Museum Langmatt, Schweiz
bis 13.5.2018
Weshalb haben impressionistische Bilder in den letzten Jahren und Jahrzehnten derart unvorstellbare Werte erreicht? Warum werden sie in Ausstellungen immer ästhetisch präsentiert und rezipiert, gewissermassen als Wohlfühlbalsam für ein breites Publikum? Warum ist heute von der seinerzeit höchst bemerkenswerten Banalität der Bildmotive kaum mehr etwas zu spüren? Seitensprünge ist eine mutige Thesenausstellung, die kritisch die (monetär motivierte) «Ehrfurcht» vor impressionistischen Bildern hinterfragt.
Sieben herausragende Werke des französischen Impressionismus aus der Sammlung des Museums Langmatt suchen sich neue Liebhaber. Alle grossen Namen sind vertreten: Paul Cézanne, Edgar Degas, Paul Gauguin, Claude Monet, Camille Pissarro, Pierre-Auguste Renoir, Alfred Sisley. Die Wahl der Meisterwerke fiel jedoch nicht auf andere Meisterwerke oder zeitgenössische Kunst, sondern auf Alltagsobjekte aus dem Fundus der Langmatt, auf „Underdogs“ aus dem Keller: Die Kirche von Moret (1893) von Alfred Sisley begegnet einem alten Eisengeländer, der Herbst in Eragny (1899) von Camille Pissarro einem Regal mit eingetrockneten Farbproben verschiedenster Räume der Langmatt und Château Noir (um 1904) von Paul Cézanne historischen Weinregalen, riesengross und voluminös wie Käfige.
Ein filigraner, visueller und/oder inhaltlicher Faden verbindet die ungewöhnlichen Paare, die spielerisch und nicht ohne Humor an festzementierten Vorstellungen des absoluten, unumstösslichen Meisterwerkes rütteln, fixe Wert- und Wahrnehmungsmechanismen hinterfragen und neue Sichtweisen auf altbekannte Werke öffnen.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Hatje Cantz Verlag Berlin mit Beiträgen von Barbara Basting, Dirk Boll, Dieter Schwarz und Markus Stegmann.
zum Bild oben:
Links und rechts: Weinregale. Mitte: Paul Cézanne, Bäume und Felsen im Park des Château Noir, ca. 1904, Öl auf Leinwand, 92 x 73 cm, Museum Langmatt |