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Museums - und Ausstellungstipps
| | | Ausstellungstipp: DIE WELT VON OBEN | Der Traum vom Fliegen im 19. Jahrhundert
Museum LA8, Baden-Baden
bis 8. März 2020
Seit dem 28. September zeigt das Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts die Ausstellung „DIE WELT VON OBEN. Der Traum vom Fliegen im 19. Jahrhundert“. Das Fliegen hat Künstler und Techniker aller Epochen beschäftigt. Die Ausstellung zeigt Gemälde, Fotografien, Maschinen, Modelle und Pläne aus dem Zeitalter, in dem das Fliegen technische Realität wurde: dem 19. Jahrhundert. Die Menschen hatten lange nur davon träumen können, sich die Flugtechnik der Vögel anzueignen und das göttliche Gefühl zu genießen, die Welt von oben zu betrachten. Der endgültige Durchbruch vom Traum zur technischen Realität des freien Flugs durch die Lüfte gelang Otto Lilienthal (1848–1896) zu Beginn der 1890er Jahre. Die der Vogelschwinge nachgeformte Tragfläche war für Lilienthal der Ausgangspunkt, der zu den ersten erfolgreichen Gleitflügen und zur Entdeckung der bis heute angewandten Prinzipien des Auftriebs führte. Was den Gedankenflug der Künstler das gesamte 19. Jahrhundert hindurch beflügelt hatte, wurde zur revolutionären Techniktatsache: Zeit und Raum stehen nicht mehr fest, mit dem Flugzeug relativiert sich alles. Lange war der Himmel den Vögeln und den Göttern vorbehalten. Dädalus wagte das mythische Abenteuer, Vogelschwingen nachzubauen, um seiner Gefangenschaft auf dem Luftweg zu entkommen. Das himmlische Privileg der antiken Götter und der christlichen Heiligen bestand aus ihrem souveränen Gleiten durch die Lüfte, ihrer mühelosen Überwindung aller Schwerkraft. Auch Götterboten, Engel, Genien und Eroten schweben durch die Lüfte, manchmal gestört durch Dämonen und Hexen. Diese Luftwelt hatten stets die Künstler zugänglich gemacht – bis die Piloten kamen. Die Fliegerei zog weltweit viele unternehmungslustige und tollkühne Männer an – und viele mutige Frauen wie etwa Melli Beese, der es zeitweise gelang, sich als Flugpionierin und Unternehmerin von der beengten Frauenrolle um 1900 zu befreien.
In der Ausstellung sind unter anderem Werke von Francisco de Goya, Hans Thoma, Honoré Daumier und Max Klinger zu sehen. Den wenig bekannten Flugexperimenten des berühmten Malers Arnold Böcklin wird erstmals breiter Raum gegeben. Die Künste hatten jahrhundertelang die unerfüllbar scheinende Sehnsucht vom menschlichen Flug durch die Lüfte beschworen. Bemerkenswert ist, wie intensiv diese Sehnsucht auch nach der technischen Realisierung des Traums vom Fliegen blieb. Die Pionierflüge Otto Lilienthals begeisterten die Fotografen, was zu spektakulären Zeugnissen dieser Technikrevolution führte. Der als Fabrikant, Erfinder, Spielzeugentwickler und Theatergründer tätige Lilienthal erweist sich als eine Schlüsselfigur des 19. Jahrhunderts. Das nach ihm benannte Museum in Anklam ist Kooperationspartner der Ausstellung. Ergänzt durch viele Leihgaben aus öffentlichen und privatenSammlungen, bietet die Gesamtschau ein breites Panorama von Flugtraum und Flugwirklichkeit im 19. Jahrhundert. | Mehr | | | |
| | | | Veranstaltungstipps der Städtischen Museen Freiburg von 7. bis 13. Oktober | Augustinermuseum
Hinweis: Derzeit laufen im Augustinermuseum Untersuchungen am Bau. Deshalb ist das Dachgeschoss nicht zugänglich. Es gilt ein reduzierter Eintrittspreis von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, die Sonderausstellung ist ausgenommen.
