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Freiburg: Jahresbericht 2017 der Stadtbibliothek
Digitaler Wandel, verändertes Leseverhalten

Vielfältiger Ausbau der Digitalen Strategie an allen Standorten der Stadtbibliothek

Die Stadtbibliothek bietet allen Bürgerinnen und Bürgern ungehinderten Zugang an Information, Bildung und Kultur. Dazu gehört es, die Menschen angesichts wachsender Digitalisierung in der veränderten Mediennutzung zu begleiten. Ihre Angebote bestehen seit Jahren nicht mehr ausschließlich in der Ausleihe von gedruckten und digitalen Medien, sondern auch in der Vermittlung von Lese- und Sprachkompetenz, von Medienkompetenz und verstärkt von digitaler Kompetenz. Sie will Menschen befähigen, die vielfältigen digitalen Möglichkeiten sinnvoll und nachhaltig zu nutzen.

Dies ist ihr auch im vergangenen Jahr überzeugend gelungen, wie der Jahresbericht 2017 belegt, den Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach und Elisabeth Willnat, Leiterin der Stadtbibliothek, heute in der Hauptstelle am Münsterplatz vorgestellt haben. Dabei betonte von Kirchbach: „Der Erfolg von Bildung und kulturellen Angeboten hängt heute mehr denn je von der Attraktivität des Ortes ab. Darum haben wir uns auch zum Ziel gesetzt, die Aufenthaltsqualität in unseren Bibliotheken noch mehr zu erhöhen.“

Konkret hob der Bürgermeister hervor: die Neugestaltung der Kinder- und Jugendbibliothek in der Hauptstelle am Münsterplatz und die Modernisierung ihrer Angebote; den Ausbau der Digitalen Strategie, etwa durch Teilnahme am Kinder-Softwarepreis Tommi; eine noch intensivere Öffentlichkeitsarbeit; und eine neue Rekordzahl an Führungen, Veranstaltungen, Ausstellungen und Präsentationen.

Das Medienangebot und seine Nutzung

2017 erzielte die Stadtbibliothek 1.495.744 Ausleihen. 2016 waren es 1.514.443 Ausleihen gewesen. 2015: 1.613.581 – 2014: 1.623.093 – 2013: 1.641.740 – 2012: 1.593.607 – 2011: 1.600.356. Aufgrund unterschiedlich langer Schließungszeiten sind diese Werte bedingt miteinander vergleichbar. 2017 wurde die Kinder- und Jugendbibliothek umgestaltet, 2016 die Hauptstelle barrierefrei umgebaut.

Dasselbe gilt für die Entwicklung der Besuchszahlen. Im vergangenen Jahr haben 541.712 Kundinnen und Kunden die Bibliotheken besucht. 2016 waren es 612.181 Personen. 2015: 647.309 – 2014: 709.188 – 2013: 684.983 – 2012: 678.470 – 2011: 672.177.

Im vergangenen Jahr haben 25.019 Personen einen Leseausweis erworben (hinzu kommen 1.365, die nur die Onleihe nutzen). 2016: 25.477 – 2015: 26.276 – 2014: 26.706 – 2013: 26.635 – 2012: 26.651 – 2011: 26.617. Dieser minimale Rückgang ist in Zeiten der Onleihe ein geläufiges Phänomen: Je mehr von zu Haus ausgeliehen wird, desto weniger ist zu verhindern, dass mehrere Personen einen Ausweis nutzen.

Wiederum stieg der Anteil der älteren Leserschaft ab 60 Jahren, von 2.509 (2015) über 2.582 (2016) auf 2.715 (2017). 2011 waren nur 1.882 Leser über 60 Jahre alt.

Immer wieder überraschend: Der Anteil der Bibliotheksnutzung zwischen Frauen und Männern liegt seit Jahren konstant bei 63-64 zu 36-37 Prozent, und zwar altersübergreifend. Dies galt auch 2017.

