Hörstück von Ulrich Bassenge
Komposition und Regie: Ulrich Bassenge
Produktion: BR 2010
Länge: 47 Minuten
Freitag, 04.02.2011, 22.03 Uhr, SWR2 Hörspiel-Studio
Als einer der letzten Menschen, die alles wussten (wie sonst nur noch sein Zeitgenosse Athanasius Kircher) notiert Sir Thomas Browne (1605 - 1682) in einem nachgelassenen Text die Desiderata eines imaginären Museums. Er wünscht sich ein verschollenes Ovid-Gedicht ebenso wie ein (nie erschaffenes) Gemälde eines “Elefanten auf dem Hochseil - geritten von einem Neger-Zwerg”, ein Kruzifix aus Froschknochen oder ein Straußenei, bemalt mit einem Bild der Schlacht von Alcazar, in der drei Könige das Leben verloren. Vieles in dieser Liste sei verschollen, verloren, verbrannt, geraubt, verkauft, fragmentiert ... ist die erträumte Wunderkammer des britischen Universalgelehrten ein gelehrter Witz oder eine Utopie? Ulrich Bassenge exploriert mit Browne den Verlust universaler Bildung im Zeitalter des Internet. Er setzt das von W.G. Sebald beschriebene “Gefühl der Levitation”, den “gefahrvollen Höhenflug der Sprache” in der Prosa des großen englischen Stilisten mit musikalischen Mitteln um. Ein “broken consort” aus Traversflöte, Gambe und Schlagwerk streift durch Klänge und Figuren des 17. Jahrhunderts, die mit elektroakustischen Mitteln seziert, vergrößert, modifiziert werden. So entsteht eine unvollständige Geschichte des Sammelns, ein Requiem auf die Gelehrsamkeit. “Wer weiß, wo alle diese Schätze sich jetzt befinden, ist ein großer Apollo. Ich bin sicher, dass ich ein solcher nicht bin.” |