Ein Rückblick auf die 1920er Jahre
bis 13.02.2022
Museum für Fotografie, Berlin
In einer detektivischen Spurensuche beleuchtet die Schau ein bisher kaum bekanntes Kapitel der Geschichte des ehemaligen Landwehrkasinos, des jetzigen Museums für Fotografie. Im Kaisersaal, dem großen Ausstellungsraum des Museums im 2. Obergeschoss wurde vor 100 Jahren ein Theater eingerichtet. In der Ausstellung wird anhand von Theaterfotografien, Programmheften, Besetzungszetteln, Postkarten und Plakaten dessen wechselhafte Geschichte vorgestellt.
Das Landwehrkasino wurde 1909 als Versammlungshaus des Reserveoffizierscorps errichtet. Nach dem 1. Weltkrieg fehlten dem Militär die Mittel, daher musste das repräsentative Herzstück des Kasinos, der Kaisersaal, vermietet werden. Dort eröffnete Gustav Charlé im August 1921 das Neue Theater am Zoo. Die Bühne lag im Neuen Westen, dem Zentrum der Vergnügungskultur der „goldenen“ Zwanzigerjahre rund um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und den Kurfürstendamm, und bot mit Operetten wie Tanztheater, mit Stücken von Shakespeare über Wedekind bis Roda Roda, mit Klavierabenden wie Lustspielen ein sehr breites und abwechslungsreiches Programm.
Vom Neuen Theater am Zoo zum Deutschen Volkstheater
Das Theater erlebte eine schnelle Abfolge von Sensationserfolgen, Pleiten und Direktionswechseln. 1929 übernahm Joachim von Ostau die Bühne und benannte sie in Deutsches Volkstheater um. Bereits ein knappes Jahr später war sein Vorhaben gescheitert, ein kulturell bedeutsames Theater zu etablieren. Wie viele andere Bühnen wurde das Haus in Folge der Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930er Jahren aufgegeben. Das Theaterexperiment im Landwehrkasino steht so exemplarisch für das Berliner Theaterleben der Weimarer Republik.
Vielfältige Einblicke in das Berliner Theaterleben der Zwischenkriegszeit
Theaterfotografien von Lotte Jacobi und Joseph Schmidt dokumentieren Inszenierungen des Neuen Theaters am Zoo / Deutschen Volkstheaters. Sie geben aufschlussreiche Einblick in die aufgeführten Stücke, die Bühnengestaltung und Kostüme der Zeit. Auch die Tanzfotografie ist mit Aufnahmen Suse Byks von Stücken des bekannten Choreografen und Tanztheoretikers Rudolph von Laban sowie Bildern Martin Badekows von der Nackttänzerin Celly de Rheidt vertreten.
Die Präsentation versammelt Objekte aus den Beständen der Kunstbibliothek, der bpk-Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, der Staatsbibliothek zu Berlin, der Akademie der Künste, der Stiftung Stadtmuseum Berlin, des Museums Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim, des Bildarchivs akg-images und der Universitätsbibliothek Leipzig. Sie wird zusammen mit der Ausstellung „Ruth Walz. Theaterfotografie“ im Kaisersaal des Museums für Fotografie präsentiert.
Katalog zur Ausstellung
Zur Ausstellung gibt es eine von Justine Tutmann im Deutschen Kunstverlag herausgegebene Publikation: „Theater im Museum für Fotografie“, 112 Seiten, 74 Abbildungen, ISBN 978-3-422-98696-1, Preis: 19 Euro.
Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin
zum Bild oben:
Neues Theater am Zoo, 1932, Postkarte, Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim,
© Museum Charlottenburg-Wilmersdorf |