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Beate Thill liest Èdouard Glissants „Das magnetische Land“
Übersetzer-Lesung am 16. März in der Reihe Freiburger Andruck

Die Osterinsel, das einsamste Eiland auf der Welt, liegt
fünftausend Seemeilen von jedem Ufer entfernt im Pazifik.
Wer fuhr einst dorthin, unter höchster Gefahr, mit dem
Segelschiff in mörderischem Seegang, und brachte Mythen
zurück und berichtete von am Strand aufgestellten steinernen
Riesen? Wer nimmt heute die Mühen eines viele Stunden
dauernden Flugs auf sich, in diese Einsamkeit? Sylvie
Glissant, die Frau des Autors, hat es gewagt, und sie hat
zudem die Nächte ihres Aufenthalts auf einem von den
Wellen gebeutelten Segelschiff verbracht. Wir lesen die
Geschichte einer zeitgenössischen Entdeckung der
Osterinsel, die zunächst die abweisende Natur und eine
menschliche Einöde überwinden muss. Edouard Glissant
wertet die Bilder und Berichte seiner Frau aus und verfolgt
altchinesische, japanische Spuren, Traumpfade, die über die
Insel verlaufen. Wer wohnt heute dort?

Die Freiburger Übersetzerin Beate Thill hat das französische
Original kürzlich ins Deutsche übertragen und liest aus „Das
magnetische Land“ in einer Veranstaltung der Reihe
„Freiburger Andruck“. Thill, Jahrgang 1952, wuchs mit der
deutschen und der französischen Sprache auf. Nach dem
Studium der Anglistik und Geographie arbeitete sie als
Redakteurin. Seit 1983 ist sie als freischaffende literarische
Übersetzerin und Dolmetscherin bei Filmfestivals, Funk und
Fernsehen tätig. Thill hat sich auf frankophone Literatur,
hauptsächlich aus der Karibik, auf Film, Psychoanalyse und
Feminismus spezialisiert.

Der französischen Schriftsteller, Dichter und Philosoph
Édouard Glissant (1928-2011) gilt als der bedeutendste
Autor der französischsprachigen Karibik und als intellektueller
Vordenker zu Fragen postkolonialer Identität und
Kulturtheorie. Glissant wurde auf Martinique geboren, kam
1946 nach Paris und begann dort ein Studium Philosophie,
Ethnologie und Literatur. Anfang der 1950er Jahre erschienen
erste Gedichte. Als Sprecher des Kongresses Schwarzer
Schriftsteller und Künstler in Paris 1956 und in Rom 1959
stand Glissant im Zentrum intellektueller Diskussionen. 1958
erhielt er für seinen ersten Roman „Die Sturzflut“ den Prix
Renaudot. Bald schon schloss er sich künstlerischliterarischen
Zirkeln an und engagierte sich in
antikolonialistischen Bewegungen. 1965 kehrte Glissant in
seine Heimat zurück und gründete das Institut d’Etudes
Martiniquaises als Kultur- und Forschungszentrum. Von 1980
bis 1988 arbeitete er als Chefredakteur des UNESCO-Kuriers.
Von 1995 bis 2007 war er Professor am Graduiertenzentrum
der City University New York.

Die Lesung mit Beate Thill findet am Mittwoch, 16. März,
um 20 Uhr im Winterer-Foyer des Theaters Freiburg statt.
Bettina Schulte, Kulturredakteurin der Badischen
Zeitung, moderiert. Eintrittskarten kosten 7, ermäßigt 5
Euro. Sie sind ab sofort in der Stadtbibliothek am
Münsterplatz sowie am Tag der Veranstaltung an der
Abendkasse erhältlich.

In der Lesereihe „Freiburger Andruck“ lädt das städtische
Kulturamt Freiburger Autorinnen und Autoren zu einer ersten
Lesung ihres jeweils neuen Buches an wechselnden Orten in
Freiburg ein. Die Reihe findet in Zusammenarbeit mit dem
Literaturbüro Freiburg, der Stadtbibliothek, dem Theater
Freiburg, dem Südwestrundfunk und der Badischen Zeitung
statt.
 
Eintrag vom: 11.02.2011  




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