Kunstpause: Der Amor von Hans Baldung Grien
Baldungs „Amor“ steht im Fokus einer Kurzführung mit Museumsleiter Tilmann von Stockhausen am Mittwoch, 9. Oktober, um 12.30 Uhr im Augustinermuseum am Augustinerplatz. Die Teilnahme kostet den regulären Eintritt von 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Haus der Graphischen Sammlung
Führung: Chinesisches Porzellan
Um chinesisches Porzellan geht es bei einer Führung am Sonntag, 13. Oktober, um 11 Uhr im Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum, Salzstraße 32. Dort zeigt die Ausstellung „China Europa“ in den Vitrinen der Kleinodientreppe wertvolle Werke aus Fernost. Die Schau findet in Kooperation mit dem Konfuzius-Institut der Universität Freiburg statt. Die Teilnahme an der Führung ist kostenfrei.
Museum für Stadtgeschichte
Kurzgeschichten: Wolkenkratzer des Mittelalters
Um „Wolkenkratzer des Mittelalters“ geht es bei einer Kurzführung am Freitag, 11. Oktober, um 12.30 Uhr im Museum für Stadtgeschichte, Münsterplatz 30. Anfang des 14. Jahrhunderts war das Freiburger Münster eines der drei höchsten Gebäude der Welt. Mit welchen Mitteln die Baumeister und Handwerker diese Kathedrale erbauten, erfahren Besucherinnen und Besucher beim Blick auf das dreidimensionale Modell. Wer teilnehmen möchte, zahlt 2 Euro; dazu kommt der Eintritt von 3 Euro, ermäßigt 2 Euro.
Museum für Neue Kunst
Multimediainstallation: Scherer-Momente
Eva Rugel stellt am Donnerstag, 10. Oktober, um 16.30 Uhr ihre Multimediainstallation „Scherer-Momente“ im Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, vor. Das Projekt ist Teil der Ausstellung „Expressionist Scherer“. Die Teilnahme kostet 2 Euro; dazu kommt der Eintritt von 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Der Expressionist Scherer
Eine Führung durch die Ausstellung „Expressionist Scherer“ findet am Sonntag, 13. Oktober, um 15 Uhr im Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, statt. Die Teilnahme kostet 2 Euro; zuzüglich Eintritt von 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Archäologisches Museum Colombischlössle
Insiderwissen: Weltweit vernetzt?
„Weltweit vernetzt“ ist der Titel einer Kurzführung mit der Museumsleiterin Beate Grimmer-Dehn am Mittwoch, 9. Oktober, um 12.30 Uhr im Archäologischen Museum Colombischlössle, Rotteckring 5. Weltweiter Handel ist kein Phänomen der Gegenwart. Faszinierende Funde aus keltischer und römischer Zeit erzählen Besucherinnen und Besuchern davon, wie vernetzt die Menschen am Oberrhein bereits vor 2.000 Jahren waren. Wer teilnehmen möchte, zahlt den regulären Eintritt von 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Museum Natur und Mensch
Pilzberatung
Giftpilz oder Gaumenschmaus? Pilzsammlerinnen undsammler können ihre Funde am Montag, 7. Oktober, von 16 bis 18 Uhr im Museum Natur und Mensch, Gerberau 32, den Expertinnen Annika Stobbe und Veronika Wähnert vorlegen und sich informieren. Die Teilnahme kostet 3 Euro. | | | | |
| | | | Ausstellung „Nebenan. Die Nachbarschaften der Lager Auschwitz I-III“ | Im Tagungszentrum „Haus auf der Alb“ in Bad Urach ab 7. Oktober 2019 zu sehen
Auschwitz ist ein vielfach ausgeleuchteter Ort, seit Jahrzehnten erforscht, von Millionen Besuchern jedes Jahr besichtigt. Trotzdem existiert im unmittelbaren Umfeld des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau 75 Jahre nach dessen Befreiung eine fast unbekannte Sphäre: die Lebenswelt von Menschen, die aufgrund historischer und biographischer Fügung zu Nachbarn dieser Schreckensorte geworden sind.
Die Ausstellung „Nebenan. Die Nachbarschaften der Lager Auschwitz I-III“, ab 7. Oktober 2019 im Tagungszentrum „Haus auf der Alb“ der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB) zu sehen, zeigt 90 Bilder der Stuttgarter Fotografen Kai Loges und Andreas Langen („die arge lola“). Sie haben den Alltag der Menschen im heutigen Oswiecim dokumentiert. Im unmittelbaren Umfeld des ehemaligen Lagergeländes ist bei wiederholten Reisen an den Ort eines ebenso unfassbaren wie einzigartigen Menschheitsverbrechens eine große Sammlung von Bildern der einstigen Schauplätze und der Einwohner heute entstanden. Zur Ausstellung, die zur Reflexion über den historischen Ort Auschwitz anregt und weiterführende Fragen aufwirft, gehören umfangreiche Texte der Bildautoren. Sie ergänzen das visuelle Material.
