Vortrag und Lesung locken ins Prinz-Max-Palais
Das Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais lädt zu zwei Veranstaltungen ein. Am Donnerstag 29. Juli, um 18 Uhr hält Vanessa Hilss einen Vortrag. Die Historikerin und Pädagogin spricht dann über: "'Nicht aus Gründen der Rasse verfolgt?' Über die Wiedergutmachungspraxis nach dem Zweiten Weltkrieg".
In der deutschen Nachkriegszeit war der Umgang mit der Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus ein unrühmliches Kapitel. Über Jahrzehnte wurde ihnen vielfach die Anerkennung als NS-Verfolgte verwehrt. Den Tiefpunkt markierte das 1956 ergangene Urteil des Karlsruher Bundesgerichtshofs. Dieses sah in der Deportation von "Zigeunern" im Jahr 1940 keine rassische Verfolgungsmaßnahme, sondern eine übliche polizeiliche Präventivmaßnahme. Obgleich das Urteil keinen langen Bestand hatte, blieb vielen Sinti und Roma eine Entschädigung verwehrt. Sie waren auch nach dem Nationalsozialismus einer diskriminierenden Rechtsprechung und einer anhaltenden Stigmatisierung ausgesetzt.
Lesung über Karlsruher Holocaustüberlebenden
Am Sonntag, 1. August, um 11 Uhr findet eine Lesung mit dem Titel "Vater unser" statt. Anita Awosusi erzählt die Lebensgeschichte ihres Vaters, des Geigenbauers Hermann Weiß. Er war als 15-jähriger von den Nazis als "Zigeuner" erfasst und 1940 in Ghettos und Konzentrationslager des besetzten Polen deportiert worden. Weiß überlebte und kehrte in seine Heimatstadt Karlsruhe zurück, gründete eine Familie und baute sich eine Existenz als Geigenbauer und Musiker auf. "Nebenbei" erzählt die Tochter des Holocaustüberlebenden auch über die schweren Jahre nach der Befreiung, die von Ablehnung und Vorurteilen gegen eine Minderheit in der Nach-NS-Zeit zeugen.
Beide Veranstaltungen des Stadtmuseums Karlsruhe finden in Kooperation mit der Gesellschaft für bedrohte Völker e. V. Regionalgruppe Karlsruhe und dem Stadtverband der Sinti und Roma Karlsruhe statt.
Eine telefonische Anmeldung für die Veranstaltungen unter 0721/133-4231 ist notwendig. Der Eintritt ist frei. Die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen für den Besuch sind unter www.karlsruhe.de/stadtmuseum zu finden. |