Opernpremiere am Sa, 02. 10. 2021 // 19.30 Uhr
Freiburger Theater, Großes Haus
Leoš Janáček | Orchesterfassung von Fabrice Bollon
Libretto vom Komponisten nach der Bildergeschichte LISKY BYSTROUSKY von Stanislav Lolek und Rudolf Těsnohlídek
In tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Vielleicht war es ja dieses eine Bild aus der mehr als 200 Bilder umfassenden Sammlung des bekannten Zeichners Stanislav Lolek, das Leoš Janáček den ultimativen Reiz der Füchsin mit einem Schlag vor Augen geführt hat? Da steht sie, die Füchsin, in ausdrucksstarker Pose: keck und kraftvoll, furchtlos herausfordernd, angstbefreit und siegesgewiss. Beeindruckt wird er gewesen sein, von so viel Selbstgewissheit inmitten des dichten Blätter-Waldes. Darauf aufmerksam gemacht hat ihn wohl Marie Stejskalová, seine Haushälterin, so will es jedenfalls die Anekdote: Von einem lauten Auflachen im Nebenzimmer angezogen, soll der ruheliebende Komponist den ersten Hinweis auf die beliebte Bildergeschichte bekommen haben, die seit einiger Zeit in Fortsetzungen in der Brünner Tageszeitung erschienen war. Sein Interesse war geweckt. Janáček setzte einen Comic-Strip in Töne, der unter dem Titel DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN auf den Bühnen der Welt heimisch werden sollte.
Schlau ist sie also dazu, Janáčeks Füchsin, davon spricht der eingedeutschte Titel. Die genaue Übersetzung des tschechischen Originals fügt dem die Verheißung von Abenteuern hinzu, in denen die Füchsin mal aufrührerisch und subversiv agiert, mal zärtlich und träumerisch reagiert. Nicht gleichzeitig, doch immer authentisch: Sie ist das pure Leben. Und das ist maximal faszinierend für den ihr hinterherjagenden Förster, der verzweifelt nach einem Leben sucht, das er verloren zu haben glaubt. Die Poesie der Wald-Bewohner ist den Waldrand-Bewohnern fremd geworden. Durch Janáčeks Sprachmelodien können wir die Tiere verstehen, wo die Menschen seiner Oper kein Gehör für sie haben.
Seitdem sie wieder in Freiheit lebt, sei sie erst Tier, erzählt die den Menschen entkommene Füchsin dem Fuchs, in dem sie das Ideal ihrer Liebeserfüllung findet. Davon sind die Menschen weit entfernt. Sie hinken dem Vergangenen hinterher, den verpatzen Chancen und ruinierten Gelegenheiten. Und also ringen sie mit aller Kraft um einen Moment von Glück. Es ist dieses Ringen um Inspiration, dem die junge Regisseurin Kateryna Sokolova nachspürt. Mitsamt den Ausschlägen zwischen Gewaltausübung und Unterwerfung, Sehnsucht und Glückserfüllung, die Janáček so einzigartig in Musik gesetzt hat. In welche Gefilde die menschliche Inspiration vorzudringen vermag, zeigt uns Leoš Janáček – und prescht mit seiner wundervollen Musik voran.
Musikalische Leitung Fabrice Bollon | Regie Kateryna Sokolova | Bühne Nikolaus Webern | Kostüme Constanza Meza-Lopehandia | Licht Dorothee Hoff | Dramaturgie Heiko Voss
Mit Michael Borth, Anja Jung, Junbum Lee, Jinseok Lee, Juan Orozco, Seungwon Choi, Inga Schäfer, Kyoung-Eun Lee, Elisabeth Birgmeier, Samantha Gaul / Katharina Ruckgaber, Irina Jae Eun Park Anja Steinert Janina Staub Margarete Nüsslein, Christiane Klier / Jelena Milovic Yuna Dierstein / Rose Stock, Greta Deimel / Marietta Schantz, Nathanael Schubert / Tim Steinberger, Esterkin / Ella Imberi, dem Philharmonischen Orchester Freiburg, dem Opernchor des Theater Freiburg und dem Kinder- und Jugendchor des Theater Freiburg |