Die fünf Häuser der Städtischen Museen Freiburg bieten 2017 wieder
ein umfangreiches, vielfältiges Ausstellungsprogramm. Das Spektrum
reicht von Rembrandt-Radierungen über die Anfänge moderner Kunst
bis zu großformatigen zeitgenössischen Werken, von archäologischen
Funden aus der Eisenzeit bis zu hochaktuellen zeitgeschichtlichen
Themen. Performancekünstler und Choreografinnen loten gemeinsam
mit dem Publikum Fragen rund ums Erben aus. Und nachdem ein
neuer Jahrgang der quicklebendigen Museumsküken das Licht der
Welt erblickt hat, beleuchten Kooperationsausstellungen die letzten
Fragen rund um Leben und Tod. Hier ein Überblick über das gesamte
Ausstellungsprogramm:
Augustinermuseum
Bis 7. Oktober 2017
Nationalsozialismus in Freiburg
Die tragischen Schicksale, der mutige Widerstand und das grausame
Verhalten der Menschen im Nationalsozialismus beschäftigen bis
heute die Öffentlichkeit. Erstmals widmet sich das Augustinermuseum
zusammen mit dem Stadtarchiv in einer Sonderausstellung diesem
Thema. Die Schau beleuchtet, warum sich viele Freiburgerinnen und
Freiburger für das NS-Regime begeisterten und es akzeptierten. Viele
Exponate veranschaulichen aber auch das Schicksal der Menschen,
die aus politischen oder rassisch-biologischen Gründen ausgegrenzt
und verfolgt wurden.
25. November 2017 bis 18. März 2018
Im Laboratorium der Moderne. Hölzel und sein Kreis
Im September 1916 schreibt Freiburg mit einer bemerkenswerten
Ausstellung moderne Kunstgeschichte: Adolf Hölzel (1853-1934),
einer der Pioniere moderner Kunst in Deutschland, und seine
Schülerinnen und Schüler stellen im neu gebauten Freiburger
Kunstverein ihre Arbeiten aus. Der sogenannte Hölzelkreis tritt mit
dieser Gruppenausstellung erstmals an die Öffentlichkeit.
Mit der Ausstellung „Im Laboratorium der Moderne“ in der
Ausstellungshalle im Augustinermuseum widmet sich das Museum für
Neue Kunst dem experimentierfreudigen Maler, Kunsttheoretiker und
Pädagogen sowie seinen hochtalentierten Schülerinnen und Schülern.
Haus der Graphischen Sammlung
Bis 15. Januar 2017
Hans Baldung Grien. Holzschnitte
Das Haus der Graphischen Sammlung hat seinen neuen
Wechselausstellungsbereich mit Holzschnitten von Hans Baldung
Grien eröffnet. Nach Mitarbeit in Dürers Werkstatt entwickelte er bald
seinen individuellen Stil und zählt heute zu den bedeutendsten
Holzschnittkünstlern des 16. Jahrhunderts. Seine Arbeiten sind
geprägt von Formsicherheit, psychologischem Gespür und starkem
Ausdruckswillen.
18. Februar 2017 bis 5. Juni 2017
Susanne Kühn. Spaziergänge und andere Storys
Für die erste Ausstellung des Museums für Neue Kunst im Haus der
Graphischen Sammlung hat sich die Künstlerin Susanne Kühn dem
Medium Graphik gewidmet. Mit einer neuen Werkreihe großformatiger
Tuschezeichnungen zeigt sie ihre Sichtweise auf die traditionelle
künstlerische Gattung. Dabei wagt Kühn einen für sie als Malerin
radikalen Schritt: Sie verzichtet auf jegliche Verwendung von Farbe. In
der Reduktion auf Schwarzweiß entdeckt sie neue Bildmöglichkeiten
und -themen: Es geht um Fragen des Mediums, der Identität und des
künstlerischen Selbstverständnisses in einer absurden Bildwelt.
