Eröffnung der neuen Ausstellung am 5. März die im Schwulen Museum Berlin
Der Fotograf Amos Badertscher (83) dokumentiert seit den siebziger Jahren die queere Subkultur Baltimores, mit besonderem Fokus auf die Stricherszene der Stadt: junge Männer aus dem Arbeitermilieu, die sich in den Parks anboten, wie es schon ihre Väter getan hatten. Viele starben jung, umgeben von Gewalt, Aids, psychischen Problemen, Armut und Drogen. Oft hat Badertscher seine Fotos mit Notizen versehen, mit Erinnerungen und Biografien – er wollte seine Bilder als Anklage verstanden wissen, als Protest gegen soziale Ausbeutung und verlogene Moralvorstellungen. Aber wie weit wurde er damit selbst zum Ausbeuter? Oft hat er sich zusammen mit seinen nackten Modellen im Spiegel fotografiert und damit bewusst die eigene Rolle innerhalb dieses komplexen Machtgefüges zum Thema gemacht: Ein älterer weißer Mann aus der Mittelschicht kauft sich Zeit mit einem jungen Menschen, der sich am Rande der Gesellschaft durchschlägt. Der eine bietet Geld und Status, der andere Jugend und Schönheit.
Formal erfinderisch, unerschrocken queer: The Souls Around Us ist die erste umfassende Ausstellung der Werke Amos Badertschers außerhalb der USA. Über die Jahrzehnte sind Tausende Fotos entstanden, die weitgehend unentdeckt geblieben sind. Etwas einhundert davon zeigt das Schwule Museum nun in Berlin.
Vernissage: Am 5. März ab 17 Uhr diskutiert Ausstellungskurator Jonathan David Katz (State University of New York) mit der Kunsthistorikerin und Gender-Forscherin Katrin Köppert (Academy of Fine Arts Leipzig) und dem SMU-Sammlungsleiter Peter Rehberg über Werk und Wirken von Amos Badertscher. Ab 19 Uhr wird offiziell Eröffnung gefeiert. |