Die Onleihe, also die Ausleihe digitaler Medien wie E-Books und EJournals, ist mit 142.503 Downloads längst die ausleihstärkste „Zweigstelle“. Im vergangenen Jahr hat sie schon 9,5 Prozent (2016: 7,7 %) aller Ausleihen ausgemacht, bei vergleichsweise bescheidenem Bestand von 15.703 (2016: 13.444) Medien.

Die Medienzusammensetzung blieb gegenüber dem Vorjahr im Wesentlichen gleich: 66 Prozent Bücher, 34 Prozent Non-book-Medien wie Noten, Zeitschriften, Karten, Spiele. 20 Prozent der Medien sind elektronisch (Musik-CDs, DVDs, Literatur-CDs etc.), sie machen 44 Prozent der Ausleihen aus.

Ausbau der Digitalen Strategie
Den ungehinderten Zugang zu Wissen ermöglichen und die Chancengleichheit fördern – das bleibt die Kern-Aufgabe einer Bibliothek, gerade in Zeiten der Digitalisierung. Als nicht-kommerzielle, qualitätsorientierte und niederschwellige Einrichtung soll sie die Bürgerschaft mit digitalen Entwicklungen vertraut machen. Dieser Aufgabe kommt sie an all ihren Standorten in vielfältiger Weise nach.

Erwachsenenbibliothek
In der Infothek ist insbesondere der 3D-Drucker bei den regelmäßig stattfindenden Einführungen von Interessierten umringt. Der Einsatz
dieser Technologie in der Medizin, Architektur usw. entwickelt sich rasant. Bibliotheksmitglieder können auf dem Ultimaker²-Drucker zudem kostenlos eigene Modellvorlagen ausdrucken.

Zum „Tag der Sehbehinderten“ am 6. Juni hat die Stadtbibliothek mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein zu einer besonderen Vorführung eingeladen. Mit Hilfe der 3D-Technologie wurden dreidimensionale Umgebungskarten erstellt, die Blinden und Sehbehinderten neue Wege der Wahrnehmung eröffnen. Unter anderem wurde die Baustellensituation an der Ersatzhaltestelle Siegesdenkmal als 3D-Karte ausgedruckt. So hilft das taktile Abbild der unmittelbaren Umgebung bei der Orientierung. Das Beispiel zeigt, wie Digitalisierung Inklusion alltagspraktisch unterstützt.

Mit der Oculus Rift 3D-Brille bietet die Infothek nicht nur haptische, sondern auch virtuelle Welten zum Erkunden an. An festen Terminen werden die Möglichkeiten einer VR-Brille (Virtual Reality) vorgestellt und zum Testen und Spielen angeboten.

Für Erwachsene finden Einführungen in die Nutzung digitaler Medien statt. Der Schwerpunkt der eReader-Sprechstunde liegt auf der Onleihe. An festen Terminen erhalten Interessierte Hilfestellung in der Handhabung ihrer eigenen Geräte und können sich allgemein über die digitale Welt informieren.

Im Jahr 2017 gelang der Bibliothek der Einstieg in das E-Learning. Dies ist eine zukunftsorientierte Lernform im Rahmen des lebensbegleitenden Lernens. Der deutsche Bibliotheksverband hat der Stadtbibliothek Laptops und Lizenzen des Sprachlernprogramms LinguaTV spendiert. E-Learning-Kurse sind ein attraktives zusätzliches Angebot zur Sprachförderung in Deutsch.

Bei regelmäßigen betreuten Lerntreffs erhalten die Teilnehmenden, überwiegend geflüchtete Menschen, eine Einführung in die OnlineSprachkurse und können sich über das Gelernte austauschen.

