Objekte im Rückspiegel sind oft näher als man denkt
Fetisch und Umweltsünde, Sicherheitskapsel und Waffe, Emanzipationsmotor und Turboantrieb des Kapitalismus: Das Automobil ist eine perverse Wunscherfüllungsmaschine, in der es nicht weniger chaotisch zugeht als in unserem Selbst (griech. »auto«).
Dabei fährt das Auto nicht von selbst. Es ist nicht automobil oder gar autark, es ist ein hilfsbedürftiges Wesen. Erst wenn wir seinen Durst nach Treibstoff stillen, in ihm Platz nehmen und den Schlüssel umdrehen, erwacht der Wagen – und mit ihm das Gefühl von Macht und Unabhängigkeit. Mit dem Auto ist die Welt ein Stück kleiner geworden, aber auch größer. Sie ist freier geworden, aber auch enger. Das Auto fährt uns in die Natur, die es bedroht. Es bringt uns individuellen Geschwindigkeitsrausch und kollektiven Stillstand, das Auto ist das Medium des 20. Jahrhunderts.
Ob wir selber eines besitzen oder nicht, ob wir es lieben oder hassen: Das Auto ist selbstverständlicher Bestandteil unseres Lebens. Wenn es den Sprung ins 21. Jahrhundert schafft, dann nicht als Transportmittel der Massen, sondern als Medium unserer Sehnsüchte. Was machen wir mit dem Auto – und was macht es mit uns? In einem rough und liebevoll zugleich gestalteten Band widmet sich Matthias Penzel der Wechselwirkung von Mensch und Maschine. Ein Buch wie ein Trip, und ein Blick durch die Windschutzscheibe auf mehr als hundert Jahre Design, PS, Pop und Gesellschaft.
orange-press freiburg 2010, 288 Seiten, EUR 25,- / sFR 42,90
ISBN: 978-3-936086-51-5 |