8. Juli bis 7. Oktober 2017
Greifenegg und Ramberg. Eine Freundschaft in Zeichnungen
Eine schillernde Freiburger Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts im
Spiegel der Zeichnung: Hermann Gottlob von Greiffenegg-Wolffurt
(1775-1847) war der Sohn des letzten Regierungspräsidenten des
Hauses Habsburg im vorderösterreichischen Freiburg. Er diente dem
Haus Österreich als Offizier, Diplomat – und als Spion. Während eines
Aufenthalts in Hannover freundete er sich mit dem bekannten
Hofkünstler Johann Heinrich Ramberg an. Im Greiffenegg-Nachlass
blieb ein bedeutendes Konvolut an Zeichnungen und Druckgraphiken
Rambergs erhalten. Die Ausstellung im Haus der Graphischen
Sammlung zeigt die schönsten Blätter, darunter amüsante
Zeichnungen, in denen Ramberg die amourösen Abenteuer der
Freunde mit Detailfreude schildert, während er mit anderen
Zeichnungen Greiffeneggs Frau und Schwägerin zu huldigen weiß.
28. Oktober 2017 bis 28. Januar 2018
Rembrandt. Von Macht und Ohnmacht. 100 Radierungen
Kein anderer Künstler hat sich in seinem Schaffen so sehr dem
menschlichen Körper gewidmet wie Rembrandt. Lüsternheit und
Verführung, Freude und Leid, Macht und Ohnmacht – viele seiner
Werke führen uns den Menschen in seiner Kreatürlichkeit vor Augen.
Zu sehen sind frierende Männer und Frauen, die sich um einen Ofen
drängen, oder schlicht einen urinierender Mann. Die Ausstellung „Von
Macht und Ohnmacht. 100 Radierungen“ zeigt Rembrandt als
genauen Beobachter des menschlichen Körpers in all seiner
Verletzlichkeit und Bedürftigkeit – ohne Scham, ohne Beschönigung.
Museum für Neue Kunst
Bis 26. Februar 2017
Herbert Maier. wer wir sind
Die Ausstellung thematisiert die Kulturgeschichte der Menschheit aus
der Perspektive des zeitgenössischen Malers Herbert Maier. In
hunderten Aquarellen versammelt er menschliche Gesichter, Porträts,
Figuren sowie Abbildungen von Köpfen und Masken. Die Auswahl
reicht vom eiszeitlichen Löwenmenschen bis zur japanischen NoMaske,
von Vermeers Perlenmädchen bis zu Warhols Marilyn Monroe.
Das Format der Bilderserie ist immer gleich, so entsteht Blatt für Blatt
eine unmittelbare Nachbarschaft unterschiedlichster Menschen aus
verschiedenen Kulturkreisen und Zeiten.
26. März bis 1. Mai 2017
Depot Erbe. Ein Tanzfonds Erbe Projekt
Wie erinnern wir? Was ist kulturelles Eigentum? Und wer gibt es auf
welche Weise an wen weiter? Diesen Fragen widmet sich das
Museum für Neue Kunst in Kooperation mit dem Theater Freiburg in
der Ausstellung „Depot Erbe“. Zu sehen sind „Erbstücke“ aus den
Bereichen Tanz, Performance und Kunst. Zudem wird das Museum zu
einem Raum des aktiven Forschens: Für fünf Wochen versammeln
sich Choreografinnen und Performancekünstler. Mit Installationen,
Sprechstunden, Gesprächsrunden, Performances und einer Tagung
zum Thema Erbschaft fordern sie die Besucherinnen und Besucher
dazu auf, sich Kulturgut aktiv anzueignen. Das Projekt wird vom
Tanzfonds Erbe (Kulturstiftung des Bundes) gefördert.
27. Mai bis 24. September 2017
Gutes Sterben – Falscher Tod
Sterben gehört zum Leben dazu. Und doch existiert der Tod für uns
nur als Leerstelle. Keiner weiß, wie es ist, tot zu sein. Aber das
Wissen um unsere Endlichkeit macht uns Angst. Mit der Ausstellung
„Gutes Sterben – Falscher Tod“ widmet sich das Museum für Neue
Kunst diesem zutiefst existentiellen Thema. Zu sehen sind Arbeiten
zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem
Sterben, dem Tod und den Toten auseinandersetzen. Die Werke
fordern auf, dort hinzuschauen, wo wir lieber wegschauen möchten.
Sie geben dem Sterben ein Stück Sichtbarkeit zurück. Die Ausstellung
findet in Kooperation mit dem Museum Natur und Mensch statt.