Kinder- und Jugendbibliothek
Das Jahr 2017 hat der Kinder- und Jugendbibliothek großeVeränderungen beschert. Der Raum wurde mit Unterstützung der Volker-Homann-Stiftung komplett neu gestaltet, die Buchbestände für die frühkindliche Bildung (ab drei Jahren) wurden aufgestockt, die Kinder-Homepage erhielt ein zeitgemäßes Relaunch und die Ausstattung mit mobilen Geräten wurde angeschoben. Gerade das 2016 gestartete Projekt „Sprachenfabrik in der Bibliothek“ hat die Digitalisierung voran gebracht. Dank der Anschaffung von 10 Tablets kann die Stabi jetzt Tablet-Rallyes anbieten; damit stellen die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen ihre Lieblingsbücher kreativ vor.

Die Einbeziehung digitaler Medien setzt die Kinderbibliothek 2018
fort. So finden seit der Neueröffnung regelmäßig Spielenachmittage
statt. Mittwochs und donnerstags können verschiedene Konsolen in einem betreuten Rahmen getestet werden. Hinzu kommen Termine wie der Roboter-Nachmittag, der Programmier-Nachmittag, ein Mario Kart-Turnier oder das Ausprobieren der Virtual Reality Brille.

Zwei Tablets stehen zudem an allen Tagen zur freien Verfügung. Schwerpunkt sind hier die Bilderbuch-Apps, mit denen Geschichten mitgelesen und interaktiv erlebt werden können.

Erwähnenswert sind auch die Tonie-Boxen und Figuren. Dank des verspielten Designs und der praktischen Handhabung werden sie immer bekannter und beliebter. Daher werden die kindgerechten Tonträger (neben CD-Playern und TipToi-Stiften) zum Ausprobieren und Anhören vor Ort angeboten.

Haslach
In Haslach besteht weiterhin der Game-Tester-Treff als Kooperation zwischen der Staudinger-Gesamtschule, der Jugendbegegnungsstätte und der Stadtteilbibliothek. Die Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. Dieser offene Treff findet inzwischen jeden zweiten Dienstag statt. Als niederschwelliger Einstieg in die Bibliothek können Konsolenspiele entdeckt, getestet, zusammen gespielt und bewertet werden. Die Kinder und Jugendlichen lernen die Bibliothek so als Ort der Begegnung und zum Auffinden von Medien über die Spiele hinaus kennen, erwerben Sprachkenntnisse und werden ans Lesen herangeführt.

Seit Juli 2017 ist der Haslacher Bibliotheks-Blog online. Hier werden regelmäßig Neuigkeiten, Veranstaltungen und Medien vorgestellt. Über die Kommentarfunktion können Nutzer und Nutzerinnen direkt Kontakt aufnehmen, Fragen stellen und Rückmeldung geben.

Die Stadtbibliothek ist darüber hinaus kontinuierlich bei den Planungsprozessen für den Neubau der Staudinger-Schule aktiv.

Rieselfeld
Dank der Anschaffung von zehn iPads und des schnelleren WLANs konnte auch im Rieselfeld das digitale Angebot ausgebaut werden. Die iPads kommen bei der Tablet-Rallye „Bibliothek mit allen Sinnen“ zum Einsatz, die in Kooperation mit der Clara-Grunwald-Schule und dem Verein KIOSK entwickelt wurde und sich an Kinder mit Migrationshintergrund wendet.

Besonders beliebt sind die Tablets zur freien Nutzung. Die Kinder und Jugendlichen können am Tag 30 Minuten lang vor Ort auf dem Tablet spielen, malen, programmieren oder den Roboter Cozmo steuern. Vor allem das Spiel „Minecraft“, mit dem inzwischen auch Konzeptionen für den Unterricht erstellt werden, ist stark gefragt. Daher kauft die Bibliothek vermehrt Bücher zu diesem Spiel ein, um neben der Medien- auch die Lesekompetenz zu stärken. Auch bei
Veranstaltungen wie dem „Tommi“ oder dem Schulfest der ClaraGrunwald-Schule sind die Tablets im Einsatz.

