Sammlungspräsentationen im Jugendstilbau
Vor dem Aufbruch in die Zukunft blickt die Kunsthalle Mannheim auf ihre Wurzeln
Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Vor ihrem Aufbruch in die Zukunft besinnt sich die Kunsthalle Mannheim ihrer Wurzeln und blickt zurück auf ihre Fundamente als Kulturinstitution. Diese sind auf unterschiedliche Art und Weise in den drei Ausstellungen im Jugendstilbau thematisiert, die Anfang Juni 2018 im Rahmen des feierlichen Grand Opening der neuen Kunsthalle Mannheim eröffnet wurden.
Mit „(Wieder-)Entdecken – Die Kunsthalle Mannheim 1933 bis 1945 und die Folgen“ integriert die Kunsthalle als eines der ersten deutschen Museen ihre siebenjährige Provenienzforschung – gefördert vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste – dauerhaft in die Sammlungspräsentation. Die Schau zeigt die Auswirkungen auf, welche die Zeit des Nationalsozialismus bis heute auf die Kunsthalle Mannheim, ihre Sammlung sowie auf die mit dem Museum verbundenen Menschen hat. Ein Fokus liegt auf dem Verlust von über 500 Werken, den das Museum 1937 im Zuge der Beschlagnahmungen „entarteter Kunst“ erlitten hat. Deutlich wird aber auch, dass die Kunsthalle Mannheim nicht ausschließlich als Opfer zu begreifen ist. In der Ausstellung wird mit den „Kulturbolschewistischen Bildern“ gleichzeitig auch der Blick auf jene bereits 1933 von der Kunsthalle Mannheim durchgeführte Propaganda-Ausstellung gelenkt, die am Anfang der nationalsozialistischen Hetzkampagnen gegen die moderne Avantgarde steht.
In „Erinnern. Aus der Geschichte einer Institution“ werden drei programmatische Ausstellungen behandelt, mit denen die Kunsthalle die Kunstgeschichte maßgeblich beeinflusst hat: „Die Neue Sachlichkeit“ (1925), „Eine neue Richtung in der Malerei“ (1957) und „Der ausgesparte Mensch“ (1975). Diese Ausstellungsprojekte spiegelten den Kunstdiskurs ihrer Zeit wider und regten Diskussionen in der Fachwelt und beim Publikum an. Am Puls der Zeit reagierte die Kunsthalle Mannheim auf neue Tendenzen in der Kunst – ja, schrieb im Falle der Neuen Sachlichkeit gar Kunstgeschichte. Verbunden mit den drei Schauen waren Ankäufe für die Mannheimer Sammlung. So wurden aus den Ausstellungsthemen von damals spezifische Schwerpunkte in der heutigen Sammlung: neben der gegenstandsbetonten Malerei der 1920er Jahre das sogenannte Informel, die abstrakte Malerei der 1950er Jahre.
Die Graphische Sammlung präsentiert den Nachlass des Mannheimer Hofmalers Carl Kuntz (1770-1830): Die Papierarbeiten tragen die ersten Inventarnummern; sie begründeten die Sammlung der Kunsthalle Mannheim. Zum Neubau-„Grand Opening“ werden die bedeutendsten Arbeiten des Nachlasses in frisch restauriertem Zustand präsentiert, ermöglicht durch die Unterstützung der Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg und zahlreicher privater Spender.
„Mit den Ausstellungen im Jugendstilbau thematisieren wir die Kunsthalle Mannheim als Institution. Dieser Blick zurück in unsere Geschichte ist essentiell für unsere Identitätsbildung. Nur wenn wir unsere Ursprünge und Wurzeln kennen und erforschen, können wir überzeugende Konzepte für die Zukunft entwickeln. Das wollen wir mit unserem Publikum im Neubau ab dem 01. Juni 2018 ausprobieren“, erklärt Dr. Ulrike Lorenz, Direktorin der Kunsthalle Mannheim.
zum Bild oben:
Alexander Kanoldt, Stillleben IV, 1925
Öl auf Holz, 53 x 64 cm
Foto: Kunsthalle Mannheim/Cem Yücetas |