Von Ursula Werdenberg
Mit: Sibylle Mumenthaler, Julian Koechlin, Urs Bihler, Michael Luisier u. v. a.
Musik: Elia Rediger
Regie: Päivi Stalder
Produktion: SRB 2018
Es ist die Geschichte der jungen Anna Weibel. Ihr Liebesglück mit dem Sohn des Gemeindepräsidenten dauert einen Sommer lang. Der Versuch der beiden, sich über gesellschaftliche Schranken hinwegzusetzten, scheitert. Sie treffen sich vor Gericht wieder: Anna muss sich einem "Geburtsverhör" unterziehen.
Das Hörspiel ist ein Zeitdokument über ein Tabu, das einen wahren Vorfall aus dem Jahr 1827 aufgreift. Es basiert auf einer Erzählung der Schweizer Autorin Linda Stibler und auf Gerichtsprotokollen aus dem Staatsarchiv Basel-Stadt. Geburtsverhöre wurden während der Geburt bei ledigen Müttern durchgeführt, um den Namen des Vaters herauszufinden, damit der Staat nicht für das uneheliche Kind aufkommen musste. Diese seelische und körperliche Foltermethode wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts vom Ehe- und Sittengericht angewandt und von der offiziellen Geschichtsschreibung tabuisiert. In vielen Gegenden der Schweiz galt diese Gerichtspraxis, die nur aufgrund der engen Zusammenarbeit zwischen weltlicher und kirchlicher Obrigkeit funktionierte.
Sonntag, 05. April 2020, 21:03 Uhr, 43´00 Min.
SWR4 BW Mundarthörspiel |