Die Stadtbibliothek hat ihren Jahresbericht 2016 vorgestellt
Leserschaft wächst bei den Jüngsten und den Ältesten /
Interesse der Jugend rückläufig / Onleihe weiter auf Höhenflug
Die Stadtbibliothek ist als Eckpfeiler des städtischen Kultur- und
Bildungsangebots stärker und stabiler denn je. Dies ist die wichtigste
Erkenntnis des Jahresberichtes 2016, den Kulturbürgermeister Ulrich
von Kirchbach und Elisabeth Willnat, Leiterin der Stadtbibliothek,
heute in der Hauptstelle am Münsterplatz vorgestellt haben.
Dabei verwies von Kirchbach darauf, welch enorme Aufgabenspanne
eine zeitgemäße Stadtbibliothek heute neben dem Kerngeschäft des
Bücherverleihs bewältigt:
„Wir haben im vergangenen Jahr die sanierte Filiale im Mooswald
wieder eröffnet, in der Hauptstelle den ersehnten Publikumsaufzug
eingebaut, 25 Jahre Kooperation unserer Fahrbibliothek mit
Mulhouse gefeiert, Flüchtlingsunterkünfte mit Medien zum
Spracherwerb ausgestattet, ein Sprachcafé für Migrantinnen und
Migranten eröffnet, Info-Blätter zur Bibliothek in acht Sprachen
erstellt, Tablet-Rallyes in der Mediothek Rieselfeld veranstaltet und
Game-Tester-Tage in der Haslacher Filiale, die fremdsprachigen
Bestände aller Schulbibliotheken aufgestockt und bei der Zahl der
Veranstaltungen einen neuen Rekord aufgestellt. Und nebenbei
haben wir noch über 1,5 Millionen Medien ausgeliehen.“
Umbau und Einbau
Das Stabi-Jahr 2016 war geprägt von zwei ambitionierten
Baumaßnahmen. Abgeschlossen wurde im April die Neugestaltung
der Stadtteil- und Schulbibliothek Mooswald, die sowohl für die
Schule als auch für den Stadtteil attraktiv ist und mit vielfältigen
Veranstaltungen aufwartet. Der besondere Clou: Auf dem
Clevertouch-Bildschirm können Lernspiele, kreatives Malen oder
Präsentationen erprobt werden.
Lange war es ein Traum, seit Herbst 2016 ist die Hauptstelle am
Münsterplatz barrierefrei zu nutzen. Für den Einbau des PublikumsAufzuges
war sie vom 2. August bis 10. September geschlossen.
Gleichzeitig konnte das Gebäudemanagement ein Büro, die
Sozialräume und den Sitzungsraum im dritten Stock sanieren. Im
Eingangsbereich gibt es jetzt einen Raum für die Arbeit mit Gruppen,
speziell mit Flüchtlingen; hier geht es vor allem um Sprach- und
Leseförderung.
Das Medienangebot und seine Nutzung
Im Jahre 2016 hat die Stadtbibliothek 1.514.443 Millionen Ausleihen
verbucht. Dieser Wert ist wegen der erwähnten fünfwöchigen
Schließungszeit nur bedingt mit früheren Jahren vergleichbar. 2015
wurden 1.613.581 Medien ausgeliehen (2014: 1.623.093 – 2013:
1.641.740 – 2012: 1.593.607 – 2011: 1.600.356).
Ähnliches gilt für die Entwicklung der Besuchszahlen. Im
vergangenen Jahr haben 612.181 Kundinnen und Kunden die
Bibliotheken besucht. (2015: 647.309 – 2014: 709.188 – 2013:
684.983 – 2012: 678.470 – 2011: 672.177).
2016 haben 25.477 Personen einen Leseausweis erworben, das ist
ein Rückgang von drei Prozent (2015: 26.276 – 2014: 26.706 – 2013:
26.635 – 2012: 26.651 – 2011: 26.617). Dies ist in Zeiten der Onleihe
ein geläufiges Phänomen: Je mehr von zu Haus ausgeliehen wird,
desto weniger ist zu verhindern, dass mehrere Personen einen
Ausweis nutzen.
