Hörspiel von Günter Eich
Mit: Kurt Horwitz, Paul Hofmann, Maria Becker, Lina Carstens u.a.
Musik: Siegfried Franz
Regie: Friedrich Karl Kobbe
(Produktion: SWR/BR/RB 1956)
Länge: 91 Minuten
Günter Eich, einer der bedeutendsten Lyriker der deutschen Nachkriegsliteratur, war auch ein wegweisender Hörspielautor. 1956 schrieb er für den damaligen SWF ein Originalhörspiel, das das Erdbeben von Lissabon zum Thema hat. Am 31. Oktober 1755, am Vorabend jenes Allerheiligentages, an dem die portugiesische Stadt über Gerechte und Ungerechte zusammenstürzen wird, wartet ein Geistlicher auf die Vollstreckung seines Urteils. Die Inquisition hat ihn wegen angeblicher Gotteslästerung zum Verbrennungstod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. In der Einsamkeit der Zelle ist sein einziger Gesprächspartner der Gefängniswärter. Ihm erzählt er Geschichten, die von einer Welt handeln, in der sich die menschlichen Kreaturen mit dem Versuch quälen, ihr Leben zu meistern. Aber sie alle scheitern. Sie sind Gestalten ohne Hoffnung, ohne Zukunft – und so entsprechen sie dem Schicksal des Priesters, den der Augenblick der Zerstörung wie eine Erlösung überkommt.
Sonntag, 20.12.2015, 18.20 Uhr, SWR2 Hörspiel am Sonntag |