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Mittwoch, 24. April 2024
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Buchtipp: Helen FitzGerald "Ex"

Roman. Aus dem Englischen von Steffen Jacobs

»Das Porträt einer Serienmonogamistin.«

Niemand käme auf die Idee, mitten an einem Obduktionstisch laut aufzulachen. Schon gar nicht, wenn man den Penis eines ermordeten ehemaligen Liebhabers identifizieren muss. Die Schottin Catriona, Mittdreißigerin, im Beruf äußerst erfolgreich, steckt man für diese Dummheit direkt ins Gefängnis – dringend tatverdächtig, ihre drei Exfreunde ermordet zu haben.

Sie holt sich die Journalistin Janet zu Hilfe, die ihr bei der Rekonstruktion der Wochen zuvor helfen soll, während sie im Gefängnis brütet. Denn Catrionas Leben ist bisher ein ziemliches Durcheinander.
Ihre langjährigen Beziehungen, nur von kurzen Pausen unterbrochen, verliefen alle mehr oder weniger zufriedenstellend, nun aber ist die große Liebe da. Joe, ein italienischer Arzt, ist der Grund dafür, dass sie ihre Fernsehkarriere an den Nagel hängen und direkt nach der bevorstehenden Hochzeit zu ihm in die Toskana ziehen will. Die Nervosität zehrt verständlicherweise an Cats Nerven, sie ist unsicher und will sich vor dem neuen Lebensabschnitt wenigstens von den Exliebhabern verabschieden, von jedem einzeln …
Im Gefängnis zweifelt sie, es blitzt immer wieder diese Erinnerung auf: Nur für einen Augenblick sieht sie eine Gartenschere in ihrer Handtasche.
Ja, zugegeben, sie hat mit ihren Exfreunden bei den Verabredungen noch mal geschlafen. Aber hat sie sie danach wirklich ermordet und ihre Penisse abgeschnitten? Ist sie wirklich so krank?
Ihre Mutter und Freundin Anna stehen ihr bei, doch schon bald wirken auch die Beziehungen zu den Menschen, die Cat am nächsten stehen, befremdlich und überschattet.
Die Journalistin Janet veröffentlicht bald eine unautorisierte, aber für die Öffentlichkeit sehr plausible Biografie, in der sie Cat als Psychopathin abstempelt und den Skandal anscheinend perfekt macht. Wem darf man hier eigentlich glauben? Das erfährt man, wenn Cat schon längst nicht mehr im Gefängnis sitzt. Stattdessen büßt jemand anderes die Strafe für sie ab, während der Täter oder die Täterin vorerst unbehelligt bleibt …

Helen FitzGerald liebt dieses Katz-und-Maus-Spiel, und sie beherrscht es außerordentlich gut. Dies ist der fünfte ihrer Romane, der bei Galiani erscheint, und wieder gelingt ihr die ungewöhnliche Mischung aus psychologischer Einfühlung in ihre Figuren und einer vor rabenschwarzem Humor triefenden Story. Am Ende bleibt kein Auge trocken und kein Schrecken unerlebt.

Verlag Galiani Berlin 2015, 240 Seiten, EUR 14,99 (D), 15,50 (A) / sFR 21,40
ISBN 978-3-86971-081-5
 
Eintrag vom: 25.05.2015  




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