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Donnerstag, 28. März 2024
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Theatertipp: „Stück Plastik“
von Marius von Mayenburg

In dieser „Edelboulevard-Komödie“ nimmt der Autor die Mischung von Fremdenfeindlichkeit und verdruckster Deutschtümelei, Glutenunverträglichkeit und Hygienefimmel, Standesdünkel, Konsumgier und Weltelendsbetroffenheitsgetue treffend auf die Schippe.

Zum Stück:

Das Leben ist eine Überforderung. Darin sind sich Michael und seine Frau Ulrike einig, obwohl sie einander sonst meist missverstehen. Also wird Jessica engagiert. Jessica räumt auf und wäscht ab, putzt und kocht und hilft dem pubertierenden Sohn des Paares bei den Hausaufgaben. Sogar für die Seelen- und andere Nöte der Eheleute hat sie ein offenes Ohr.

Doch daraus entstehen neue Probleme, denen Ulrike und Michael noch weniger gewachsen sind: Darf man Geld offen rumliegen lassen, wenn die Putzfrau kommt? Und wie entschuldigt man sich bei ihr dafür, dass man es hat rumliegen lassen?

Distanz und Nähe, Arbeit und Selbstverwirklichung, Kunst und Leben heißen auch die weiten Felder, in denen Ulrikes Chef, der Künstler Serge Haulupa zu Hause ist. Er entdeckt Jessica als Performerin. In seinen Installationen soll sie den Dreck der Welt wegmachen. Wer wird die Oberhand gewinnen? Die stille Jessica, die zum Schluss allen eine erlösende Bouillabaisse serviert, oder Haulupa, der in seinen grandiosen Tiraden die Kleinfamilie mitsamt Theaterpublikum zur sozialen Plastik stilisiert?

Der Autor Marius von Mayenburg:

„Ich habe eine Schwäche für Putzfrauen. Ich wollte ein abendfüllendes Stück über eine Person schreiben, die anderen in ihrem Haushalt hilft. Schon seit längerer Zeit bin ich von Menschen fasziniert, die eine bestimmte politische Identität haben, die sich also beispielsweise als linksliberal bezeichnen würden und die an den Kampf für die Rechte von Unterprivilegierten glauben, die aber gewisse Hausarbeiten nicht selbst übernehmen wollen. Sie wollen ihre eigene Toilette nicht putzen. Dieses politische Doppelleben interessiert mich: Bestimmte Ideale zu haben, ihnen aber selbst nicht gerecht zu werden.“

Uraufführung: 25.04.2015 | Schaubühne Berlin | Regie: Marius von Mayenburg

Wallgrabentheater Freiburg seit 5. Mai
Regie: Hans Poeschl
Mit: Regine Effinger / Matthias Happach / Natalia Herrera / Hans Poeschl / Martin Schurr
Weitere Aufführungen siehe Spielplan des Wallgrabentheaters ...
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Eintrag vom: 15.05.2017  




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