Die Albert-Ludwigs-Universität und die Stadt Freiburg vereinbaren eine langfristige Zusammenarbeit
Neue Impulse für den Dialog zwischen Kultur, Wissenschaft und Bürgerschaft: Die Albert-LudwigsUniversität und die Stadt Freiburg haben einen Kooperations- und Mietvertrag unterzeichnet und darin das gemeinsame Ziel festgelegt, im „Literaturhaus Freiburg“ langfristig zusammenzuarbeiten. Es wird künftig von dem Verein „Literatur Forum Südwest e.V.“ betrieben und soll sich zum zentralen literarischen Kompetenzzentrum für Stadt und Region entwickeln. Der Vertrag hat zunächst eine Laufzeit von 15 Jahren und tritt in Kraft, sobald die Universität das Mietobjekt – Räume in der Alten Universität – an die Stadt übergibt. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die inhaltliche Vernetzung und Kooperation mit Fakultäten und wissenschaftlichen Zentren der Universität, mit studentischen Theatergruppen, Freiburger Kultureinrichtungen sowie mit nationalen und internationalen Partnern ein riesiges Potenzial für alle Beteiligten eröffnet“, sagt Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Universität Freiburg. „Die Universität erschließt über das Literaturhaus weitere Publikumsgruppen und wissenschaftlich-kulturelle Kooperationen für ihre Mitglieder.“ Oberbürgermeister Dr. Dieter Salomon: „Der neue Standort und die Partnerschaft mit der Universität eröffnen Entwicklungschancen mit Wirkungen für das kulturelle Leben. Die Stadt unterstützt das Literatur Forum Südwest als Träger nach besten Kräften. Ich bin der Universität, und an erster Stelle dem Rektor Prof. Schiewer, sehr dankbar für das Engagement und die gute Zusammenarbeit.“
Eckpunkte der Vereinbarung:
Die Universität vermietet an die Stadt Büroflächen, Lagerflächen und den Theatersaal mit insgesamt 350 Quadratmeter Fläche in der Alten Universität, in der auch das Uniseum der Universität Freiburg untergebracht ist. Bevor der Betrieb des Literaturhauses starten kann, ist zunächst vorgesehen, dass das Universitätsbauamt Freiburg umgehend nach Vertragsabschluss federführend den Umbau und die Sanierung der Räume veranlasst. Hierzu steuern die Universität und die Stadt jeweils 300.000 Euro bei. Für die Ausstattung des Hauses fließen weitere 65.000 Euro von der Stadt an das Literatur Forum Südwest e.V., die mit Sponsorengeldern weiter aufgestockt werden. 35.000 Euro stellt die Stadt für die Mietkosten des ersten Jahres an die Universität zur Verfügung; ab 2017 wird die Miete als Teil des Zuschusses an das Literatur Forum im städtischen Haushalt ausgewiesen.
Das Literaturhaus und die studentischen Theatergruppen werden den Theatersaal gemeinschaftlich nutzen. Der Universität wird der Saal, bis auf einige Ausnahmen, an den Wochenenden sowie in der Sommerpause des Literaturhauses zur Verfügung stehen. Für die übrigen Zeiten stellt die Universität den Theatergruppen weitere Probe- und Spielstätten bereit – insbesondere den Kinosaal im Rektoratsgebäude.
Ziel von Universität und Stadt ist, dass das Literaturhaus im Frühjahr 2016 eröffnen kann.
Zur Geschichte des Literaturhauses:
Das künftige Literaturhaus wird vom Literatur Forum Südwest e.V. getragen, das 1988 von Autorinnen und Autoren aus Freiburg und der Region als gemeinnütziger Verein gegründet worden war. Das vom Verein getragene Literaturbüro verfolgt mit jährlich 90 bis 100 Veranstaltungen das Ziel der Förderung und Vermittlung von Literatur. Die Veranstaltungsformate reichen von klassischen Lesungen über Podiumsgespräche und Vorträge bis hin zu Performances und spartenübergreifenden experimentellen Hör- und Seherlebnissen. Das Literaturbüro Freiburg veranstaltet außer der Reihe Großprojekte und versteht sich auch als Labor für neue Literaturformate für ein vielfältiges Publikum.
