Fotografien von Leif Geiges geben ab Samstag, 1. Mai, Einblicke in außersinnliche Erfahrungen
Geheimnisvolle Schritte auf dem Dachboden, Brötchen fliegen wie Schwalben durch die Luft, ein Topf mit Sauerkraut hängt an der Zimmerdecke – es spukt! Der Freiburger Fotograf und Bildjournalist Leif Geiges (1915–1990) hat sich Motiven gewidmet, die dem gesunden Menschenverstand widersprechen. Seine Aufnahmen von nachgestellten Spukphänomenen aus den 1950er Jahren üben auch heute noch eine große Faszination aus. Zu sehen sind sie ab Samstag, 1. Mai, im Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum. Die Ausstellung „Spuk! Die Fotografien von Leif Geiges“ läuft bis Sonntag, 26. September.
Die Aufnahmen sind in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Psychologieprofessor Hans Bender (1907–1991) entstanden. Dieser hatte sich auf die wissenschaftliche Untersuchung okkulter und paranormaler Phänomene spezialisiert und 1950 das „Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V.“ (IGPP) in Freiburg-Herdern gegründet. Leif Geiges hat die ersten Forschungen von Hans Bender in Spukhäusern dokumentiert. Ebenso hat er Aufzeichnungen über Phänomene wie Wahrträume veranschaulicht, magische Praktiken wie Tischrücken oder Kristallsehen illustriert und Benders Experimente zur außersinnlichen Wahrnehmung aufgenommen.
Da ist zum Beispiel die zweiteilige Bildsequenz einer Spukerscheinung in der Gemeinde Lauter, die Geiges mit Hilfe der betroffenen Hausfrau festgehalten hat: „Nach einem fürchterlichen Getöse im Gang fand Frau S. den Teppich, der aufgerollt im Speicher gestanden hatte, zu einer Schlange gedreht und der Deckel der Zinnkanne war die Treppe hinunter gefallen. Niemand befand sich außer ihr im Haus.“
Oder die dreiteilige Bildergeschichte, mit der Leif Geiges den Fall der fliegenden Brötchen illustriert hat: „Herr Plach war im Dorf und hat für das Frühstück Butter und Brötchen eingekauft. In der Küche legte er Butter und Brötchen auf eine Truhe neben den Tisch. Wenige Minuten später begannen die Brötchen wie Schwalben in der Küche herumzufliegen ... und fielen schließlich auf den Fußboden.“
Geiges hat dabei auch vielfach mit Fotomontagen gearbeitet. In zwei weiteren Bildern stellte er zum Beispiel die Vision einer hellsehenden „Spökenkiekerin“ nach. Sie hatte einen Brand prophezeit, der sich später in der vorausgesagten Form ereignet haben soll.
Die Ausstellung präsentiert zum ersten Mal umfassend das eindrucksvolle Bildmaterial von Leif Geiges, das zu seiner Entstehungszeit hauptsächlich in populären Zeitschriften und Illustrierten erschienen war. Hans Bender hat es genutzt, um in der medialen Öffentlichkeit für sein kontrovers diskutiertes Forschungsgebiet zu werben. Die gezeigten Fotografien bieten daher faszinierende Einblicke in ein wissenschaftliches Grenzgebiet und gesellschaftliches Spannungsfeld der Nachkriegszeit.
Der Großteil der Exponate stammt aus dem Archiv des IGPP. Kurator der Ausstellung ist Andreas Fischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IGPP. Begleitend zur Schau erscheint ein Katalog im Michael Imhof Verlag. Er ist für 24,80 Euro an den Museumskassen und für 29,95 Euro im Buchhandel erhältlich.
Das Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum, Salzstraße 32, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, freitags bis 19 Uhr geöffnet. Tickets kosten 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Für Mitglieder des Freundeskreises, mit Museums-Pass-Musées und für junge Menschen unter 27 Jahren (bis 31. Juli) bzw. unter 21 Jahren (ab 1. August) ist der Eintritt frei. Weitere Infos zur Ausstellung und zum digitalen Begleitprogramm gibt es immer aktuell auf der Internetseite www.freiburg.de/spuk.
Solange sich die Inzidenz in Freiburg zwischen 50 und 100 bewegt, ist eine Voranmeldung notwendig. Zeitfenster-Tickets sind online erhältlich unter www.freiburg.de/museen-tickets. Alternativ ist zu den Öffnungszeiten des Museums eine telefonische Anmeldung unter 0761 / 201-2550 möglich. Tickets sind aktuell nur fünf Tage im Voraus buchbar. |