Einen Parkplatz im Stadtzentrum finden, das ist allzu oft ein Geduldsspiel. Ein Spiel im günstigsten Fall, mitunter auch eine Zerreißprobe. Betrachten wir den Normalfall: Zwei Parkplatzsuchende weisen einander zwar nicht höflich die Vorfahrt, gehen aber auch nicht gleich im Zorn aufeinander los.
Doch die Geschichte gibt nur den Plot ab für ein Spiel mit der Sprache. Angelehnt an die "Stilübungen Autobus S" (Exercises de style) von Raymond Queneau, 1947 bei Gallimard in Paris erschienen, von Suhrkamp 1961 in deutscher Übersetzung herausgebracht. Eine höchst banale Begebenheit, wiedergegeben in 98 sprachlichen Variationen: „… einem Reaktionär und einem Engländer in den Mund gelegt, beleidigend und dilettantisch, bayerisch und preziös, im Jugendstil und im Küchenlatein vorgebracht.“, wie Hans Magnus Enzensberger im Vorwort schrieb.
In den "Sprach-Ausflügen rund ums Parken" eine ähnlich banale Geschichte. Der Fahrer einer Limousine schnappt dem Fahrer eines Kleinwagens den Parkplatz vor der Nase, sprich: vor der Motorhaube weg. Es folgt ein Disput: Warum? Darum! In rund 30 Variationen dargestellt: lapidar und weitschweifig, friedferdsch und politisch korrekt, bildhaft und übellaunig, vollkrass und märchenhaft, als Zeugenaussage, als Filmdrehbuch, juristisch. Lustvoll übertrieben, oh ja, aber doch auch mit Fingerzeig auf so manche Floskel, die es bis in die seriöseren Talkshows geschafft hat und sich sozusagen als wahnsinnig resistent erweist gegen mancherlei Sprachkritik.
Dann die mundartlichen Varianten. Geschrieben von sächsischen, schwäbischen und berlinischen Muttersprachlern. Ein wenig schimmert sie durch, die Mentalität dieser deutschen Stämme. Auch ein Kalifornier, auf Deutschland-Besuch, lässt sich in der Sache vernehmen: „The little guy is quick to pin something on those who are better off.“
An der Jugendsprache kommt der Autor der "Sprach-Ausflüge" nicht vorbei. Nicht weil er sich für eine „vollreale“ Quelle hielte, sondern weil ihn diese Ausdrucksform, hier in effektvoller Vokabeldichte, einfach belustigt. Wie schreibt doch Hermann Ehmann in seinem „Lese-Teil“ Endgeil, dem Jugendsprache-Lexikon: „Denn Sprache soll Spaß machen und zu Kreativität animieren.“
Die Sprach-Ausflüge enden mit einem Abstecher ins Juristische. Und wir wissen nun: Nach der Straßenverkehrsordnung gilt – wie auch sonst meist im Leben: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Books on Demand 116 Seiten, EUR 7,90 (D)
ISBN 9783732236053 |