regelmäßig von Schmerzattacken geplagt. Nicht alle Patienten erhalten die für sie passende Therapie, und noch immer sind nicht alle Ärzte ausreichend sensibilisiert und ausgebildet, um dem Schmerz wirksam entgegenzutreten. Viele behandeln Schmerzen ausschließlich medikamentös. Doch oft ist es eine Kombination aus physikalischer, manueller, psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlung, die zum Erfolg führt und meistens kann man sogar vollständig auf die dauerhafte Einnahme von Medikamenten verzichten, wenn man alle anderen Möglichkeiten ausreizt.
Eigeninitiative ist bei vielen chronischen Schmerzerkrankungen wichtig. Das Buch will dazu ermutigen, aktiv zu werden: Mit Entspannungsübungen, Wellness und Bewegung. Schmerztherapie ist ein unverzichtbarer Ratgeber für Betroffene, die konstruktive Hilfe suchen.
Der Autor Dr. med. Thomas Bißwanger-Heim ist Wissenschaftsjournalist und lebt in Freiburg.
„Schmerztherapie“ ist seit dem 18. September 2012 im Handel erhältlich oder kann online bestellt werden unter www.test.de/schmerztherapie.
Stiftung Warentest 2012, 208 Seiten, EUR 16,90
ISBN: 978-3-86851-131-4 | Mehr | | | |
| | | | Buchtipp: Jakob Arjouni "Mehr Bier" | Kayankayas zweiter Fall
Vier Mitglieder der ›Ökologischen Front‹ sind wegen Mordes an dem Vorstandsvorsitzenden der ›Rheinmainfarben-Werke‹ angeklagt. Zwar geben die vier zu, in der fraglichen Nacht einen Sprengstoffanschlag verübt zu haben, bestreiten aber jede Verbindung mit dem Mord. Nach Zeugenaussagen waren an dem Anschlag fünf Personen beteiligt. Privatdetektiv Kemal Kayankaya soll den verschwundenen fünften Mann zu finden.
Diogenes Verlag 2012, 176 Seiten, EUR 9,90 (D), 10,20 (A) / sFR 14,90
ISBN 978-3-257-21545-8 | | | | |
| | | | Buchtipp: Hanno Millesi "Granturismo" | Autor und Protagonist eines Reiseromans geraten in Konflikt miteinander, als die erfundene Figur im selben Maße Anspruch auf reale Phänomene erhebt, wie sich ihr Schöpfer mit den Tücken einer von ihm selbst kreierten Welt herumschlagen muss.
Während ein kleiner Angestellter eine krisenbedingte berufliche Freistellung dazu nützt, sich den lebenslang gehegten Traum von jenem Aufbruch ohne ein bestimmtes Ziel, jener Reise um des Reisens willen, zu erfüllen, für die er bislang weder Zeit noch Mut aufgebracht hat, schickt ihn ein Schriftsteller als Hauptfigur seines Prosatextes auf eben jene große Fahrt. Von diesem Moment an werden die Fährnisse des einen zu Unannehmlichkeiten für den anderen. Ihre Wege kreuzen sich: Versiegt die Reiselust, wird die Romanfigur unbrauchbar, lässt der Hunger nach Abenteuern nach, liegt das mitunter an der Erfindungsgabe des Autors.
Granturismo erzählt vom Entstehen und Scheitern eines Reiseromans. Wir begleiten den Protagonisten auf den skurrilsten Passagen seiner Fahrt, werden Zeugen überraschender Begegnungen und folgenschwerer Irrtümer. Ob mit todesverachtenden Liebespaaren, Seelenverkäufern mit angeknackstem Selbstbewusstsein oder längst verstorbenen Personen konfrontiert, sobald sich der Reisende gezwungen sieht, eine Atempause einzulegen, wendet sich sein Erfinder der eigenen Umgebung zu und avanciert auf diese Weise zum Helden einer ganz anderen, seiner "eigenen" Geschichte, die immer lebendigere Ausmaße annimmt.
Luftschacht Verlag 2012, 232 Seiten, EUR 21.30 [D], € 21.90 [A]
ISBN 978-3-902844-11-8 | | | | |
| | | | Buchtipp: Martin Blath und Elke Herbst "Wohnst du schon oder lachst du noch?" | Die witzigsten Immobilienanzeigen
Mit zahlreichen Illustrationen von Thomas Plaßma
Als Elke Herbst und Martin Blath vor einiger Zeit auf Wohnungssuche waren, studierten sie Unmengen von Immobilienanzeigen – und stießen dabei auf Perlen der Poesie. Rätselhaftes, Erfrischendes und vor allem Witziges: Im Formulieren von Wohnungsannoncen toben sich Makler und Vermieter oft so richtig aus. In diesem Buch werden Schätze ihrer Dichtkunst gehoben. Oft sind sie so schräg und überraschend, dass man sich nur verwundert die Augen reiben kann – vor allem, wenn man selbst gerade eine Wohnung sucht. Dieses Buch stellt die lustigsten Anzeigen vor. Zum Staunen und Lachen.
Kiepenheuer & Witsch 2012, 240 Seiten, EUR (D) 7,99, (A) 8,30 / sFR 11,90
ISBN: 978-3-462-04474-4 | | | | |
| | | | Buchtipp: Eva Lohmann "Kuckucksmädchen" | Wann haben wir eigentlich angefangen, abends zu kochen, statt zu vögeln?
Was tun, wenn alle um einen herum sesshaft werden? Für Wanda, gerade 30, gibt es nur eine Lösung: Schauen, ob sie den Besten abgekriegt hat! Nach »Acht Wochen verrückt« der neue Roman von Eva Lohmann – über die »Generation Option« und ihre Jagd nach dem vollkommenen Glück.
Wanda ist 30. Und die Zeit? Sie rennt und rennt, während Wanda faul herumsteht und darauf wartet, dass das Leben beginnt. Also das echte. Aber da ist nur der Mann, der auch schon die letzten Jahre da war, und der nun fragt, ob das, was ist, jetzt für immer ist... Plötzlich merkt Wanda, dass das schon das echte Leben und gar keine Probe mehr ist. Aber soll sie jetzt wie all ihre Freunde sesshaft werden? Mit Jonathan in die Altbauwohnung ihrer verstorbenen Großeltern ziehen? Das kann sie nicht. Schon deshalb nicht, weil sie professionelle Haushaltsauflöserin ist und also vom Ende aller Beziehungen lebt. Außerdem quält sie die Frage, wie das Leben mit einem anderen Mann verlaufen würde? Wanda will die perfekte Entscheidung treffen und setzt sich in die gemachten Nester ihrer Exfreunde: in Max' buntes Bullerbü mit Anouk und in Phillips lauwarmes Spießervergnügen mit Larissa. Doch dann läuft das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe Ilya aus dem Ruder, und Wanda stellt fest: Die Antwort liegt nicht bei den Männern, sondern ganz allein bei ihr ...
Piper Verlag 2012, 176 Seiten, EUR 16,99 [D], 17,50 [A] / sFR 24,90
ISBN: 9783492055468 | | | | |
|
Seite 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311
|
|
|