In Auschwitz fielen mehr als 1,1 Millionen Menschen den Nationalsozialisten zum Opfer. Die meisten waren Juden aus Deutschland und anderen Ländern Europas. Es gab aber auch viele andere Opfergruppen, so etwa Sinti und Roma, nichtjüdische Polen oder sowjetische Kriegsgefangene.
Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg präsentiert die Ausstellung „Nebenan. Die Nachbarschaften der Lager Auschwitz I-III“ in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in Baden-Württemberg (LAGG). Sie ist im LpB-Tagungszentrum „Haus auf der Alb“ vom 7. Oktober 2019 bis 2. Februar 2020 werktags von 9 bis 16 Uhr zu sehen, an Wochenenden von 9 bis 13 Uhr. Nicht zugänglich ist sie am 4. November, am 17. Dezember sowie vom 21. Dezember 2019 bis 6. Januar 2020. Der Eintritt ist frei. Bei Besuchen von Gruppen ab 20 Personen bitten wir um Anmeldung.
Zum Abschluss der Ausstellung wird im Haus auf der Alb am 1. und 2. Februar 2020 die Tagung „Auschwitz heute. 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau“ stattfinden. Nähere Informationen finden Sie onlline ... | Mehr | | | |
| | | | Karlsruhe: Auf den Spuren der Turmberg-Gastwirtschaften | Rundgang mit Susanne Stephan-Kabierske
Auf die Spuren der Turmberg-Gastwirtschaften begibt sich Susanne Stephan-Kabierske am Mittwoch, 9. Oktober, um 17 Uhr bei einem 1,5-stündigen Rundgang. Dieser führt auf dem Gipfelplateau zu ehemaligen und noch bestehenden Gaststätten und vermittelt Wissenswertes über die Geschichte der Betriebe sowie zur Turmbergbahn, mit der es aufwärts geht.
Treffpunkt ist an der Talstation der Turmbergbahn, Kosten fallen für die Turmbergbahn-Fahrkarte an. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Sonderausstellung "Durlach: Der Turmberg ruft!" des Pfinzgaumuseums in der Karlsburg Durlach statt. | Mehr | | | |
| | | | Karlsruhe: Nachkriegskunst und Kinderwerkstatt | Ausstellungsführungen in der Städtischen Galerie
In der Ausstellung "Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe" der Städtischen Galerie, Lorenzstraße 27, gibt es am Freitag, 4. Oktober, 16 Uhr, am Sonntag, 6. Oktober, 15 Uhr, Und am Mittwoch, 9. Oktober, 11 Uhr, einstündige Führungen und am Donnerstag, 10. Oktober, 12.15 Uhr, eine halbstündige Führung. Am Sonntag, 6. Oktober, hat außerdem von 15 bis 16.30 Uhr die Kinderwerkstatt mit dem Thema "Im Feuerwerk der Farben - Wenn Bilder explodieren" geöffnet. | Mehr | | | |
| | | | Ausstellungstipp: Robin Rhode. Memory Is The Weapon | Kunstmuseum Wolfsburg
bis 9. Februar 2020
Der südafrikanische Künstler Robin Rhode (*1976) verlagert visualisierte Kurzgeschichten auf die Wand, interagiert in einem performativen Akt mit ihnen und hält dies fotografisch fest. Damit hat er sich international einen Namen gemacht. Zwölf Jahre nach seiner ersten und bisher einzigen musealen Einzelausstellung in Deutschland zeigt das Kunstmuseum Wolfsburg mit rund fünfzig Arbeiten den bis dato umfassendsten Überblick über sein Werk. Das Spektrum der zwischen 2000 und 2019 entstandenen Arbeiten reicht von Fotografie, digitalen Animationen und Super-8-Filmen über Performances. | Mehr | | | |
| | | | DENKRAUM DEUTSCHLAND | Zwischennutzung eines Ausstellungssaals in der Pinakothek der Moderne:
Austausch über die politische Dimension künstlerischen Arbeitens
Pinakothek der Moderne, München
bis 06.10.2019
Ein experimentelles Denklabor lädt zum Austausch mit KünstlerInnen, DesignerInnen und ArchitektInnen ein. Eine Woche lang nähern wir uns der Frage, was die politische Dimension künstlerischen Arbeitens ausmachen könnte. Denn jedes künstlerische Schaffen ist letztlich eine Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und den Bedingungen unseres Zusammenlebens. Somit handeln alle Künstler politisch, ob bewusst oder unbewusst. Nach dem Vorbild von Joseph Beuys wird das Museum zum Ort des gesellschaftlichen Dialogs.
