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Tagung „Museen im digitalen Raum. Chancen und Herausforderungen“
Themen und Ergebnisse | #MusMuc17

PINAKOTHEK DER MODERNE, MÜNCHEN

Über 200 Gäste, darunter Fachpublikum aus Museen und Kulturinstitutionen, Experten für Digitalisierung, Juristen, Journalisten, Wissenschaftler und Studierende besuchten am 6. Oktober die Tagung „Museen im digitalen Raum. Chancen und Herausforderungen“, die auf Initiative der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in der Pinakothek der Moderne, München, stattfand. Live und digital via Twitter unter dem Hashtag #MusMuc17 wurde die Tagung von tausenden Besucherinnen und Besuchern verfolgt und vielfältig kommentiert. In Kürze wird die Tagung auch als Videomitschnitt auf dem Vimeo-Kanal der Pinakotheken (www.vimeo.com/Pinakotheken) online zur Verfügung stehen.

Vor dem Hintergrund einer Analyse der Anforderungen und Wünsche von Museumsbesucherinnen und -besuchern im 21. Jahrhundert trafen sich Expertinnen und Experten, um Themenfelder wie digitale Sammlungen, Transparenz und „open access“ öffentlich zu diskutieren. Dabei wurden sowohl technische Einschränkungen (Datenbanken, Strukturen, Ressourcen) und juristische Begrenzungen (Urheberrecht, Bildrechte) sowie Möglichkeiten der Vernetzung von Sammlungen mit übergreifenden Plattformen wie der Deutschen Digitalen Bibliothek, „bavarikon“ und der „Europeana“ oder Initiativen wie #openGLAM vorgestellt.

Nach der Begrüßung durch den Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Dr. Bernhard Maaz, sprach Prof. Dr. Dr. h. c. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister a.D., über philosophische und ethische Aspekte der Digitalisierung. „Die Digitalisierung kann auch ein kultureller Erfolg werden, wenn sie normativ angeleitet ist. Sie ermöglicht eine Vielfalt von Perspektiven, muss aber an eine realistische Interpretation der Welt gebunden bleiben. Sie kann die Urteilskraft schärfen, wenn Datenmengen zu strukturiertem ästhetischen Wissen zusammengeführt werden. Das humanistische Ideal der Persönlichkeitsbildung ist in Zeiten der Digitalisierung aktueller als je zuvor.“

- Prof. Dr. Ellen Euler, Professorin für Open Access und Open Data an der Fachhochschule Potsdam, thematisierte in der Keynote die engen Grenzen im Hinblick auf die digitale Präsentation von kulturellem Erbe im Netz. Sie rief die Kulturerbeeinrichtungen dazu auf, ihre Freiräume zu nutzen und den virtuellen Besuchern weitergehende digitale Freiheiten für Forschung, Freude an und spielerischen Umgang mit den digitalisierten Beständen einzuräumen.

- Prof. Dr. Dorothee Haffner, Expertin für EDV im Museum (Dokumentation und Medien) an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, betonte in ihrem Beitrag, dass sich die Kunstmuseen als Bewahrer von kulturellem Erbe verpflichtet sehen sollten, ihre Objekte sowohl real als auch digital zugänglich zu machen. Dann erläuterte Antje Lange, Digitale Kommunikation bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, den Prozess der Entwicklung, der Umsetzung und des Launchs der Online-Sammlung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (www.sammlung.pinakothek.de) und die damit verbundenen Herausforderungen.

- Dr. Antje Schmidt, Leitung Digitale Inventarisierung am Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, beschäftigte sich mit dem Potenzial digitalisierter Museumssammlungen für Bildung, Wissenschaft und die Kreativbranche, mit dem gesellschaftlichen Mehrwert, den Museen durch das Verfügbarmachen von gemeinfreien Werken in digitaler Form befördern können, sowie mit der Erwartungshaltung der Öffentlichkeit an die Nutzbarkeit digitalen Bildmaterials aus Museen. Merete Sanderhoff, Senior Advisor of Digital Museum Practice am Statens Museum for Kunst in Kopenhagen, thematisierte die Rolle der Museen als Bildungsinstitution und hob am Beispiel federführender Institutionen oder Initiativen wie openGLAM die Vorteile für Museen hervor, ihre digitalen Sammlungen öffentlich zugänglich zu machen, um damit kreative gesellschaftliche Wirkung zu erzielen.

In der vitalen, facettenreichen Podiumsdiskussion „Digitaler Glaubenskrieg?“ wurde unter Moderation von Vera Cornette, Bayerischer Rundfunk, über die Nutzbarkeit von Kunstwerken im Netz diskutiert. Auf dem Podium waren Hanns-Peter Frentz (Leitung, bpk-Bildagentur), Dr. Anke Schierholz (Justiziarin, VG Bild-Kunst), Prof. Dr. Ellen Euler (Professorin für Open Access und Open Data an der Fachhochschule Potsdam), Stephanie Niederalt (Justiziarin, Bayerische Staatsgemäldesammlungen), Dr. Antje Schmidt (Leitung Digitale Inventarisierung, MKG Hamburg) sowie Max Westphal (Kunstvermittler und Mediengestalter).

Douglas McCarthy, Collections Manager bei Europeana Art & Europeana Photography, stellte die digitale Plattform „Europeana“ vor, bei der tausende Kulturinstitutionen ihre Sammlungen einer breiten Öffentlichkeit digital zugänglich machen, und betonte die Vorteile einer solchen Zusammenarbeit für die Kulturinstitutionen in Europa. Jasper Visser, International Change Agent und Social and Cultural Innovator, stellte die Frage, welche Rolle die Museen künftig in einer vollkommen digitalen Gesellschaft spielen und wie diese gestaltet sein könnten.

Während der Tagung konnten Interessierte extern die Tagung unter dem Hashtag #MusMuc17 verfolgen, Beiträge teilen oder Fragen stellen, die teilweise auch live während der Diskussionszeiten eingebracht wurden. Im Lauf des Tages erschienen über 2.000 Tweets zum Hashtag und Twitter zählte über 4 Millionen „Impressions“.

In seinem Fazit ging Generaldirektor Dr. Bernhard Maaz auf die Frage ein, wie die Debatte um moderne Kunstwerke in den Online-Sammlungen der Museen weitergeführt werden könne und wie eine für alle Seiten sinnvolle Kompromisslösung aussehen wird, die die Interessen von Künstlern, Museen und Usern harmonisiert. Wesentliche Aufgaben sind, Wege zumindest zur Verfügbarkeit niedrigauflösender Abbildungen aller Epochen bis zur Gegenwart für das Internet zu suchen und den Umgang mit Urheberrecht, Bildrechtspraxis und Schrankenreglungen für die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts anzupassen.
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Eintrag vom: 11.10.2017  




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