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Ein Schatz aus der Sammlung
Städtische Museen zeigen rare und kostbare japanische Holzschnitte

Freiburg. Lyrische Landschaften, anmutige Geishas und dramatische Theaterszenen: Eine heitere aber vergängliche Welt entfaltet sich auf den kostbaren japanischen Holzschnitten, die seit Samstag, 30. Juni, im Haus der Graphischen Sammlung zu sehen sind. Die vom Museum Natur und Mensch ausgerichtete Ausstellung „Japanische Holzschnitte aus der Sammlung Ernst Grosse“ läuft bis Sonntag, 30. September.

Es war die Begeisterung für die Kunst und Kultur Ostasiens, die den jungen Wissenschaftler Ernst Grosse und Marie Meyer, Witwe eines wohlhabenden norddeutschen Kaufmanns, verband. Sie hatte sich nach dem Tod ihres Mannes in Freiburg niedergelassen, wo sie den dort lebenden Ernst Grosse kennenlernte. Mit ihrer finanziellen Unterstützung sammelte Grosse japanische Holzschnitte in großem Umfang – privat und für die Kunstsammlungen der Stadt Freiburg.

Ein Konvolut von 60 Blättern, das Grosse für seine Mäzenin erworben hatte, übergab diese 1903 als großzügige Spende an die Städtischen Kunstsammlungen. Heute sind sie Teil der Ethnologischen Sammlung des Museums Natur und Mensch. Die Ausstellung zeigt nun erstmals umfassend diesen besonderen Schatz. Der Ostasienspezialist Hans Bjarne Thomsen hat die Werke im Vorfeld neu aufgearbeitet. Dabei stellte sich heraus, dass es sich bei vielen der Blätter um äußerst seltene Stücke handelt. Das im Besitz des Museums befindliche Konvolut ist somit noch bedeutender, als bisher angenommen.

Die Technik des Holzschnittes kam im 8. Jahrhundert aus China nach Japan. Lange Zeit wurde sie vor allem genutzt, um buddhistische Texte zu vervielfältigen. Im 16. Jahrhundert setzten
Verleger das Medium dann erstmals dazu ein, populäre Romane zu verbreiten. Seine Blüte erlebte der Holzschnitt in Japan ab der sogenannten Edo-Zeit (1603 bis 1868), die nach der Landeshauptstadt Edo, dem heutigen Tokio, benannt ist.

Im Land herrschte nun dauerhafter Frieden, damit etablierte sich auch ein gewisser Wohlstand. Die Menschen in der Hauptstadt hatten Muße, sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen, suchten nach Unterhaltung und Zerstreuung. Sie strömten in die neu entstandenen Vergnügungsviertel und zu Theatervorstellungen. Von diesem Lebensgefühl zeugen die Holzschnitte, die massenhaft Absatz fanden. Die Blätter, die wir heute als hohe Kunst einordnen, fügten sich in eine umfassende Druckproduktion ein: Auch Eintrittskarten, Werbeplakate und Bonbonpapiere waren mit Holzschnitten versehen.

Ein Großteil der rund 60 Arbeiten, die nun in der Ausstellung zu sehen sind, zeigt Szenen des populären japanischen KabukiTheaters und berühmte Schauspieler, die damals als Stars gefeiert wurden. Auf anderen Blättern sind theatrale Kampfszenen mit Sumoringern und Samuraihelden zu sehen. Weitere Arbeiten geben Einblicke in die berühmten Vergnügungsviertel mit Kurtisanen und Geishas. Auch nach neuester Mode gekleidete Frauen aus höheren Gesellschaftsschichten sind unter den Motiven.

Zu den Besonderheiten der Schau zählen die Landschaftsbilder: Im 19. Jahrhundert gingen in Japan immer mehr Menschen auf Reisen und entdeckten die Natur mit den eigenen Augen. Entsprechend groß war die Nachfrage nach Abbildungen von Schauplätzen, die von vielen Reisenden besucht wurden. Bei westlichen Sammlern waren diese atmosphärischen Darstellungen ebenfalls sehr beliebt, so auch bei Ernst Grosse. Im Jahr 1900 organisierte er eine Verkaufsausstellung asiatischer Kunst in Freiburg. Die japanischen Landschaftsholzschnitte, unter anderem von Katsushika Hokusai und Utagawa Hiroshige, waren nach kurzer Zeit vergriffen. Die aktuelle Ausstellung zeigt auch Blätter aus den berühmten Serien „36 Ansichten des Berges Fuji“ von Hokusai und Hiroshiges „100 berühmte Ansichten von Edo“.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Imhof Verlag. Er ist an der Museumskasse für 24,80 Euro sowie im Buchhandel für 29,95 Euro erhältlich. Das Kommunale Kino im Alten Wiehrebahnhof begleitet die Ausstellung mit der Filmreihe „asian takes“ zu fernöstlicher Kultur und den Bilderwelten Japans. Durch eine finanzielle Förderung des Programms „Kunst auf Lager“ der Kulturstiftung der Länder konnte ein Großteil des Bestandes restauriert werden. "Kunst auf Lager" unterstützt Museen dabei, die eigenen Bestände zu erschließen, zu erforschen und zu sichern.

Initiiert und realisiert hat die Schau das Museum Natur und Mensch. Alle präsentierten Werke stammen aus dessen Ethnologischer Sammlung.

Das Haus der Graphischen Sammlung, Salzstraße 32, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Tageskarte für alle Städtischen Museen kostet 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Wer nur das Haus der Graphischen Sammlung besuchen möchte, zahlt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Für Jugendliche unter 18 Jahren, für Mitglieder der Freundeskreise Augustinermuseum und Museum Natur und Mensch sowie mit Museums-Pass-Musées ist der Eintritt frei. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite ...

zum Bild oben:
Katsushika Hokusai, Der Suwa-See in der Provinz Shinhu
Aus der Serie "36 Ansichen des Berges Fuji", 1830
(c)Städtische Museen Freibur - Museum Natur und Mensch / Foto: Axel Killian
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Eintrag vom: 04.07.2018  




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