Vorlesestudie 2014 zeigt: Vorlesen regt Gespräche an und fördert familiäre Bindungen
Berlin, 29. Oktober 2014. Vorlesen trägt zum Austausch zwischen Eltern und Kindern bei und stärkt so familiäre Bindungen. Dies zeigt die Vorlesestudie 2014 der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung DIE ZEIT und der Deutsche Bahn Stiftung. Die Ergebnisse präsentierten Dr. Rüdiger Grube (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG und Beiratsvorsitzender der Deutsche Bahn Stiftung gGmbH), Dr. Rainer Esser (Geschäftsführer ZEIT Verlagsgruppe), Dr. Jörg F. Maas (Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen) und Dr. Simone C. Ehmig (Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen) am 29.10. in Berlin. Die Vorstellung der Studie bildet zugleich den Auftakt zum elften Bundesweiten Vorlesetag, der am 21. November 2014 stattfindet.
Vor dem Hintergrund sich ändernder Familienstrukturen und immer größerem Alltagsstress hat das Vorlesen eine große Bedeutung für die familiäre Kommunikation: Zwei Drittel (67 Prozent) der befragten Eltern von Kindern zwischen zwei und acht Jahren gaben an, dass das Vorlesen weitere Gespräche anstößt. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Gespräche über alltägliche Themen, die das Kind beschäftigen (32 Prozent). Aber auch einschneidende Ereignisse werden mit Hilfe von Geschichten thematisiert, etwa Familienzuwachs, Umzug, Einschulung oder auch Trennung und Verlust. Die Studienleiterin Dr. Simone C. Ehmig erläutert: „Vorlesen bietet Raum für alle Fragen, die Kinder beschäftigen, und hilft den Eltern bei den Antworten und Erklärungen. So erleichtert das Vorlesen den Umgang mit herausfordernden Situationen und Problemen, die sonst nur schwer anzusprechen sind.“
Viele Eltern sind sich über den Mehrwert, den das Vorlesen für die familiäre Kommunikation bietet, bewusst. 41 Prozent sagen, dass sie Bücher und Geschichten gezielt einsetzen, um ihren Kindern beim Verarbeiten schwieriger Situationen zu helfen. Vom Vorlesen profitieren dabei sowohl die Eltern als auch die Kinder: Rund drei Viertel der Eltern (76 Prozent) genießen nach eigener Aussage die gemeinsame Zeit beim Vorlesen genauso wie ihre Kinder.
Dennoch ist das Vorlesen in vielen Familien noch kein fester Bestandteil des Alltags: 31 Prozent der Eltern lesen ihren Kindern selten oder gar nicht vor. „Vorlesen ist nicht nur der Zugang zu Bildung. Er macht auch Familien stark. In den Familien, in denen nicht vorgelesen wird, fehlen die stärkenden Erfahrungen der gemeinsamen Vorlesemomente.“, betont Dr. Rüdiger Grube. „Wir müssen Eltern dazu motivieren, ihren Kindern am besten täglich vorzulesen.“
Häufig fordern die Kinder selbst ein, dass ihnen vorgelesen wird. „Kinder lieben spannende Geschichten und die Vorlesestunden mit ihren Eltern“, erklärt Dr. Rainer Esser. „Zuhörer gibt es also genug. Wichtig ist, dass auch die Eltern daran Spaß finden. Unsere gemeinsame Initiative mit ihren vielen prominenten Unterstützern soll vor allem zeigen, wie viel Freude das Vorlesen macht.“
Auch das Vorlesen in Bibliotheken, Kitas, Schulen und an anderen Orten wirkt sich indirekt auf die Familien aus, da die Kinder zuhause von diesen Erlebnissen sprechen. Dr. Jörg F. Maas erläutert: „Vorlesen muss wie das tägliche Zähneputzen ein selbstverständlicher Bestandteil des gesamten Alltags werden und Eltern und Kinder immer und überall begleiten. Das heißt für uns, dass wir nicht nur in den Familien wirken, sondern auch das ehrenamtliche Vorlesen und die entsprechenden Netzwerke weiter fördern und unterstützen.“ Aus diesem Grund rufen die drei Initiatoren DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung zur Teilnahme am 11. Bundesweiten Vorlesetag am
21. November 2014 auf. Gemeinsam mit mehr als 80.000 Vorleserinnen und Vorlesern wollen sie ein öffentliches Zeichen für die Bedeutung des Vorlesens setzen und für das Vorlesen begeistern. |