Vortrag von Dr. Ita Heinze-Greenberg von der ETH Zürich
über die Entstehung und Ausprägung der Bauhaus-Architektur in Tel Aviv
am Dienstag, den 27. Oktober 2015, 19.30 Uhr
im Hörsaal 2004 im Kollegiengebäude der Universität Freiburg
Das Bauhaus, 1919 von Walter Gropius in Dessau gegründet, entwickelte sich bis zu seiner Schließung 1933 zur wichtigsten Architekturschule in Deutschland und wurde mit ihrem Programm einer funktionalen Ästhetik zum Synonym für die Architektur der Klassischen Moderne. Etwa 25 der insgesamt 200 jüdischen Bauhaus-Absolventen wanderten später nach Palästina aus und wirkten als ausgebildete Maler, Typografen, Möbeldesigner, Fotografen und Architekten im vorstaatlichen Israel. Gerade die am Bauhaus geschulten Architekten fanden ein dankbares Betätigungsfeld in den ab 1933 schnell wachsenden Städten des Landes, allen voran Tel Aviv.
Tel Aviv war Anlaufpunkt für Flüchtlinge aus dem nationalsozialistischen Deutschland sowie den von Deutschland besetzten Ländern Mittel- und Osteuropas und verdreifachte seine Einwohnerzahl innerhalb kürzester Zeit von 50.000 im Jahr 1932 auf 150.000 Ende der 1930er Jahre. Für die große Zahl an Immigranten musste platzsparender Wohnraum schnell und günstig geschaffen werden, wobei viele der Neuankömmlinge auch ästhetische Ansprüche verwirklicht sehen wollten. Die Funktionalität des Bauhaus-Stils trug diesen Bedürfnissen Rechnung und fand in der heutigen Mittelmeer-Metropole wie auch in den neuen Vorstädten von Haifa und Jerusalem flächendeckend Anwendung. 2003 trug die UNESCO diesem Phänomen mit der Auszeichnung der „Weißen Stadt“ Tel Aviv als Weltkulturerbe Rechnung und führte damit zu einem neuen Bewusstsein für die umfangreiche Geschichte der klassischen Moderne in Israel.
Die Referentin Dr. Ita Heinze-Greenberg ist Leitende Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich und hat die Bauhaus-Architektur in Israel ausführlich erforscht und hierzu umfassend publiziert. Einen Schwerpunkt ihrer Forschung bildet Leben und Werk des Architekten Erich Mendelsohn, der in den 1930er Jahren in Palästina tätig war. Sie veröffentlichte dazu unter anderem die Bände „Europa in Palästina: Die Architekten des zionistischen Projekts in Palästina 1902 - 1923" (Zürich 2011) sowie „Erich Mendelsohn: Bauen ist Glückseligkeit" (Berlin 2011).
Der Vortrag ist Teil einer vom Freundeskreis Freiburg-Tel Aviv-Yafo veranstalteten und von der Stadt Freiburg unterstützten Kulturwoche zum 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel.
Der Eintritt ist frei |