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Literatur-Kaffee: „Die Schwestern Brontë“
im Wallgrabentheater Freiburg am Sonntag, 13. März, 16 Uhr

„Jeden Abend um neun Uhr, wenn ‚dear papa’ nach oben und zu Bett gegangen war, legten sie die Näharbeiten beiseite und nahmen ihre Wanderung wieder auf: fünf Schritte vom Sofa zum Fenster, um den Tisch und zurück. Emily, den Arm um Anne gelegt, daneben Charlotte, so gingen sie rastlos auf und ab, während der Sturm nach einem langen, ungehinderten Anlauf über Moor und Heide an den Fenstern rüttelte und die Johannisbeerbüsche im Vorgarten mit harten Zähnen kämmte; in Yorkshire im Winter 1845.

Während Papa also schlief und Bruder Branwell im ‚Black Bull’ sein vertanes Leben niedertrank, dichteten die Schwestern Charlotte, Emily und Anne Brontë auf ihren Wanderungen um den Wohnzimmertisch drei Romane, die der englischen Literatur die Sporen geben und den viktorianischcn Kulturbetrieb in helle Aufregung versetzen sollten. »Bei allen drei Bells« (das war das gemeinsame Pseudonym der Schwestern) »wird in grober Manier ein schon anstößiges Thema aus dem denkbar ärgsten Blickwinkel behandelt«, bestätigte ihnen wenigstens die zeitgenössische Literaturkritik.
Anstößig war Charlotte, deren Heldinnen ihr tatenloses Dasein hassten, das die bürgerliche Gesellschaft ihnen aufzwang, die nach Bildung und sinnvoller Tätigkeit strebten, ihr Leben selbst in die Hand nahmen und einen Mann über Klassenschranken hinweg wählten - und verließen. »Ich bin kein Vogel und kein Netz umgarnt mich, ich bin ein freier Mensch mit einem freien Willen - das werde ich zeigen, indem ich Sie verlasse«, sagt Jane Eyre zu Mr. Rochester. Anstößig war auch Anne, die Dummheit und Brutalität des englischen Landadels bloßstellte. Am schlimmsten aber war Emily, die alle Konventionen beiseite fegte und Gefühle wie Naturgewalten herrschen ließ. Eine Heldin wie ihre Catherine, die sich gegen eine laue Ehe mit Psychoterror, Krankheit und Tod wehrt, eine so furiose Figur wie Heathcliff, dessen unsterbliche Liebe zu der verlorenen Catherine zwei Generationen ins Unglück stürzt, war den Viktorianern noch nicht begegnet. In der Aufrichtigkeit der Gefühle und den offen ausgetragenen Konflikten sah die Kritik nichts als »einzigartige Bosheit«, angesiedelt »weit entfernt von den Wohnstätten der zivilisierten Menschheit«.“ (Elsemarie Malatzke)

Vorgetragen werden Auszüge aus ihren Romanen („Sturmhöhe“, „Jane Eyre“, „Agnes Grey“), aus den Briefen, Gedichte und Zeugnisse von Zeitgenossen u.v.a.

Mit: Doris Wolters & Holger Heddendorp; Redaktion: Holger Heddendorp

Bewirtung ab 15 Uhr mit Kaffee und Kuchen und wie immer gibt es auch einen kleinen Bücher-Flohmarkt
 
Eintrag vom: 06.03.2011  




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