Das Nationalarchiv erhält den Nachlass von Otto Strobel
Dr. Otto Strobel (1895–1953) wurde 1932 von Winifred Wagner zum Archivar des Hauses Wahnfried bestellt. In dieser Eigenschaft war er auch Leiter der 1939 begründeten, direkt der Reichskanzlei unterstellten nationalsozialistischen „Richard-Wagner-Forschungsstätte“, deren Hauptaufgabe im Nachweis der „arischen Abkunft“ Richard Wagners bestand. Strobel war ein linientreuer Philologe, jedoch kein Aktivist. Unbestritten sind seine Leistungen v. a. im Bereich der Wagner-Quellenforschung sowie als Editor der maßstabsetzenden Herausgabe des Briefwechsels zwischen König Ludwig II. von Bayern und Richard Wagner (1936).
Außerdem wurde Strobel auf Betreiben Winifred Wagners als Angestellter der Stadt Bayreuth Leiter der Stadtbibliothek. Aufgrund seiner NS-Verstrickungen verlor er diese Stellung jedoch nach dem Krieg und bemühte sich bis zu seinem Tod vergeblich um Wiedereinstellung, blieb jedoch Wahnfried-Hausarchivar. Diese Stellung wurde dann von seiner ersten Frau Gertrud Strobel übernommen. Sie war bis zu ihrem Tod 1979 auch im Besitz eines Eisenschranks mit dem wissenschaftlichen und Korrespondenz-Nachlass Otto Strobels, der nach ihrem Tod als Depositum im Nationalarchiv verblieb. Diese für die Geschichte des Archivs insbesondere während der Zeit des Dritten Reichs und das zeitgenössische Selbstverständnis der Wagner-Forschung wichtigen Dokumente wurden nunmehr dem Nationalarchiv von den Nachfahren Otto Strobels als Schenkung überlassen. |