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Chlodwig Poth – Zum 90. Geburtstag
Am kommenden Samstag, dem 4. April 2020, wäre Chlodwig Poth 90 Jahre alt geworden. Chlodwig Poth war eine lebende Satirelegende. Er begründete mit anderen die Magazine Pardon und Titanic und beeinflusste den Blick der Gesellschaft auf Politik und Zeitgeschehen. Sein Metier war die Zeichnung, aber auch Romane und Essays spiegelten sein herausragendes Können wider.

Am 4. April wäre der Urvater der Frankfurter Humoristenszene Chlodwig Poth 90 Jahre alt geworden. In seinem Gedenken zeigt das Caricatura Museum eine ganz besondere Hängung seines Kabinetts in der Dauerausstellung mit einem Schwerpunkt auf seinen älteren Zeichnungen. Das Caricatura Museum hofft, dass diese bald wieder nach dem Ende der Corona-Krise dem Publikum zugänglich gemacht werden kann.

Geboren wurde Chlodwig Poth am 4. April 1930 in Wuppertal, aufgewachsen ist er in Berlin Tempelhof. Poths Kunst erlebte ihre Geburtsstunde in der Katastrophe der Nazi-Diktatur und des zweiten Weltkriegs, seine ersten satirischen Zeichnungen fertigte er als Vierzehnjähriger in Berliner Luftschutzkellern an: satirische Anti-Kriegs-Bilderbögen. Mit 16 Jahren verkaufte er seine Karikaturen an Berliner Illustrierte und begann ein Jahr später das Kunststudium in Berlin. Nach seinem Abschluss zog es ihn 1955 nach Frankfurt am Main, die er maßgeblich unterstützte, Satirehauptstadt zu werden. 1962 gründete Poth gemeinsam mit Hans Traxler und den Verlegern Bärmeier & Nikel die Satirezeitschrift Pardon. Bei Pardon formierte sich eine Gruppe von Zeichnern und Autoren, die später als Neue Frankfurter Schule bekannt wurNeben Poth gehörten zur Gruppe Hans Traxler, F.K. Waechter, Robert Gernhardt, F.W. Bernstein, Pit Knorr, Eckhard Henscheid und Bernd Eilert. Mit Helligkeit, Schnelligkeit, respektlosem Witz und handwerklicher Könnerschaft eröffneten sie der Komik in Deutschland neue Wege zu Nonsens und Satire.

Es folgten zahlreiche Veröffentlichungen u.a. die gezeichnete Buchrezension Roman-Kompress, die Serie Mein progressiver Alltag, die als Sammelband sein wohl populärstes Buch wurde, sowie weitere Bucherfolge wie Ihr nervt mich oder Taktik des Ehekrieges. 1979 gründete Poth zusammen mit Robert Gernhardt, Pit Knorr, Hans Traxler und F.K. Waechter das endgültige Satiremagazin Titanic. Nacheinander erschienen eine nicht enden wollende Serie an Publikationen u.a. der Roman Die Vereinigung von Körper und Geist mit Richards Hilfe, die Cartoon-Bände Das Katastrophenbuch und Frankfurt oder Ein vorletzter Tag der Menschheit. 1990 zieht Poth in den Frankfurter Vorort Sossenheim und beginnt durch das Alltagsleben inspiriert sein bissiges CartoonSpätwerk Last Exit Sossenheim. 2002 erschien seine Autobiographie Aus dem Leben eines Taugewas, worin er ausführlich über seine Krankheit berichtet, welche seine Sehkraft von Jahr zu Jahr verschlechterte, sodass er ab der Jahrtausendwende ausschließlich mit einem speziellen Lesegerät arbeiten musste.

„Sie hat mir Angst und Schrecken eingejagt, die graue Glotze, als ich unter ihr zu zeichnen versuchte.“ Ich habe beobachtet, „wie meine riesigen Finger, die wie genmanipulierte Madenwürmer aussahen, mit einem gewaltigen Knüppel von Federhalter Strichlein für Strichlein setzten.“

Altmeister Poth erhielt 1997 als Erster den Satirepreis Göttinger Elch für sein Lebenswerk und 2003 die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt sowie gemeinsam mit seinen Mitstreitern der Neuen Frankfurter Schule den Binding-Kulturpreis. Am 8. Juli 2004 erlag Chlodwig Poth seinem Krebsleiden.

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17, D-60311 Frankfurt am Main
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Eintrag vom: 01.04.2020  




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