Seit Anfang der 1990er Jahre verfügte das Literatur Forum über ein Büro in den Räumen des Kunstvereins im Marienbad und nutzte für seine Veranstaltungen Räume des Kommunalen Kino im Alten Wiehrebahnhof, in dem das Literaturbüro seit 2003 mit der Geschäftsstelle und seinem Veranstaltungsangebot zu Hause ist. 2014 wurde Martin Bruch Leiter des Literaturbüros; er ist Nachfolger von Dr. Stefanie Stegmann, die zuvor seit 2005 die Geschäfte des Literaturbüros geleitet hatte.
Finanzierung:
Die Stadt unterstützt das Literatur Forum seit 1997 mit einer institutionellen Förderung von anfangs 40.000 DM; der Zuschuss ist seitdem kontinuierlich erhöht worden auf zuletzt 86.500 Euro im Jahr 2014. Zudem erhält das Literatur Forum einen Mietzuschuss von rund 6.000 Euro für die Räume im Alten Wiehrebahnhof.
Mit Blick auf die bevorstehende Einrichtung in der Alten Universität hat der Gemeinderat im Doppelhaushalt 2015/2016 den Zuschuss an das Literatur Forum Südwest e.V. auf 144.500 Euro (2015) und 152.550 Euro (2016) erhöht. Damit ist vor allem eine personelle Verstärkung verbunden: Bis zum Start des Literaturhauses wird sich die Personalausstattung von heute 1,5 Personalstellen auf drei Stellen verdoppeln.
Standortsuche:
Weil ein weiterer Ausbau zu einem literarischen Kompetenzzentrum mit stärkerer Vernetzung in die Kulturszene und in die Universität im Alten Wiehrebahnhof nicht zu leisten war, begann 2011 die Suche nach einem größeren und besser geeigneten Standort. Im Mai 2012 hatte das Bürgermeisteramt dem Gemeinderat verschiedene Optionen vorgestellt, darunter auch den von der Universität angebotenen Standort in der Werthmannstraße 4 – 6. Für das Haus Werthmannstraße sprachen vor allem die zentrale Lage neben der Philosophischen und der Philologischen Fakultät, der Universitätsbibliothek und dem Theater, der Zuschnitt und die Größe der Räume.
Eine nähere Untersuchung des Universitätsgebäudes hatte jedoch gezeigt, dass aus Brandschutzgründen und durch weitere bauliche Maßnahmen der Umbau zum Literaturhaus deutlich teurer als zunächst angenommen werde und eine um zwei Jahre längere Bauzeit erfordere. Daraufhin hat der Rektor der Universität im August 2014 den Theatersaal der Alten Universität in der Alten Universität angeboten.
Das Bürgermeisteramt und das Rektorat sehen den künftigen Standort Alte Universität als große Chance für eine gute Entwicklung des Literaturhauses. Stadt und Universität schaffen einen Raum für Wechselwirkungen zwischen Literaturrezeption, Literaturproduktion und Wissenschaft. In der Alten Universität befinden sich auch das Uniseum und das University College Freiburg, an dem derzeit etwa 300 Studierende einen Bachelor of Liberal Arts and Sciences erwerben. In den Räumen in zentraler Innenstadtlage können alle inhaltlichen Ziele umgesetzt werden. In unmittelbarer Nachbarschaft liegen insbesondere die Universitätsbibliothek, das Theater sowie die Philosophische und die Philologische Fakultät als mögliche Kooperationspartner. Die Lage, die Partnerschaft mit der Universität und die Trägerschaft durch das Literatur Forum Südwest als Trägerverein eröffnen somit die Chance, ein in Deutschland einmaliges Synergiemodell zu etablieren und zukunftsfähig weiter zu entwickeln. |