7.9.2014 – 1.3.2015
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
Nahezu täglich erreichen uns Bilder und Berichte von Katastrophen aus aller Welt. Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis, Überschwemmungen oder Stürme: Seit jeher fasziniert und ergreift uns die zerstörerische Gewalt der Natur. Jetzt widmet sich erstmals eine Ausstellung dem facettenreichen Thema Katastrophe und stellt den menschlichen Umgang damit in den Mittelpunkt. Vom 7. September 2014 bis 1. März 2015 präsentieren die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim die Sonderausstellung „Von Atlantis bis heute – Mensch. Natur. Katastrophe“. Die Präsentation führt bekannte und weniger bekannte Katastrophen der Weltgeschichte vor Augen. Sie zeigt die Auslöser und Folgen und wie die Menschen in den unterschiedlichen Jahrhunderten und Kulturen auf die Naturgewalten reagiert haben.
Die Ausstellung basiert auf neuesten Forschungsergebnissen. Sie ist eine Kooperation der Reiss-Engelhorn-Museen mit dem Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Universität Heidelberg sowie der Technischen Universität Darmstadt. Die Präsentation vereint rund 300 außergewöhnliche Exponate. Das Spektrum reicht von historischen Gemälden, römischen Büsten und japanischen Holzschnitten über Alltagsgegenstände, Naturalien und wissenschaftliche Messinstrumente bis hin zu Originalberichten und Fotografien. Panoramen, Filme, Hörbeispiele und interaktive Stationen runden das Erlebnis ab.
Obwohl jede Katastrophe einzigartig ist, wird schnell klar, dass es bei den Reaktionen wiederkehrende Muster gibt: Auf Schock und Entsetzen folgen Rettungsmaßnahmen. Danach beginnt der Wiederaufbau, die Suche nach den Ursachen und schließlich die Verdrängung. Um eine Wiederholung der Katastrophe zu verhindern, werden Frühwarnsysteme entwickelt, erdbebensichere Häuser gebaut oder Deiche aufgestockt. Die Gründe der Katastrophe werden nicht nur in natürlichen Vorgängen gesucht, sondern auch bei Menschen, Göttern und Fabelwesen wird nach Schuldigen gefahndet. In Japan ist beispielsweise dem Volksglauben nach ein riesiger Fisch, der Wels Namazu, verantwortlich, wenn die Erde bebt. Er lebt im Zentrum der Erde und wird von einer Gottheit gelähmt. Wenn er sich dennoch bewegt, hat es todbringende Folgen.
So facettenreich und heterogen wie das Thema ist auch die Präsentation. Die Ausstellung ist nach den „Elementen“ Feuer, Erde und Wasser gegliedert, hinzu kommt der Faktor Mensch. Ausgangspunkt ist das sagenumwobene Inselreich Atlantis, von dessen Untergang der griechische Philosoph Platon berichtet. Danach widmet sich die Ausstellung Vulkanausbrüchen in Europa und Asien, Bergstürzen, den verheerenden Erdbeben in Lissabon, San Francisco und Kanto sowie den Hochwassern der 1960er Jahre in Florenz und Hamburg. Dass eine Katastrophe oft nicht nur aus einem Einzelereignis besteht, zeigt das Erdbeben im März 2011 im japanischen Tôhoku. Das Erdbeben löste einen Tsunami aus, der schließlich zur Havarie des Atomkraftwerks in Fukushima führte.
An jeder der ausgewählten Naturgewalten wird eine Facette des menschlichen Umgangs mit Katastrophen gezeigt. So wird erwartet, dass Staatschefs den Ort des Geschehens besuchen, um Mut zuzusprechen und Hilfe in Aussicht zu stellen. Bereits Kaiser Titus schaltete sich nach der Zerstörung von Pompeji im Jahr 79 n. Chr. persönlich ein. Dass Katastrophen globale Auswirkungen haben, verdeutlicht der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1815. Nicht nur die Anwohner hatten mit den Folgen zu kämpfen, sondern riesige Aschewolken führten zu einer weltweiten Klimaveränderung. 1816 ging in Europa und Nordamerika als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein. Es kam zu Missernten, Hungersnöten und einer erhöhten Sterblichkeitsrate. Katastrophen sind aus den Medien nicht wegzudenken. Der Vulkanausbruch auf der Insel Krakatau im Jahr 1883 ging dank der Einführung des Telegraphen als erste Katastrophe um die Welt. In Zusammenarbeit mit RTL präsentiert die Ausstellung, wie die Katastrophe heute in die Abendnachrichten und damit ins heimische Wohnzimmer kommt.
Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Verlag Schnell und Steiner.
zum Bild oben:
Vesuv-Ausbruch
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Reisende beobachten den Ausbruch des Vesuvs
Gemälde von Pierre-Jaques Volaire, 1771
Ölfarben auf Leinwand, H. 76,0, B. 160,0 cm
© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe |