Performing Change – Mathilde ter Heijne
Das Museum für Neue Kunst zeigt ab Samstag, 8. November, bis Sonntag, 22. Februar, die Ausstellung Performing Change von Mathilde ter Heijne. Die Niederländerin untersucht in ihrer Kunst genderbezogene Phänomene verschiedener Kulturen. Dabei reflektiert sie historische Entwicklungen und aktuelle Trends und hinterfragt soziokulturelle, politische und ökonomische Zusammenhänge: Was prägt Geschlechtsidentität und wie prägt diese die Gesellschaft? Was gilt als normal und wie können gesellschaftliche Strukturen verändert werden?
Erfahrungen und Erlerntes bestimmen maßgeblich, was wir als wirklich oder fiktiv, als richtig oder falsch erleben. Diese Wahrnehmung der Realität beeinflusst unser Denken und Handeln, unsere Identität und unsere gesellschaftliche Rolle. Hier setzt ter Heijne an: Ihre Arbeiten regen dazu an, die Perspektive zu wechseln um neue Erfahrungen zu sammeln. Vorstellungen von Normalität und damit einhergehende Stereotypen werden in Frage gestellt.
Für Freiburg hat die Künstlerin neue Arbeiten mit starkem Regionalbezug und zugleich internationaler Vernetzung entwickelt. Ihre Werke entstehen in Prozessen, bei denen sie verschiedene Gruppen, Institutionen und Einzelpersonen einbezieht. So fließen die Ansichten vieler in die Werke ein.
Dieser gemeinschaftliche Ansatz wird in der Ausstellung unter anderem im Projekt It will be! sichtbar. Ter Heijne hat dafür in Freiburg, Istanbul und Berlin Menschen unterschiedlicher Herkunft mit Profis aus Textilkunst und Design zusammen gebracht. Gemeinsam haben sie eine beeindruckende Rauminstallation geschaffen: 200 große, dreieckige Kissen, eine Seite individuell gestaltet, die andere mit einem für die jeweilige Person wichtigen Statement versehen, ergeben ein vielschichtiges Mosaik. Veranstaltungen beleben die bunte Raumlandschaft und machen sie zu einem Ort für Diskussion und Reflexion.
Zu sehen ist außerdem die Arbeit Woman to Go, für die ter Heijne das Leben von Frauen erforscht, die in der Geschichtsschreibung ins Abseits gerückt oder vergessen werden. Auf der wachsenden Serie von Postkarten ist jeweils das Porträt einer unbekannten Frau zu sehen, aufgenommen in den Anfangsjahren der Fotografie zwischen 1840 und 1920. Die Porträts kombiniert die Künstlerin mit der Biografie einer anderen, einst prominenten aber heute vergessenen Frau. Das Material trägt sie weltweit zusammen, Bild und zugeordnete Lebensgeschichte können also aus unterschiedlichen Kulturen stammen. Auf diese Weise konstruiert ter Heijne mögliche Biografien und wirft zugleich die Frage auf, inwieweit Identität immer auch Fiktion ist. Der Bruch, der durch die Verknüpfung entsteht, irritiert und gibt Denkanstöße. Seit 2005 sind 720 Postkarten entstanden. 45 Fotos und Lebensgeschichten kommen aus Freiburg. Die Karten können mitgenommen werden. Über ihre Verbreitung gewinnen die Frauen wieder an Bedeutung.
Einen weiteren Ausstellungsbereich nimmt das Werk Experimental Archeology ein, bei dem die Künstlerin prähistorische Funde ins Heute transformiert. Die bis zu 40.000 Jahre alten steinzeitlichen Artefakte sind kulturelle Darstellungen von Körperlichkeit. Im Original meist zwischen zwei und 20 Zentimeter groß, hat sie ter Heijne auf bis zu drei Meter vergrößert nachgebaut. Die Figuren scheinen nur auf den ersten Blick eindeutig männlich oder weiblich, die Geschlechter verschmelzen und lösen sich schließlich auf. Die eindrucksvolle Präsenz der Objekte wird durch eine aufwändige Inszenierung verstärkt. Ter Heijne knüpft damit auch an die Ausstellung Ich Mann. Du Frau. Feste Rollen seit Urzeiten? im Archäologischen Museum Colombischlössle an.
Das Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Unter 18 Jahren, mit Museums-Pass-Musées und für Mitglieder des Fördervereins ist er frei.
Begleitprogramm
Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm begleitet die Ausstellung. Hier kooperiert das Museum für Neue Kunst unter anderem mit dem Theater Freiburg. Für die Themenreihe
Rip it! hinterfragt die Sparte Tanz die Prägung unserer Geschlechterrollen. Die Aufführungen finden von Donnerstag, 22. Januar, bis Sonntag, 15. Februar, im Theater Freiburg und im Museum für Neue Kunst statt. Das Programm wird ab Dezember im Detail unter www.theater.freiburg.de veröffentlicht.
Informationen zu allen Begleitveranstaltungen sind unter www.freiburg.de/museen zu finden. Der Buchungsservice informiert unter Telefon 0761 / 201-2501 oder per Mail an museumspaedagogik@stadt.freiburg.de über interaktive Führungen mit kreativen Praxisangeboten für Vorschulkinder und alle Schularten. Gruppen können Führungen in deutscher, englischer, französischer und russischer Sprache buchen.
Förderer und Kooperationen
Die Ausstellung wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, dem Innovationsfonds Kunst des Landes Baden-Württemberg, der Prince Bernhard Cultural Foundation / Knecht-Drenth Fonds und der Mondriaan Foundation.
Weitere Förderer sind der Innovationsfonds der Bildungsregion Freiburg, das Diakonisches Werk Freiburg, die Bundeszentrale für politische Bildung und der Förderverein des Museums für Neue Kunst.
Zu den Kooperationspartner zählen das Theater Freiburg, das Zentrum für Anthropologie und Gender Studies der Universität Freiburg, die Max-Weber-Schule, die Adolf-Reichwein-Schule, die Geschäftsstelle Gender Mainstreaming der Stadt Freiburg, die Kontaktstelle Frau und Beruf der Stadt Freiburg sowie viele weitere im Kontext der Begleitveranstaltungen zur Ausstellung. |