14. Oktober 2017 bis 15. April 2018
In guten wie in schlechten Zeiten. Wie was bleibt.
Die Sammlung ist das kulturelle Kapital eines Museums. Mit dieser
Ausstellung kehrt das Museum für Neue Kunst die Logik von
temporären Sonderausstellungen um. Von allen Künstlern und
Künstlerinnen, deren Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sind, soll
jeweils ein Kunstwerk in der Sammlung verbleiben. Ein Schritt, um
Kunstrezeption und Kunstgeschichte langfristig zu verankern.
Archäologisches Museum Colombischlössle
Ab 30. März 2017
Eisen – Macht – Reichtum. Kelten am südlichen Oberrhein
International bedeutende Funde stehen im Mittelpunkt der neu
gestalteten Dauerausstellung zur Eisenzeit in Südbaden.
Herausragend ist die älteste Glasschale nördlich der Alpen von
Ihringen am Kaiserstuhl. Die begehbare Grabkammer von Kappel am
Rhein erlaubt, in die Zeit vor 2.500 Jahren einzutauchen.
Museum Natur und Mensch
Bis 5. Februar 2017
Mythen
Seit jeher beschäftigt sich der Mensch mit den großen Fragen des
Lebens: Wie entstand die Welt? Was macht sie so einzigartig? Mythen
bieten faszinierende Antworten auf scheinbar Unerklärliches und
zeugen vom Reichtum des menschlichen Denkens. In der Ausstellung
veranschaulichen ethnologische Objekte aus Afrika, Ozeanien, Asien
und Amerika die Facetten mythischer Überlieferungen. Dabei steht
nicht nur die Vergangenheit im Fokus: Zeitgenössische Objekte
verdeutlichen auch die Bedeutung von Mythen in der Gegenwart.
4. März 2017 bis 23. April 2017
Vom Ei zum Küken
In der Sonderschau „Vom Ei zum Küken“ lassen sich die flauschigen
Publikumslieblinge wieder live beim Schlüpfen beobachten und sorgen
für Trubel im Museum. Ursprünglich als einmalige Sonderaktion
geplant, entwickelte sich das Projekt schnell zum alljährlichen
Publikumsrenner. Die Spannung, ob man den richtigen Moment
erwischt und ein Küken beim Schlüpfen beobachten kann, gehört für
viele Stammgäste dazu. Ebenso die Faszination des Gewusels im
nagelneuen Kükenhaus. Auch die Vielfalt der unterschiedlichen
Rassen überrascht jährlich aufs Neue. Natur- und volkskundliche
Objekte und Geschichten rund ums Ei ergänzen die Schau.
27. Mai 2017 bis 21. Januar 2018
Todsicher? Letzte Reise ungewiss
Sterben gehört zum Leben dazu. Und doch verbannen wir den Tod
aus unserem Alltag. Gestorben wird in Krankenhäusern und
Pflegeheimen. Trauerrituale geraten zunehmend in Vergessenheit. Oft
dringt das Thema erst durch den Verlust eines geliebten Menschen
wirklich in unser Bewusstsein. Mit der Ausstellung „Todsicher? Letzte
Reise ungewiss“ nähert sich das Museum Natur und Mensch dem
Thema aus ethnologischer, naturkundlicher und gesellschaftlicher
Perspektive an. Die Schau findet in Kooperation mit dem Museum für
Neue Kunst statt.
Museum für Stadtgeschichte
23. September 2017 bis 18. Februar 2018
150 Jahre Adelhausenstiftung
1867 entstand aus dem Vermögen des aufgehobenen
Dominikanerinnenklosters Adelhausen die „Schulstiftung vormals
Adelhausen” zur Ausbildung katholischer Mädchen. Auch der reiche
Kunstbesitz der Nonnen floss in die Stiftung, die heute eine wichtige
Leihgeberin des Augustinermuseums ist. In der Ausstellung vermittelt
das Museum für Stadtgeschichte Wissenswertes über die Geschichte
der Adelhausenstiftung und der Dominikanerinnenklöster. Dabei geht
es auch um Bildungsmöglichkeiten für Frauen im Freiburg des 19.
Jahrhunderts. Zu sehen sind außerdem ausgewählte Objekte aus dem
Kunstschatz der Stiftung
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