Wie es mit fremden Tieren und Pflanzen gelingt, die Natur zu retten
Neue Wilde braucht das Land: Wir alle mögen Geschichten über den Kampf zwischen Gut und Böse. Und Fremde eignen sich stets besonders als Feindbilder – auch in der Tier- und Pflanzenwelt. Seit jeher beobachten wir deshalb aufmerksam, ob nicht etwa fremde Arten in störungsanfällige Umwelten eindringen und dort ein ökologisches Chaos anrichten. Was uns nicht vertraut ist, empfinden wir zunächst als Gefahr – und schließlich steckt ja auch etwas Gutes dahinter: die Sorge um das Heimische. Doch was, wenn unser Bemühen, heimische Arten zu schützen, indem wir fremde zurückdrängen und verteufeln, falsch ist? Was, wenn echter Naturschutz gerade darin besteht, die Eindringlinge willkommen zu heißen? Dieser Fragestellung widmet sich Fred Pearce in »Die neuen Wilden. Wie es mit fremden Tieren und Pflanzen gelingt, die Natur zu retten«
In seinem Buch begibt sich der renommierte britische Umweltjournalist auf eine Reise über sechs Kontinente. Dabei stößt er auf ernste Fälle, etwa den der Aga-Kröte, die Australien in beängstigendem Tempo erobert, auf Orte, an denen Eindringlinge ganze Kolonien von Seevögeln ausgeplündert haben; oder auf Inseln, auf denen sich durch vom Menschen eingeführte Arten dramatische Entwicklungen vollziehen. Immer wieder stellt er dabei fest, dass die »bösen« Invasoren lediglich Ökosysteme besiedeln, die bereits vom Menschen massiv gestört sind. Sie sind Opportunisten und zugleich Erneuerer der Natur, und sie übernehmen oft Aufgaben, die die heimischen Arten nicht mehr bewältigen können.
»Wir brauchen neue Wilde in einer neuen Wildnis, widerstandsfähige Arten, die unsere Natur im 21. Jahrhundert neu organisieren«, davon ist Fred Pearce überzeugt. »Und um das Beste daraus zu machen, muss auch der Naturschutz neu überdacht werden.« Denn wie anders sollen Arten gedeihen und auf den Klimawandel reagieren, als durch das Vordringen in neue Territorien? So manche Art wird in Zukunft »gebraucht« werden: die vielfach geschmähte Douglasie etwa, weil sie unter künftig trockeneren Bedingungen besser wächst als eine Tanne; die amerikanische Rosskastanie, weil sie sehr widerstandsfähig ist, oder auch das Drüsige Springkraut vom Himalaja, ohne das unsere Hummeln im Hoch- und Spätsommer in weiten Gebieten keine nektarrreichen Blüten mehr hätten. Auch das, so Pearce, sollten Naturfreunde im Auge behalten.
»Fred Pearce weist einen Weg. Sein Buch ist ungemein wichtig. Sich darauf einzulassen, erfordert jedoch die Überwindung von eingepaukten Widerständen, die unsere Sicht- und Denkweise so sehr beschränken. Eine Wende im Naturschutz ist überfällig. Das Buch wird Sie davon überzeugen!« Prof. Dr. Josef. H. Reichholf (Vorwort)
oekom Verlag 2016,, 336 Seiten, EUR 22,95 (D), 23,60 (A)
ISBN 978-3-86581-768-6 |