In Workshops mit MuseumsmitarbeiterInnen und MuseumsbesucherInnen wurden Themen erarbeitet, die die Öffentlichkeit aktuell bewegen. Jetzt ist im DENKRAUM DEUTSCHLAND zu erleben, wie KünstlerInnen, DesignerInnen und ArchitektInnen damit umgehen. Mit Beiträgen u. a. von Gabi Blum, Friedrich von Borries, Michael Friedel, Moritz Hauthaler, Paul Huf, Mehmet & Kazim, Beate Passow, Mario Pfeifer, Milana Schoeller, Johannes Stüttgen.
Das Projekt DENKRAUM DEUTSCHLAND findet im Rahmen der Programmreihe Togetthere_Xperience der Kunstvermittlung in der Pinakothek der Moderne statt. Das Anliegen der Togetthere_Xperience ist der gesellschaftliche Diskurs mit und über Kunst, Design und Architektur.
Der DENKRAUM DEUTSCHLAND ist von 28.09. bis 06.10.2019 in der Pinakothek der Moderne, Saal 21, täglich außer MO zu besichtigen von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, DO bis 20.00 Uhr,
täglich um 15.00 Uhr besondere Aktionen: Lectures, Performances, Künstlergespräche
Sonntag, 29.09.2019, 15.00 Uhr
„ZEITSTAU – die Natur des Ich + das Ich der Natur. Die direkte Demokratie ist Bestandteil der Ökologie.
Der Erweiterte Kunstbegriff“, Lecture-Performance mit Johannes Stüttgen
Dienstag, 01.10.2019, 15.00 Uhr
Interaktiver Ausstellungsrundgang: Jugendliche „Scouts“ im Dialog mit BesucherInnen
Mittwoch, 02.10.2019, 15.00 Uhr
„Haltung einnehmen – Stellung beziehen“ – Offener Jugend-Workshop (ab 12 Jahre) mit Pia Brüner und Christopher Förch, Kunstvermittlung in der Pinakothek der Moderne
Donnerstag, 03.10.2019, 15.00 Uhr
Gespräch mit Mario Pfeifer über seine Videoarbeit „Über Angst und Bildung, Enttäuschung und Gerechtigkeit, Protest und Spaltung in Sachsen/Deutschland“
Freitag, 04.10.2019, 15.00 Uhr
„Fantastische Räume“ – Interkultureller Workshop im Rahmen des KunstWerkraum mit Pia Brüner, Kunstvermittlung in der Pinakothek der Moderne
Samstag, 05.10.2019, 15.00 Uhr
Offene Talkrunde mit Michael Friedel, Moritz Hauthaler u. a.
Sonntag, 6.10.2019, 15.00 Uhr
Gesprächsrunde „Live aus 21“ zum Thema Solidarität mit Gabi Blum und weiteren KünstlerInnen
Im Anschluss Live Performance von Gabi Blum:
„Wie man aus politischer Kunst (ganz schnell) was Hübsches für die Wand schafft“
zum Bild oben:
Mildred Scheel und ihre Kinder im VW Käfer vor der Villa Hammerschmidt, 1974.
Foto und © Michael Friedel | | | | |
| | | | Ausstellungstipp: Direkter, roher, emotionaler | Das Museum für Neue Kunst zeigt ab 28. September den Expressionisten Scherer
Akte in freier Natur, zerklüftete Bergwelten, Porträts von Freundinnen und Freunden oder literarische Gestalten wie Dostojewskis berühmter Raskolnikow: In seinem kurzen Leben hat Hermann Scherer Eindrucksvolles geschaffen. Mit der Ausstellung „Expressionist Scherer – direkter, roher, emotionaler“ zeigt das Museum für Neue Kunst ab Samstag, 28. September, über hundert seiner Gemälde, Grafiken und Skulpturen aus den Jahren 1923 bis1926. Die Schau läuft bis Sonntag, 15. März 2020.
