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NABU begrüßt kritische Bestandsaufnahme bei Fehmarnsundbrücke
Hinterlandanbindung zur Fehmarnbeltquerung muss auf den Prüfstand

Der NABU begrüßt den heutigen Vor-Ort-Termin des Rechnungsprüfungsausschusses des Deutschen Bundestages am Fehmarnsund: Eine kritische Bestandsaufnahme zur Hinterlandanbindung der geplanten Fehmarnbeltquerung sei überfällig. Die Fehmarnsund-Brücke ist laut Deutscher Bahn statisch zu schwach, um den im Zuge der Fehmarnbeltquerung zu erwartenden Güterverkehr zu tragen. Das Bundesverkehrsministerium plant daher einen Neubau. Der NABU hatte bereits vor der Unterschrift unter den 2008 unterzeichneten Staatsvertrag zwischen Dänemark und Deutschland zum Projekt Fehmarn-Beltquerung mehrfach darauf hingewiesen, dass die Fehmarnsund-Querung als Teil einer deutschen Hinterlandanbindung dringend instand gesetzt werden müsse.

Mit einem Neubau sind nicht nur deutlich höhere Kosten von bis zu einer halben Milliarde Euro für ein alternatives Brückenbauwerk, sondern auch erhebliche Naturverluste verbunden. „Wäre die Fehmarnsund-Brücke von der Deutschen Bahn, die die Tauglichkeit der Brücke mehrfach untersucht und bestätigt hat, rechtzeitig instand gesetzt worden, müsste jetzt nicht noch eine komplett neue Brücke gebaut werden. Aber damals hätte die Deutsche Bahn die Sanierung zahlen müssen. Jetzt zahlt der Steuerzahler noch eine weitere Brücke mit zusätzlichen Belastungen für das sensible Ökosystem“, kritisierte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Der NABU folgt daher der Einschätzung des Bundesrechnungshofes, dass vor allem die Deutsche Bahn eine rechtzeitige, jedoch kostspielige Sanierung der Brücke zu verantworten hat und fordert einen umfassenden Mängel-Bericht. Auch müssten die Hintergründe der nicht-erfolgten Sanierung genau geklärt werden. Die Bahn hatte jahrelang behauptet, keinerlei Hinweise zu finden, dass über die 1963 in Betrieb genommene Fehmarnsund-Brücke der künftige Bahngüterverkehr durch die Fehmarnbelt-Querung nicht erfolgen könnte. Das Bundesverkehrsministerium und die schleswig-holsteinische Landespolitik hatten als Reaktion auf die NABU-Kritik sowohl vor, als auch nach der Entscheidung im Deutschen Bundestag 2008, stets bestritten, dass Handlungsbedarf besteht und zukünftiger Bahngüterverkehr nicht über das in die Jahre gekommene Bauwerk am Fehmarnsund abgewickelt werden könnte.

„Die Küstenbereiche sind europäisch als FFH-Gebiete unter anderem wegen seltener Krötenarten geschützt und der Schweinswal schwimmt auch im Fehmarnsund. Je nach Art des Bauwerks gibt es zudem sehr wahrscheinlich deutlich veränderte Sedimentbewegungen mit erheblichen Auswirkungen auf die marine Lebensumwelt“, sagt Malte Siegert, Fehmarnbeltexperte des NABU.
Der NABU spricht sich gegen eine Fehmarnbeltquerung aus. Es fehle angesichts marginaler Verkehrsprognosen nachweislich der Bedarf und damit die infrastrukturelle Rechtfertigung, sowohl im Fehmarnbelt als auch im Fehmarnsund, einen solchen ökologischen Risiko-Eingriff durchzuführen. Mit einem Verzicht auf die Fehmarnbeltquerung erübrige sich auch ein Neubau der Sundbrücke.

„Bei der Gesamtplanung für beide Projekte sind deutliche Mängel zu erkennen, und die Kosten laufen noch vor dem ersten Spatenstich völlig aus dem Ruder. Wir werden nicht aufhören zu fordern, dass solche anachronistischen Groß-Projekte gestoppt werden“, so Siegert und verweist auf Artikel 22 des Staatsvertrages. Dieser bietet die Möglichkeit, aus dem Großprojekt Fehmarnbelt-Querung auszusteigen, wenn sich vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen massiv ändern. Nach aktuellen Berechnungen wird die Fehmarnbeltquerung mit den Hinterlandanbindungen in Dänemark und Deutschland mit rund zwölf Milliarden Euro doppelt so teuer wie ursprünglich geplant. Statt 2018 soll das Projekt frühestens 2028 fertig werden.
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Eintrag vom: 24.11.2016  




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