Bemerkenswert ist, dass der Anteil der älteren Leserschaft ab 60
Jahren wiederum zunahm, von 2.509 (2015) auf 2.582. 2011 waren
nur 1.882 Leser über 60 Jahre alt. In der Gruppe bis 13 Jahre,
traditionell die Kern-Klientel der Stabi, wurde mit 8.649 jungen
Lesern ein neuer Höchstwert erzielt (2015: 8.528 – 2014: 8.541 –
2013: 8.449 – 2012: 8.534 – 2011: 8.593).
Dagegen greifen, jedenfalls in der Stabi, immer weniger Jugendliche
zwischen 14 und 18 Jahren zum Buch, zuletzt waren es noch 2.758
(2015: 3.025 – 2011: 3.355). In ähnlicher Weise entwickelt sich das
Stabi-Interesse bei den 19- bis 24-Jährigen. Zuletzt wurden 1.673
junge Erwachsene registriert (2015: 1.929 – 2011: 2.132).
Dagegen greifen, jedenfalls in der Stabi, immer weniger Jugendliche
zwischen 14 und 18 Jahren zum Buch, zuletzt waren es noch 2.758
(2015: 3.025 – 2011: 3.355). In ähnlicher Weise entwickelt sich das
Stabi-Interesse bei den 19- bis 24-Jährigen. Zuletzt wurden 1.673
junge Erwachsene registriert (2015: 1.929 – 2011: 2.132).
Immerhin wieder überraschend: Seit Jahren liegt der Anteil der
Bibliotheksnutzung zwischen Frauen und Männern konstant bei
64/36 Prozent, und zwar altersübergreifend.
Die Onleihe, also die Ausleihe digitaler Medien wie E-Books und EJournals,
ist inzwischen die ausleihstärkste „Zweigstelle“. Sie hat
2016 7,7 % aller Ausleihen ausgemacht, bei vergleichsweise
bescheidenem Bestand von 13.444 Medien. Das steigende Interesse
an der virtuellen Zweigstelle setzt sich 2017 ungebrochen fort und ist
mit dem vorhandenen Medienetat kaum zu bewältigen. Die Bibliothek
setzt jedoch weiterhin auf einen verantwortlichen Umgang mit ihren
begrenzten Ressourcen, um der bestehenden Nachfrage nach
Printmedien weiterhin adäquat nachzukommen.
Digitale Strategie
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert mit dem
Projekt „Kultur macht stark“ außerschulische Maßnahmen vor allem
zur kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche. Hierfür gibt es
über den Deutschen Bibliotheksverband diverse Fördermittel, die die
Freiburger Stadtbibliothek gleich für drei Projekte nutzt.
Die „Sprachenfabrik in der Bibliothek“ (Hauptstelle) wendet sich, in
Kooperation mit der Tullaschule und dem Literaturbüro, an Kinder
zwischen 6 und 10 Jahren. Ihnen wird der Umgang mit neuen
Medien wie auch mit fremden Sprachen und Kulturen vermittelt.
Dafür wurden 10 Tablets beschafft.
Für die „Game-Tester-Tage“ kooperiert die Stabi mit der StaudingerGesamtschule
und der Jugendbegegnungsstätte Haslach. Ihre
Zielgruppe sind 12- bis 14-Jährige mit Migrationshintergrund (auch
Flüchtlingskinder) aus dem Stadtteil. Sie testen und bewerten
Konsolenspiele – und schaffen zugleich niederschwellig den Einstieg
in die Bibliothek als Ort der Begegnung und zum Auffinden von
Medien. Die Zuwendung ist überschaubar im Vergleich zur großen
Resonanz (2016: 3.806,44 Euro). Jetzt wurde das Projekt verlängert.
Für die Tablet-Rallye „Bibliothek mit allen Sinnen“ arbeitet die Kinderund
Jugendmediothek Rieselfeld mit der Clara-Grunwald-Schule und
dem Verein K.I.O.S.K. zusammen. Diese drei Partner haben die
Rallye für Kinder mit Migrationshintergrund (vor allem zwischen 9
und 11 Jahren), bei denen zu Hause kein oder wenig Deutsch
gesprochen wird, gemeinsam konzipiert. Auch hier erscheint die
Bibliothek trotz sprachlicher Barrieren bald als attraktiver Ort, unter
anderem dank der Anschaffung von 10 iPads. Durch ihren Einsatz
können die Aktionen multimedial und interaktiv gestaltet werden.
