Deutschland 1936/37 | 81 Min.
Regie: Karl Ritter | mit: Heinrich George, Mathias Wieman, Willy Birgel, Hannes Stelzer, Paul Otto u.a.
Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg nahm in der Ideologie und Praxis des Nationalsozialismus eine herausragende Rolle ein. Der millionenfache Tod auf den Schlachtfeldern wurde umgedeutet in einen Ausdruck von soldatischer Opferbereitschaft und Heroismus. Nur Kleingläubigkeit und Wankelmut der Feinde im Innern hätten den greifbaren Sieg verhindert. Stets ging damit die Verunglimpfung der demokratischen Staatsform einher, der „Republik der Verlierer“ und Taktierer. Dass der Einsatz des eigenen Lebens, unbedingter Gehorsam und Unterordnung für die Nationalsozialisten Tugenden an sich darstellten, führt Unternehmen Michael mit seiner Glorifizierung des sinnlosen Todes deutlich vor Augen: Der im Rahmen des NSDAP-Reichsparteitages 1937 in Nürnberg uraufgeführte, vom glühenden Nationalsozialisten und Militaristen Karl Ritter inszenierte „Staatsauftragsfilm“ spielt während der Frühjahrsoffensive 1918, als die deutsche Heeresleitung nach Jahren des Stellungskrieges im Rahmen der „Operation Michael“ an der Westfront zum letzten Angriff überging. Die im Film spürbare sadomasochistische Todesmystik veranlasste hohe Offiziere zum Protest und führte zu einem Streit zwischen Wehrmacht und Propagandaministerium, wie Klaus Kreimeier in Die Ufa-Story (1992) schreibt. Schon mit Blick auf spätere Generationen heißt es am Ende des Films: „Nicht nach der Größe unseres Sieges wird man uns einmal messen, sondern nach der Tiefe unseres Opfers.“ (ps)
Kommunales Kino Freiburg
am Dienstag, 17.06.2014 19:30 Uhr
mit einer Einführung von Dr. Philipp Stiasny [Universität Heidelberg]
Reihen: Verbotene Filme - Filmproduktionen aus der NS-Zeit | Der Erste Weltkrieg im Film - Eine Auseinandersetzung mit Heldendiskursen |