Neben den Spielen kann man auf den Tablets auch auf die Onleihe zugreifen. Dadurch steigt vor Ort das Angebot an Zeitschriften und Zeitungen. Das Interesse an der Onleihe und den technischen Möglichkeiten mobiler Endgeräte wird vor allem durch die stark nachgefragten Online-Sprechstunden allein im Rieselfeld deutlich.

Als Magnet lockt der Wii-U-Nachmittag vor allem Kinder und Jugendliche in die Mediothek. Doch auch Erwachsene nutzen ihn, um sich vor einem eventuellen Konsolenkauf über aktuelle Spieletrends zu informieren.

Tommi: Elektronische Spiele testen
2017 fand der „Tommi“ das erste Mal auch in Freiburg statt. Für die Teilnahme an diesem Kinder-Softwarepreis konnten sich bundesweit alle öffentlichen Bibliotheken bewerben. Organisiert wird der Tommi vom Family Media Verlag in Freiburg und dem Büro für Kindermedien Feibel.de in Berlin. Kooperationspartner sind der Deutsche Bibliotheksverband, die Frankfurter Buchmesse, Google, Jugendschutz.net und das Kinder- und Jugendprogramm des ZDF.

Im September haben über 250 freie Tester und Testerinnen zwei Wochen lang 40 aktuelle altersgerechte Spiele und Spielzeuge in den Stadtteilbibliotheken Haslach, Mooswald, Rieselfeld und in der Computerspielschule des Jugendhilfswerks getestet. Dabei erhalten die Kinder und Jugendlichen im Alter von 6 bis 14 Jahren Testbögen, mit denen sie die Spiele kritisch hinterfragen und bewerten. Nach dem Testen und Bewerten werden die besten Spiele auf der Frankfurter Buchmesse ausgezeichnet.

In diesem Rahmen fanden in den Zweigstellen der Stadtbibliothek vormittags zum Thema Gaming auch medienpädagogische Workshops für Schulklassen statt.

Neben der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen wird auch der kritische und bedachte Umgang mit digitalen Spielen gefördert. Gleichzeitig können Eltern ihre Kinder im Medienzeitalter begleiten, und lernen dadurch auch altersgerechte und für ihre Kinder geeignete Spiele kennen.

Abi-Scout, Sprachcafé, Veranstaltungen
Die Bibliothek unterstützt seit jeher mit diversen Aktionen das lebensbegleitende Lernen. Neu war das Angebot „Abi-Scout“: In Anlehnung an das Konzept des beliebten Info-Scouts, bei dem Schülerinnen und Schüler nach Anmeldung eine Rechercheschulung und eine professionell begleitete Materialsuche zu einem gewünschten Thema bekommen, konnten sich hier speziell Abiturienten an zwei Montagen im Juni Medien zu ihren mündlichen Prüfungen besorgen und sich beraten lassen.

Auch bei der Integration von Geflüchteten ist sie beteiligt. Neben den E-Learning-Angeboten startete sie in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule ein Sprachcafé, speziell für Migrantinnen und Migranten, zur Förderung des Erwerbs der deutschen Sprache .

Die Zahl der Veranstaltungen hat 2017 mit 941 Führungen, Lesungen, Ausstellungen und Medienpräsentationen ihren Höchststand erreicht. Hervorzuheben sind „StadtLesen“, das Lesewohnzimmer im Freien auf dem Kartoffelmarkt, und die Kooperation im Rahmen der Russischen Kulturtage. In Zusammenarbeit mit dem Marina-Zwetajewa-Gedenkmuseum in Bolschewo hat die Stadtbibliothek dafür die Ausstellung „Für meine Verse, die so früh geschrieben ..., kommt noch die Zeit herauf“ zu Leben und Werk der russischen Dichterin Marina Zwetajewa erarbeitet.
 
Eintrag vom: 06.05.2018  




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