Veranstaltungen
Mit 820 Führungen, Lesungen, Ausstellungen und Präsentationen
hat die Zahl der Stabi-Veranstaltungen 2016 einen Höchststand
erreicht. Das reichte vom „Musikalisch-literarischen Neujahrsauftakt“
(in Kooperation mit der Musikschule) bis zu „StadtLesen“, der allseits
beliebten Aktion auf dem Kartoffelmarkt. Diesmal bot das
Lesewohnzimmer im Freien vom 21. bis 24. Juli über 3.000
Neuerscheinungen und Angebote für Kinder und Erwachsene.
Natürlich wurden all die beliebten Reihen fortgesetzt, seien es die
Angebote für Senioren „Nachmittags um Drei“, der Lesetreff mit
Ursula Dietrich oder die Reihe Italienisch für Erwachsene.
Das frei zugängliche Digitalpiano in der Musikbibliothek wird von den
Kunden und Kundinnen unkompliziert und ganz selbstverständlich
genutzt, ebenso die Möglichkeit, CDs vor Ort anzuhören. Auch die
neuen Arbeitsplätze sind gut belegt. Außerdem ist es nun möglich,
mit einer speziellen Software eigene Schallplatten zu digitalisieren.
Im Jahr 2016 hat die Zahl der InfoScout-Termine in der Infothek
erneut zugenommen. Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen
fragten 55 Mal nach einer Individualschulung zur Literaturrecherche.
In diesem Jahr ging es etwa um Strafen im Rechtsstaat,
Neurodegenerative Erkrankungen am Beispiel Alzheimer oder die
Britannien-Feldzüge Caesars. Vor den mündlichen Abiturprüfungen
steigt die Nachfrage nach InfoScout-Stunden jedes Jahr spürbar.
Aktivitäten 2017
Die Stadtbibliothek will ihre Aktivitäten in Schulbibliotheken und
Flüchtlingsunterkünften zur Sprach- und Leseförderung intensivieren.
Dazu gibt es in Kooperation mit der PH seit 2016 ein Sprachcafé für
Migranten. Bei der Ergänzung des Stabi-Bestandes geht es verstärkt
um Spracherwerb, Sprachkurse und Wörterbücher.
Die Aktion „StadtLesen“ lädt die Freiburgerinnen diesmal vom 27. bis
30. Juli auf den Kartoffelmarkt ein.
Die Stadtbibliothek beteiligt sich intensiv an den Russischen
Kulturtagen und präsentiert zwei Ausstellungen, eine davon aus dem
Zwetajewa-Museum bei Moskau. Außerdem führt sie mit eigenen
Veranstaltungen, auch in Kooperation mit der Israelitischen
Gemeinde, das Angebot für an russischer Literatur Interessierte
weiter. Ebenso nimmt sie an den Französischen Kulturtagen teil.
Der Teppichboden auf der Empore wurde bereits im Januar
ausgetauscht, der Belag im Erdgeschoss folgt in den Sommerferien.
Die Kinder- und Jugendbibliothek wird saniert und neu gestaltet.
Die Stadtteilbibliothek Haslach beteiligt sich am Kindersoftwarepreis
„Tommi“ des Deutschen Bibliotheksverbandes, bei dem Kinder
innovative Kindersoftware ausprobieren und bewerten. Im Rieselfeld
ändert sich die Altersstruktur der Bevölkerung, die Mediothek passt
sich an und bietet verstärkt auch Medien für Erwachsene an.
Zum Schluss ihres Jahresberichtes hob Stabi-Leiterin Elisabeth
Willnat heute hervor: „Digitale und traditionelle Angebote in unserem
Haus nachhaltig zu integrieren – das bleibt eine der größten
Herausforderungen in den nächsten Jahren.“ |