UNESCO-Weltdokumentenerbe bereichert Wittelsbacher-Ausstellung
Mannheim – Weit über 50.000 Besucher haben bereits die 2. Ausstellung der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen „Die Wittelsbacher am Rhein“ besucht. Jetzt gesellt sich ein absolutes Glanzstück zu den rund 600 Exponaten. Die „Goldene Bulle“ bereichert die Präsentation in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen. Sie stammt aus dem Jahr 1356 und gilt als wichtigstes Verfassungsdokument des Heiligen Römischen Reiches. Kaiser Karl IV. legte in ihr die politische Ordnung fest und benannte die sieben Kurfürsten. Im Juni 2013 wurde die Goldene Bulle von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt. Die Wittelsbacher-Ausstellung bietet eine der seltenen Gelegenheiten, die Urkunde im Original zu bewundern.
Projektleiter Dr. Alexander Schubert freut sich über den kostbaren Neuzugang: „Wir sind stolz darauf, dass wir dieses bedeutende Dokument hier in Mannheim präsentieren dürfen. Die Ausstellung lässt die fast 600jährige Herrschaft der Wittelsbacher in der Kurpfalz Revue passieren und die Goldene Bulle markiert einen ganz wichtigen Karriereschritt der pfälzischen Wittelsbacher. Seit 1356 gehörten sie zweifellos zum vornehmsten Kreis der Königswähler. Da mittelalterliche Handschriften und Dokumente sehr empfindlich sind, gelten besondere Auflagen. Sie dürfen nur für kurze Zeit dem Licht ausgesetzt werden, deswegen kommt das Exponat erst jetzt.“ Dass beim Umgang mit einem so kostbaren und empfindlichen Objekt höchster Wert auf Sicherheit gelegt wird, zeigte sich schon beim Transport. Die Goldene Bulle machte sich sicher verpackt in einer speziellen Transportkiste auf den Weg von der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt nach Mannheim. Die sogenannte Q+ Kiste erfüllt höchste Standards und sorgt für absolute Stoßsicherheit und dafür, dass das Dokument keinen schädlichen Klimaschwankungen ausgesetzt wird.
Die Goldene Bulle regelte im Mittelalter die Formen und Prinzipien der Königswahl durch sieben Kurfürsten, die Ordnung der Kurfürstentümer und das zeremonielle Miteinander von König und Kurfürsten. Als geistliche Kurfürsten bestimmte die Goldene Bulle die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, als weltliche den Pfalzgrafen bei Rhein, den König von Böhmen, den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von Brandenburg. Ihnen kam eine besondere Position im Reich zu und sie bekleideten die wichtigsten Hofämter. Das Regelwerk hatte entscheidenden Einfluss auf die Geschichte der rheinischen Pfalzgrafen. Gegen die Bestimmungen des Hausvertrags von Pavia von 1329, der den Wechsel des Königwahlrechts zwischen pfälzischen und bayerischen Wittelsbachern vorgesehen hatte, fiel die Kurwürde jetzt exklusiv an die Heidelberger Linie. Die Goldene Bulle wies dem rheinischen Pfalzgrafen auch den zeremoniellen Rang als Erztruchsess sowie besondere Vorrechte bei der Vertretung des Königs zu. Die Pfalzgrafschaft bei Rhein war damit das wichtigste der weltlichen Kurfürstentümer im Reich.
Karl IV. stellte sieben Empfängern Originale der Goldenen Bulle in Buchform aus, die mit dem kaiserlichen Siegel versehen sind. Der Name „Goldene Bulle“ leitet sich von diesem goldenen Siegel ab. Die Mannheimer 3-Länder-Ausstellung zeigt das Exemplar, das für den Kölner Erzbischof angefertigt wurde. Es befindet sich normalerweise in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt.
Die 2. Ausstellung der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen „Die Wittelsbacher am Rhein“ ist noch bis 2. März 2014 im Museum Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen und im Barockschloss Mannheim der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zu sehen. |