Nach der gleichnamigen Theaterperformance von Chris Thorpe
Mitarbeit: Rachel Chavkin
Aus dem Englischen von Katharina Schmitt
Mit: Corinna Harfouch
Hörspielfassung, Musik und Regie: Klaus Buhlert
(Produktion: SWR 2015)
Länge: 55 Minuten
Der Performer und Autor Chris Thorpe vertritt einen explizit politischen Ansatz im zeitgenössischen englischen Theater. Sein Stück gleicht einer Versuchsanordnung: “Sie sind weltoffen und akzeptieren andere Meinungen? Natürlich. Aber vielleicht auch nicht. Denn wir können nicht die Welt durch die Augen anderer sehen, selbst wenn sie mit Fakten und Informationen bestückt ist. Wie wir – so sind auch die anderen. Haben Rassisten oder Antisemiten somit immer unrecht? Sind sie jemals der Versuchung erlegen, über die dunkle Hölle eines Anders Breivik zu argumentieren? Ist es also möglich, einen “herrschaftsfreien Dialog” mit Menschen zu führen, mit denen man fundamental divergiert? Diese Fragen führen automatisch zu den eigenen wie fremden Bestätigungsfehlern (confirmation bias).”
Thorpes Stück beginnt wie eine vergnügliche TED-Rede über das liberale Leben, gut gemeint und vor einem öffentlichen Forum, das man “liken” kann. Die Rede verwandelt sich aber unversehens in einen Boxkampf um die “rechte”, d.h. richtige Meinung – tückisch und mit permanenten Erschleichungen der Beweisgründe. Aber so liberal und einsichtig auch der Einzelne zu sein glaubt, am Ende steht in dieser Selbstbefragung klar und deutlich fest: Toleranz oder Kuschelkurs, alles anzuhören und alle zu verstehen, das kann nicht das Richtige sein. Diese Ambivalenz gilt es auszuhalten und ihr entsprechend entschieden zu leben.
Ursendung
Donnerstag, 12.11.2015, 22.03 Uhr, SWR2 Hörspiel-Studio |