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900 Jahre Freiburg: Große Archäologie-Ausstellung im Augustinermuseum
Weitere Stationen im Museum für Stadtgeschichte und ab Mai 2020 im Colombischlössle

900 Jahre Freiburg: Ein guter Grund zum Feiern – und eine wunderbare Gelegenheit, die lange Geschichte der Stadt einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Mit „freiburg.archäologie – 900 Jahre Leben in der Stadt“ zeigt das Augustinermuseum ab Samstag, 23. November, erstmals eine umfassende stadtarchäologische Ausstellung. Das Besondere: Im Fokus stehen nicht die Mächtigen, sondern ganz normale Menschen und ihr Alltag. Die Schau ist eine Kooperation der Städtischen Museen Freiburg mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart. Sie bildet den Auftakt des Jubiläumsjahres und ist bis Sonntag, 4. Oktober 2020 zu sehen.

Geschichte birgt viele Rätsel: Wer gründete die Stadt und wer lebte hier? Waren die berühmten Bächle schon immer beliebte Spielorte für Kinder – oder was war ihr Zweck? Wie sah die Arbeits- und Freizeitwelt unserer Vorfahren aus? Wer flanierte über die heutige Kaiser-Joseph-Straße als sie noch „Große Gass“ hieß und als Markt diente? Was passierte an der Gerberau? Wozu gab es unter der Festungsmauer grüne Glaskugeln? Und was war den Menschen vor 75 Jahren so wichtig, dass sie es im Keller vor den Bomben schützen wollten?

Einige Antworten findet man in Schriftquellen, vom Alltag der Menschen erzählen aber nur wenige Texte. Anders die Funde aus der Erde: Kochgeschirr, verzierte Ofenkacheln, Öllämpchen, mittelalterliche Lederschuhe, Trinkbecher und Spielfiguren, ein Topf aus der Phase der Stadtgründung oder ein Toilettensitz aus dem 13. Jahrhundert – alle berichten quasi aus erster Hand. Originale Bächle-Rinnen lassen über das innovative Stadtbachsystem des hohen Mittelalters staunen. Und Funde aus der Latrine des ehemaligen Augustinereremitenklosters zeigen, dass Klöster faszinierende Orte des Lebens, Forschens und Lernens waren.

Auch die Menschen selbst sprechen zu uns: Eine gut betuchte ältere Dame, ein junges schwangeres Mädchen, ein kräftiger Mann, der in eine Schlägerei verwickelt wurde. Ihre Biografien haben Forscherinnen und Forscher aus Freiburger Skelettfunden rekonstruiert. Lebensgroße Illustrationen lassen ihre Einzelschicksale in der Ausstellung lebendig werden.

3D-Animationen und zahlreiche Mitmach-Stationen machen es möglich, in das Leben unserer Vorfahren einzutauchen. Kleine und große Besucherinnen und Besucher können aus Holzleisten einen mittelalterlichen Daubeneimer zusammenstecken, eine eigene Münze prägen oder sich beim Trick-Track-Spiel, ähnlich dem uns bekannten Backgammon, vergnügen. Die Kleinsten dürfen aus extra für die Ausstellung angefertigten Spielzeughäuschen ihr eigenes Freiburg bauen.

Ob beim Bau von Straßen und Häusern oder der Sanierung von Gebäuden: Wo gegraben oder in Mauern eingegriffen wird, kommen bruchstückhafte Spuren der Vergangenheit zutage. Seit rund 200 Jahren werden diese professionell gesichtet, gesichert und analysiert. Mit welchen hochmodernen Techniken die Archäologie heute arbeitet und welche Methoden früher angewendet wurden, zeigt parallel zur Schau im Augustinermuseum das Museum für Stadtgeschichte: „freiburg.archäologie – 200 Jahre Forschen in der Stadt“ startet am Samstag, 14. Dezember, und läuft ebenfalls bis Sonntag, 4. Oktober 2020.

Ab Donnerstag, 28. Mai 2020 öffnet im Archäologischen Museum Colombischlössle dann ein weiterer Teil der Ausstellung die Pforten: „freiburg.archäologie – Leben vor der Stadt“ nimmt das Umland und die Zeit vor der Stadtgründung in den Fokus. Sie läuft bis Sonntag, 11. April 2021.

An der jetzt im Augustinermuseum eröffneten Ausstellung hat sich auch die Pädagogische Hochschule Freiburg tatkräftig beteiligt: Einen Audioguide für Kinder haben Studierende des Fachs Geschichte gemeinsam mit der dritten und vierten Klasse der Reinhold-Schneider-Grundschule realisiert. Geleitet haben das Projekt die Kulturvermittlerin Angelika Zinsmaier, Professor Thomas Buck und der Medienpädagoge Matthias Baumann. Die Studierenden haben außerdem eine Geschichte mit fiktiven Biografien aus der Zeit des Mittelalters erarbeitet, die der Künstler Jonatan Alcina Segura mit Illustrationen versehen hat. Der hieraus entstandene Ausstellungscomic wird im Januar 2020 veröffentlicht.

Daneben begleitet ein umfangreiches Programm an Führungen, Workshops und Vorträgen die Ausstellung an allen drei Orten. Im Museum für Stadtgeschichte findet an einer Grabungsstelle im Untergeschoss einmal im Monat eine Schaugrabung statt: Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, den Archäologen und Archäologinnen über die Schulter zu schauen.

Die Ausstellung wird durch die Irene-Kyncl-Stiftung gefördert. Diese unterstützt seit 2005 bauliche, wissenschaftliche und kulturelle Projekte, welche die Identität der Stadt Freiburg, ihre Wiedererkennbarkeit, ihre Geschichte sowie deren Erforschung und Dokumentation stärken.

Im Michael Imhof Verlag erscheint ein Katalog, der für 24,80 Euro an der Museumskasse und für 29,95 Euro im Buchhandel erhältlich ist. Konzipiert haben die Ausstellung Bertram Jenisch vom Landesamt für Denkmalpflege, Peter Kalchthaler, Leiter des Museums für Stadtgeschichte, Hans Oelze, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Archäologischen Museums Colombischlössle und Angelika Zinsmaier, Kulturvermittlerin der Städtischen Museen Freiburg.

Das Augustinermuseum am Augustinerplatz ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Das Ticket gilt als Kombieintritt für alle Ausstellungsteile sowie als Tagesticket für alle Häuser der Städtischen Museen Freiburg. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Mitglieder des Freundeskreises Augustinermuseum und mit Museums-Pass-Musées ist der Eintritt frei. Im kompletten Jubiläumsjahr 2020 gilt auch für junge Erwachsene unter 27 Jahren freier Eintritt. Beratung und Buchung von Führungen unter Tel. 0761 / 201-2501. Weitere Infos zur Ausstellung gibt es unter www.freiburg.de/museen.

Über weitere Aktionen und Veranstaltungen des Stadtjubiläums informiert eine Internetseite ...
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Eintrag vom: 23.11.2019  




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