Was hat Vera eigentlich die letzten zehn Jahre gemacht? Dem eigenen Leben zugeschaut, wie man Farbe zuschaut, wenn sie trocknet? Sie setzt sich auf die schmale Bank unter dem Kabinenspiegel und nimmt die fremde Wildlederjacke auf den Schoß. Mit den Fingern kämmt sie das Fell am Kragen. Als sie die Westernstiefel anzieht, passen sie. Jetzt muss sie nur noch aufstehen und gehen. Judith Kuckart
Silvester in einer kleinen Stadt: Vera geht schwimmen. Es ist ihr 46. Geburtstag, zu Hause warten wie jedes Jahr ihr Mann, ihr Sohn und ihre Freunde, um gemeinsam zu feiern. Da findet sie im Schwimmbad den Ausweis einer anderen Frau und haut ab. Nach London, wo sie sich mehr erhofft, als ihr bisheriges Leben ihr bieten konnte. Am selben Tag feiert Friedrich Wünsche die Wiedereröffnung seines Warenhauses. Er hat es geerbt und hegt große Träume. Was wäre ein besserer Ort für Utopien als das "Haus Wünsche"? Vera und die anderen Geburtstagsgäste, die sich einen Silvesterabend lang Sorgen um sie machen, erwartet ein Jahr voller Veränderung. Kuckarts Wünsche erkundet, ob ein besseres Leben möglich wäre. Ob man nach dem Neuanfang ein anderer ist oder nur um eine Lebenslüge leichter.
Judith Kuckart, geboren 1959 in Schwelm, lebt als Autorin und Regisseurin in Zürich und Berlin. 1986 gründete sie das Tanztheater Skoronel, das sie bis 1998 leitete. Judith Kuckart veröffentlichte bei DuMont den Roman Lenas Liebe (2002), den Erzählband Die Autorenwitwe (2003) sowie die Romane Kaiserstraße (2006) und Die Verdächtige (2008). Judith Kuckart wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis 2012.
Eine Veranstaltung des Literaturbüros Freiburg.
Do 25.04. | 20 Uhr
artjamming, Günterstalstraße 41, 79102 Freiburg
7/5 Euro
Kartenvorbestellung unter info@literaturbuero-freiburg.de oder 0761/289989 |