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Buchtipp: Roman Deininger und Uwe Ritzer "Markus Söder. Politik und Provokation"
Ganz Deutschland blickt auf die Landtagswahl in Bayern am 14. Oktober – es wird spannend wie selten zuvor. Der CSU droht ein historisches Desaster, und für einen Politiker geht es um alles: Markus Söder. Er hat ein stürmisches erstes halbes Jahr als Ministerpräsident erlebt. Ob Asylstreit oder Kreuzdebatte: Söder stand im Mittelpunkt der Kontroverse. Was treibt diesen Mann? Die erste Biographie Söders erhellt schonungslos und doch fair die bemerkenswerten Stärken und die eklatanten Schwächen eines Ausnahmepolitikers, der gerne der große Konservative in der Bundesrepublik wäre.

Zwei Jahre haben Roman Deininger und Uwe Ritzer, preisgekrönte Autoren der Süddeutschen Zeitung, für ihr Buch „Markus Söder. Politik und Provokation“ recherchiert. Wer Söders Asylrhetorik verstehen will, sollte das Kapitel über die Kampagne gegen ein Flüchtlingsheim in Nürnberg lesen, die er als junger Mann führte. Wer das Ausmaß seiner PR-Fixierung erfassen will, sollte die Geschichte kennen, wie der Minister Söder eine Schweden-Reise absagte, weil Kronprinzessin Viktoria keine Zeit für ihn hatte. Am Ende ist das Buch viel mehr als eine Biographie: eine exklusive und hautnahe Innenansicht der modernen Politik zwischen Bierzelt und Facebook.

„Markus Söder. Politik und Provokation“ leuchtet Charakter, Aufstieg und Politikstil des neuen starken Mannes der CSU aus. Es legt das System Söder frei, mit dessen Hilfe der Maurersohn aus Nürnberg zu einem der wichtigsten Politiker in Deutschland wurde. Und es zeigt, dass die Polarisierung bei Söder Prinzip hat: Warum und wie er während seiner gesamten politischen Laufbahn immer wieder Konflikte gesucht hat – zuletzt das jahrelange Duell mit Horst Seehofer – beantworten die Autoren ebenso, wie die Frage nach seiner politischen Arbeit jenseits des Scheinwerferlichts. Hat Söder überhaupt irgendwelche Überzeugungen? Und wenn ja, welche?

Mit unbedingtem Machtwillen, strategischem Blick und fleißigem Netzwerken hat Söder eine große Karriere hingelegt, die nun bei der Landtagswahl auf der Kippe steht. Deininger und Ritzer erklären, was diesen Mann motiviert, was ihn geprägt hat und was nun von ihm zu erwarten ist. Die beiden haben sich lange und intensiv im politischen und privaten Umfeld Söders umgehört, bei Feinden und Freunden. Sie zeichnen das differenzierte Bild eines zeitgemäßen Politikertypus: ehrgeizig, ich-fixiert, lösungsorientiert, der das traditionelle politische Handwerk ebenso beherrscht wie die digitale Kommunikation mit den Wählern. Wer wissen will, wie Politik heute gemacht wird, der findet hier Antworten, die nicht immer beruhigend wirken.

Der Autor Roman Deininger, Jahrgang 1978, ist politischer Reporter bei der Süddeutschen Zeitung (SZ). Die CSU begleitet er seit vielen Jahren, sein großes Söder-Porträt in der SZ wurde für den Theodor-Wolff-Preis nominiert. Er ist in Ingolstadt aufgewachsen und hat in München, Wien und New Orleans Politik und Theater studiert. Mit einer Arbeit über Politik und Religion in den USA wurde er promoviert. Für die SZ war Deininger auch schon Korrespondent in Nürnberg, der Heimatstadt Markus Söders.

Der Autor Uwe Ritzer, Jahrgang 1965, hat sich vor allem mit vielen investigativen Recherchen einen Namen gemacht. Dazu gehörten krumme Geschäfte in der Energiewirtschaft ebenso wie der Fall Gustl Mollath oder die Enthüllung des ADAC-Manipulationsskandals. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem dem Wächterpreis, dem Nannenpreis und dem Helmut-Schmidt-Journalistenpreis. Als gebürtiger Franke und Wirtschaftskorrespondent der SZ mit Sitz in Nürnberg erlebte er den Aufstieg Söders über viele Jahre hautnah mit.

Droemer Verlag 2018, 384 Seiten, € 19,99 (D)
ISBN: 978-3-426-27726-3
 
Eintrag vom: 30.09.2018  




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