Vor der geschichtsträchtigen Folie des ersten Kreuzzuges und der Eroberung Jerusalems im Jahre 1099 entfaltet Verdi 1847 in seinem ersten Auftragswerk für die Pariser Grand Opéra ein packendes Drama, das die politischen und religiösen Kämpfe mit heftigen familiären Auseinandersetzungen konterkariert.
Hart an der Grenze des Inzests begehrt hier der Onkel seine Nichte. Das führt nicht nur zu panisch unterdrückter Leidenschaft, sondern bedingt rasende Eifersucht, Rachegedanken und Gewaltausbrüche. Familienstrukturen spiegeln die große Politik wider. Oder sind sie vielmehr Erklärungsmuster für die Gefahren verhärteter Herrschafts- und damit auch Religionsansprüche?
Es gibt kein Gut und Böse, das sich in eindeutige Machtblöcke teilen ließe, jedem Einzelnen selbst ist dieser Widerstreit eingeschrieben. Der gloriose Sieg des Abendlandes über den Orient decouvriert sich als ein Pseudo-Happy End, das menschliche Abgründe und Verzweiflung nur kurzfristig zu vertuschen vermag. Dauerhafte Befriedung: Bleibt sie stets nur Utopie? Verdi legte zeit seines Lebens den Finger mahnend in diese Wunde.
Spieldaten:
SAMSTAG, 07.01.17 - 19:30 Uhr
SONNTAG, 22.01.17 - 19:30 Uhr
FREITAG, 27.01.17 - 19:30 Uhr
FREITAG, 21.04.17 - 19:30 Uhr |