Das „Engländerunglück« am 17. April 1936 und seine Folgen
Eine historische Dokumentation
»Wir sind durch tiefen Schnee gestampft, es wurde immer kälter und dunkler, jede Orientierung ging verloren. Es war die Hölle«, so schildert Stanley C. Few, was er und seine 26 Mitschüler auf der Wanderung von Freiburg nach Todtnauberg am 17. April 1936 erleiden mussten. Few überlebte. Fünf Jungen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren starben an Erschöpfung und Unterkühlung. Der Lehrer Kenneth Keast wollte die Tour auf keinen Fall abbrechen. Schließlich waren es Bürger aus der Gemeinde Hofsgrund, die den Schülern zu Hilfe kamen.
85 Jahre nach dem tödlichen Ereignis erzählt Bernd Hainmüller in »Tod am Schauinsland«, was genau an jenem Tag geschah. 20 Jahre recherchierte er in Archiven und erfasste akribisch die Quellenlage, die er mit Bild und Textauszügen anschaulich wiedergibt. Er beweist dabei auf erschütternde Weise, wie das Schicksal der Schüler für Nazipropaganda missbraucht und Kenneth Keast nie zur Rechenschaft gezogen wurde. Vor dem Hintergrund der britischen »Appeasement«-Politik und den Bestrebungen Hitler-Deutschlands nach einem Bündnis mit England, hatten weder Großbritannien noch Nazi-Deutschland Interesse an der Aufklärung des Falles von fahrlässiger Tötung.
Der Autor klärt zudem auf, warum es drei Erinnerungsorte gibt: das von den Nazis erbaute monomentale »Engländerdenkmal« am Schauinsland, den »Eaton-Gedenkstein« und die »Elternplakette« an der Kirche in Hofsgrund.
Das Buch ist eine Kooperation des Arbeitskreises Regionalgeschichte Freiburg e.V. und des Freiburger Theaters. Dort wird das Stück »Schauinsland« von Pamela Carter in diesem Jahr uraufgeführt. Die Bühnenfassung thematisiert die Sicht der Schüler. Der genaue Aufführungstermin steht aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht fest.
Der Autor Bernd Hainmüller, geboren 1948, ist Soziologe, Erziehungswissenschaftler und Grund- und Hauptschullehrer und war bis 2013 Lehrerausbilder am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Offenburg. Er forscht seit vielen Jahren zur Geschichte des Nationalsozialismus in Freiburg, v.a. zur Freiburger Hitlerjugend, der Biographie des Freiburger Oberbürgermeisters Franz Kerber und als Mitarbeiter des Blauen Hauses Breisach über die Deportation badischer Juden nach Gurs.
Rombach Verlag 2021, 226 Seiten, € 26,00
ISBN 978-3-7930-9973-4 |