Radikale Ideen für eine Gesellschaft jenseits der Arbeit
Arbeitest du noch oder lebst du schon? Jeden Montag schon dem Wochenende entgegenfiebern? – ein erfülltes (Arbeits-)Leben sieht anders aus. Das dachte sich auch Tobi Rosswog und wurde aktiv: er verschenkte, was er besaß, und zog mit seiner Freundin zwei Jahre lang durch Europa. Ohne Geld. Nun hat er ein Buch geschrieben, in dem er das System »Lohnarbeit« kritisch hinterfragt und praxiserprobte Alternativen mit uns teilt.
Die Diskussion um Sinn und Unsinn von Lohnarbeit ist nicht neu, doch sie trifft auf immer stärkere Resonanz. Momentan ist die voranschreitende Automatisierung einer ihrer Haupttreiber: Laut einer Studie der Universität Oxford wird fast die Hälfte der Beschäftigten in den USA in den nächsten zwanzig Jahren durch Computer und Algorithmen ersetzt werden können. Als Reaktion darauf sucht die Politik händeringend nach neuen Arbeitsfeldern.
»Doch warum eigentlich?«, fragt Tobi Rosswog. – »Warum dreht sich bei uns so viel um das 'System Arbeit'? Warum verrichten so viele Menschen Tag für Tag Tätigkeiten, die mit ihren je eigenen Leben wenig bis nichts zu tun haben – um mit dem dabei verdienten Geld nach Feierabend endlich 'ihr' Leben leben zu können?« In seinem Buch offenbart Rosswog die Schwächen des vorherrschenden Konzepts der Lohnarbeit und demonstriert, dass es auch anders gehen kann – ohne dabei untätig zu sein. Denn auf Lohnarbeit zu verzichten heißt nicht, sich auf die faule Haut zu legen. Es bedeutet vielmehr, ein selbstbestimmtes, verantwortungsvolles Leben zu führen und Sinnvolles zu tun.
»Die starr vorgegebenen Denkmuster von Arbeit, Eigentum, Geld- und Tauschlogik können wir Schritt für Schritt durchbrechen, sie neu denken und anders leben. Es geht um nichts Geringeres als einen Paradigmenwechsel!«, sagt Tobi Rosswog, der sein Buch als Einladung versteht, den eigenen Alltag zu verändern. Am Anfang steht dabei die zentrale Frage: Was brauche ich wirklich? Wer hier Zufriedenheit und ein soziales Miteinander über Geld und Konsum stellt, ist bei Rosswog genau richtig, und erfährt, welche Alternativen es zur materiellen Existenzsicherung gibt und wie sich das »Arbeitsleben« anders organisieren lässt: etwa durch Jobsharing, Arbeiten im Kollektiv ohne Chef oder das viel diskutierte Grundeinkommen.
»Die Argumente, die Tobi Rosswog gegen die Arbeit ins Feld führt, sind schlagend und durchweg von so verblüffender Plausibilität, dass einem die Kritik im Halse steckenbleibt.« Prof. Dr. Marianne Gronemeyer
Zum Autor:
Als Aktivist, freier Dozent und Initiator ist Tobi Rosswog für die sozial-ökologische Transformation unterwegs. Mit all seiner Zeit und Energie setzt er sich für den Wandel ein – hin zu einer Gesellschaft jenseits von Arbeit, Eigentum und Geld. Seit zehn Jahren ist er in diesem Sinne aktiv und lädt in rund 100 Vorträgen pro Jahr zum Perspektivwechsel ein. Unter anderem initiierte er die Bewegung living utopia, das BildungsKollektiv imago und das Kollektiv für gelebte Utopie mit, um diese Ideen praktisch erfahrbar zu machen.
Das Geld, das Tobi Rosswog mit seinem Buch verdient, geht an das Kollektiv für gelebte Utopie. Es soll dafür eingesetzt werden, Grundstücke und Immobilien aufzukaufen, um sie den Kräften des Marktes zu entziehen. Der dadurch gewonnene Raum soll Menschen die Möglichkeit geben, ihre Kreativität auszuleben und den Wandel mitzugestalten – möglichst ohne Arbeit und Geld. Damit lädt dieses Buch nicht nur zum Diskurs ein, sondern kurbelt den Wandel de facto mit an.
oekom Verlag 2018, 144 Seiten, € 15,00 (D), 15.50 (A)
ISBN 978-3-96238-056-4 |