Ein Essay.
In seinem neuen Buch plädiert der renommierte Psychologe und Bestsellerautor Wolfgang Schmidbauer für eine Wiederentdeckung und Wertschätzung der »Kunst der Reparatur«. Denn diese erspart uns nicht nur Neukäufe, sondern hilft auch, wieder bessere und stabilere emotionale Bindungen aufzubauen – zu Dingen, zu anderen und zu uns selbst.
Für unsere Großeltern war es noch normal: Wenn etwas kaputt ging, wurde es repariert. Die zerbrochene Tasse, der geborstene Spazierstock, selbst das defekte Auto – nahezu alles wurde ausgebessert und wiederhergestellt. Heute hat dagegen schnelles Wegwerfen Konjunktur – mit fatalen Folgen. »Das Modell von Ex und Hopp lädiert nicht nur die Umwelt, sondern auch unsere Innenwelt«, davon ist Wolfgang Schmidbauer überzeugt.
Der Autor erklärt er, was er damit meint: Der persönliche Bezug zu den Dingen geht verloren. »Es ist ein Teufelskreis: Je weniger Bindung sich zu den der Mode unterworfenen Dingen der Massenproduktion entwickelt, desto schneller werden sie ersetzt.« Auch unsere Arbeit büßt an Wert und Würde ein, wenn sie allein dem schnellen Nutzen dient und Menschen austauschbare Glieder einer Produktionskette werden. Daher gilt: Wir müssen Reparaturen (wieder) erlernen und wertschätzen. Denn sie sind ein unschätzbarer Teil der Lebenskunst – und strahlen obendrein positiv in unsere emotionalen Beziehungen aus.
Wolfgang Schmidbauer ist Autor zahlreicher Sach- und Fachbücher, von denen viele zu Standardwerken wurden. Seine Bücher über Liebe, Ängste und das Helfersyndrom verkauften sich millionenfach. Schmidbauer kritisierte in den 1970ern als einer der Ersten die Konsumgesellschaft aus ökologisch-psychologischer Sicht. Mit seinem aktuellen Plädoyer für das Reparieren knüpft er an diese Arbeit an.
oekom Verlag 2020, 192 Seiten, € 20,00 /D), 20,60 (A)
ISBN 978-3-96238-183-7 |