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Von Schönheit und Brüchigkeit menschlicher Fassaden
„en face“ - Vernissage und Ausstellung im Ernst-Lange-Haus

Freiburg. Gesichter, porträtiert von Mascha Klein, sind das zentrale Thema der Herbstausstellung ab Mittwoch, 24. September 2014 im Ernst-Lange-Haus | Evangelisches Forum, Habsburgerstr. 2. Die Ausstellung mit dem Titel „en face“ wird mit einer Vernissage um 19 Uhr eröffnet. Die Kunsthistorikerin Gudrun Heckle stellt mit einer Einführung das Werk der Künstlerin vor. Die musikalische Begleitung der Vernissage übernimmt „Kitti“. Die Ausstellung im Erd- und ersten Obergeschoss, die von der Evangelischen Erwachsenenbildung organisiert wird, ist bis 14. November zu sehen. (Öffnungszeiten: Mo.- Do. 9 – 17 Uhr, Fr. 9 – 12 Uhr).

Seit 1980 lebt die Künstlerin Mascha Klein in Freiburg und beschäftigt sich schon lange intensiv mit dem Thema Porträt; mittlerweile 14 Jahre gehört sie zur Porträtgruppe Freiburg. So zeigen ihre, oft von Fotos inspirierten Bilder, immer Menschen - das zentrale Thema ist dabei der Kopf, genauer das Gesicht. „Bei diesen Menschenbildern wird der Fokus nicht auf das Abbilden bestimmter Personen, sondern vielmehr auf die Darstellung von Befindlichkeiten, auf Erlebtes und Durchlebtes gesetzt“, heißt es in einer Beschreibung. „Die Sicht des Darstellenden dominiert das Gesicht des Dargestellten.“ Figuren und Gesichter entfalten dabei ein mehrdeutiges Beziehungsgeflecht, in welches der Betrachter sofort involviert werde. Dieser Wechsel der Blickrichtungen und Perspektiven ist der Künstlerin wichtig und soll über das klassische Sujet der Porträtmalerei, der möglichst passgenauen und wahren Darstellung einer bestimmten Person, hinausweisen.

Die in der Ausstellung im Ernst-Lange-Haus gezeigten Personen wirken auf den ersten Blick oft lustig, entwickeln bei längerem Betrachten aber Tiefe. In den Gesichtern ist dann ein weites Spektrum zu entdecken, von tiefgründig heiter bis hin zum Abgründigen. Der Einsatz kontrastreicher Farben unterstreicht diese Widersprüchlichkeit der Dargestellten. Der Malerin gelingt es so, das Alltägliche in eine außerordentliche Situation zu transferieren. Sie fordere den Betrachter dazu auf Momente des Alltags, vielleicht sogar das auf den ersten Blick Unspektakuläre, mit anderen Augen zu sehen und Zwischentöne wahr zu nehmen.

Porträtmaler verhelfen Figuren zur Existenz und Mittels des Porträts können auch zwischenmenschliche Begegnungen simuliert werden. Im Ernst-Lange-Haus sind es vor allem alte Menschen denen wir in den Porträts begegnen. Und dies ist kein Zufall, denn die Auseinandersetzung mit dem Alter in all seinen verschiedenen Erscheinungsformen ist für Mascha Klein ein zentrales Thema. Die missachtete Schönheit faltiger Haut fasziniert Mascha Klein bei ihrer Malerei, aber auch die Empfindungen und die Lebendigkeit, die Geschichtsträchtigkeit der dargestellten alten Menschen. Bei der Darstellung dieser alten Menschen wird die Brüchigkeit menschlicher Fassaden und Geschichten, die hinter den Gesichtern und der Körpersprache zum Vorschein kommen können besonders deutlich.
 
Eintrag vom: 19.09.2014  




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