Hermann Scherer, 1893 geboren in Rümmingen bei Lörrach, zählt zu den bedeutendsten Expressionisten der Schweiz. Als er 1927 in Basel stirbt, hinterlässt er ein umfangreiches Werk. Seine Arbeiten sind heute in namenhaften Sammlungen vertreten. Die Kunstgeschichte aber hat ihn als Schüler Ernst Ludwig Kirchners „gestempelt“ und sein Werk immer im Vergleich gesehen – als direkter, roher, emotionaler. Wie kam es dazu? Die Künstler arbeiteten zeitweise gemeinsam in der Abgeschiedenheit der Davoser Berge. Ihre Werke weisen viele stilistische, motivische und technische Parallelen auf. Doch das Verhältnis der beiden ist komplexer, die Abhängigkeit will hinterfragt werden. Das Museum für Neue Kunst lädt ein, Hermann Scherer neu zu entdecken.
Nach einer Steinmetzlehre in Lörrach zieht Scherer nach Basel, beginnt in Gips zu modellieren und wird dort Assistent des renommierten Künstlers Carl Burkhardt. Die Beschäftigung mit Bildern von Edvard Munch, der 1922 eine große Ausstellung in der Schweiz hat, verstärkt seinen Impuls selbst zu malen. Ein Jahr später begegnet er Ernst Ludwig Kirchner, der ihn zu sich nach Davos einlädt. Inspiriert durch den Künstlerkollegen entwickelt Scherer eine expressive Formensprache. Der Weg dorthin führt über das schnelle Skizzieren und Zeichnen. Seine Gemälde entfalten sich in starken, leuchtenden Farben. Von Kirchner übernimmt er die Technik des Holzschneidens und schafft innerhalb weniger Monate eine Vielzahl an ausdrucksstarken, teils lebensgroßen Figuren.
In Scherers Werken geht es um Sehnsüchte und innere Konflikte, um Liebe und Leidenschaft, Angst und Einsamkeit. Er entdeckt die ihn umgebende Landschaft als Motiv und nutzt die schroffe Schweizer Bergwelt um gesteigerte Gefühle auszudrücken. Besonders fasziniert ihn auch die Welt des russischen Schriftstellers Dostojewski – Verbrechen, Krankheit und Elend sind Themen, die er aufgreift. Zur Romanfigur Raskolnikow schafft er einen umfangreichen Holzschnittzyklus.
Der Austausch mit Kollegen ist ihm außerordentlich wichtig. Nach dem Vorbild der Künstlergruppe „Die Brücke“ schließt er sich mit anderen jungen Malern zusammen, um die Stimme gegen das etablierte Kunstschaffen in der Schweiz zu erheben. Gemeinsam gründen Hermann Scherer, Albert Müller und Paul Camenisch in der Silvesternacht 1924/25 in Basel die Künstlervereinigung „Rot-Blau“.
Das Museum für Neue Kunst nimmt den eigenen Bestand zum Anlass, die Themen, die Scherer zwischen 1923 und 1926 aufgreift, zu vertiefen und weiter zu verfolgen. Neben achtzehn Gemälden sind drei Holzskulpturen, eine Gipsbüste und über 70 Papierarbeiten zu sehen. Mitte Januar 2020 machen die anfangs ausgestellten Grafiken Platz für neue Blätter – und damit für weitere Einblicke.
Ein Highlight der Ausstellung sind acht Leinwände, die Scherer doppeltseitig bemalt hat. Die Präsentation macht beide Seiten sichtbar. Die Besucherinnen und Besucher entdecken auch die teils unvollendeten oder verworfenen Rückseiten. Ein großer Teil der Werke stammt aus dem Nachlass Hermann Scherers. Als Leihgeber konnten außerdem das Kunsthaus Aargau, das Dreiländermuseum in Lörrach, die Galerie Iris Wazzau in Davos und zahlreiche private Leihgeberinnen gewonnen werden.
Die Multimedia-Installation „Scherer-Momente“ der Fotografin Eva Rugel lädt zur Spurensuche über den Künstler ein. Die Installation verbindet Scherers Bildmotive und historische Fotografien mit Eindrücken im Hier und Jetzt. Kuratorinnen der Ausstellung sind Isabel Herda und Monika Charkowska. Mit einem umfangreichen Programm an Führungen, Veranstaltungen und Workshops entdecken Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Welt Hermann Scherers aus unterschiedlichen Perspektiven.
Ein begleitender Katalog erscheint im Januar 2020 im Sandstein Verlag.
Das Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Ticket für die Sonder- und Dauerausstellung gilt als Tageskarte für alle Häuser der Städtischen Museen Freiburg und kostet 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Für Besucherinnen und Besucher unter 18 Jahren, für Mitglieder des Fördervereins Museum für Neue Kunst und mit Museums-Pass-Musées ist der Eintritt frei. | | | | |
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