Städtische Museen Freiburg zeigen ab 25. November Werke von Wegbereiterinnen und Wegbereitern der Moderne
Vor gut hundert Jahren, mitten im Ersten Weltkrieg, war die Kunst-Avantgarde zu Gast in Freiburg: Die Gruppe um Adolf Hölzel zeigte im damals neu erbauten Kunstverein eine Ausstellung von bahnbrechender Bedeutung auf dem Weg in die Moderne. Die historische Schau ist Impulsgeber für die neue Präsentation „Im Laboratorium der Moderne. Hölzel und sein Kreis“, die von Samstag, 25. November, bis Sonntag, 18. März, im Augustinermuseum zu sehen ist.
Die vom Museum für Neue Kunst konzipierte Ausstellung zeigt unter anderem Werke von Adolf Hölzel, Willi Baumeister, Johannes Itten, Ida Kerkovius und Oskar Schlemmer. Sie gilt als größtes und aufwendigstes Projekt der Städtischen Museen Freiburg in den letzten zehn Jahren.
Im Fokus steht die Strahlkraft des Hölzelkreises, wie die Gruppe um den freigeistigen Maler, Kunsttheoretiker und Pädagogen Adolf Hölzel genannt wird. Unter seiner Leitung entwarf die Künstlergruppe, der auch zahlreiche Frauen angehörten, Werke von außergewöhnlicher Modernität. Einige Ansätze sind später maßgeblich in die Entstehung des Bauhauses eingeflossen. Die Arbeiten lieferten Feuerwerke an neuen Formen und Farben und haben unter den Zeitgenossen so manch hitzige Debatte entzündet.
Die aktuelle Ausstellung entdeckt die Bedeutung Adolf Hölzels als einen Revolutionär der Kunst wieder. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, in das Kunst-Laboratorium mit den abstrakten Farb- und Materialexperimenten des Hölzelkreises einzutauchen.
Adolf Hölzel, 1853 in Olmütz (Mähren) geboren, war einer der ersten Vertreter der Künstlerkolonie Dachau und Gründungsmitglied der Münchner und der Wiener Secession. 1905 wurde er an die Königliche Akademie der Bildenden Künste nach Stuttgart berufen, wo sich bald ein Kreis progressiver Schülerinnen und Schüler um ihn formierte. So etablierte sich neben den Künstlergruppen „Die Brücke“ in Dresden und „Der Blaue Reiter“ in München ein weiteres Zentrum der Moderne in Stuttgart. Die idealen Räumlichkeiten für die erste öffentliche Werkpräsentation fand die Gruppe um Hölzel im Jahr 1916 jedoch in Freiburg, im eleganten Pavillon des damals am Friedrichsring eröffneten Kunstvereins.
In seinem unkonventionellen Unterricht schuf Hölzel eine offene und kreative Atmosphäre. Er verstand sein Atelier als Laboratorium und empfahl in seinem Unterricht durchaus ungewöhnliche Methoden: Um Bildkompositionen zu finden, wurden etwa Versuche mit Kaffeebohnen unternommen. Es kamen Sonnenbrillen, Motivsucher oder auch Farbkreisel zum Einsatz. Als Spiritus Rector gab Hölzel seinen Schülerinnen und Schülern Raum zur freien Entfaltung: Er ermutigte sie, die künstlerischen Mittel Linie, Farbe und Form selbst zu erforschen, sich an Schriftexperimenten oder Materialcollagen zu probieren – und damit völlig neue Wege in der Kunst zu beschreiten.
Zu einer Zeit, in der Frauen der Zugang zu Akademien noch größtenteils verwehrt war, unterrichtete Hölzel entgegen aller Konventionen bereits eine eigene „Damen-Malklasse“ und förderte eine Künstlerin wie Ida Kerkovius als Meisterschülerin und Assistentin. Zur Freiburger Ausstellung lud er 1916 auch seine hochtalentierten Schülerinnen Luise Deicher, Maria Foell und Lily Hildebrandt ein.
Die Ausstellung entsteht mit finanzieller Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und in partnerschaftlicher Kooperation mit der Adolf Hölzel-Stiftung, Stuttgart. “Die wissenschaftliche Erforschung und Präsentation von Hölzels Werk und Wirken ist ganz im Sinne unseres Gründers Ernst von Siemens, der seinen Mitmenschen Kunst und Kultur zugänglich machen wollte“, so Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Die in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstler sind: Willi Baumeister, Hans Brühlmann, Luise Deicher, Heinrich Eberhard, Josef Eberz, Maria Foell, Ernst Heinrich Graeser, Lily Hildebrandt, Adolf Hölzel, Johannes Itten, Ida Kerkovius, Otto Meyer-Amden, Albert Mueller, Alfred Heinrich Pellegrini, Oskar Schlemmer, August Ludwig Schmitt, Hermann Stemmler, Hermann Stenner und William Straube.
Neben den Werken des Hölzelkreises zeigt die aktuelle Ausstellung auch Arbeiten von Studierenden der Basler Hochschule für Gestaltung und Kunst (Fachhochschule Nordwestschweiz): Mit ihren Beiträgen führen sie die Experimentierfreude und die Idee des gemeinsamen Arbeitens auf Augenhöhe in der Gegenwart fort.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Michael Imhof Verlag, der 304 Seiten umfasst und für 24,80 Euro im Museum sowie für 39,95 Euro im Buchhandel erhältlich ist. Die 26 Essays stammen von renommierten Autoren, unter anderem von Angeli Janhsen, Alexander Klee, Daniel Spanke und Barbara Stark.
„Im Laboratorium der Moderne. Hölzel und sein Kreis“ läuft in der Ausstellungshalle der Städtischen Museen Freiburg im Untergeschoss des Augustinermuseums sowie im Dachstuhl des Museums. Co-Kurator ist Ulrich Röthke von der Brandenburgischen Technischen Universität.
Das Augustinermuseum am Augustinerplatz, ist während der Laufzeit der Sonderausstellung dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, freitags bis 19 Uhr. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt frei. Beratung und Buchung von Führungen unter Tel. 0761 / 201-2501. |