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Ludger Lütkehaus: KINDHEITSVERGIFTUNG UND PHILOSOPHISCHE BONSAIS
Mit einer wohldosierten Portion schwarzen Humors wird Ludger Lütkehaus aus zweien seiner Büchern lesen. Zunächst wird er mit der kürzlich erneut erschienenen „Kindheitsvergiftung“ (Alibri-Verlag 2012) von einer Kindheit in einem streng katholischen Umfeld erzählen, das geprägt ist von Angst und Scham. Dabei entpuppen sich die Familienmitglieder gleichzeitig als Täter und Opfer eines religiösen Wahnsystems. Lütkehaus’ Ketzereien reflektieren in aphoristischer Form das Gottesbild, das einer solchen Religionspraxis zugrunde liegt, und vervollständigen auf diese Weise das Psychogramm einer gottgefälligen Familie. Wer katholisch erzogen wurde, männlichen Geschlechts ist und die Dreißig überschritten hat, findet sich hier wieder. Und alle anderen leiden empathisch mit.

Anschließend gibt der Philosoph mit rund fünfhundert trefflich formulierten Gedanken - Kreuzungen von Aphorismen und Essays im Umfang von Miniaturen - in seinem Denkbuch „Das Schlimmste kommt zuletzt. Philosophische Bonsais“ (Schwabe reflexe 2012) ein Konzentrat seiner Lebensweisheit. Ludger Lütkehaus schreibt hier von den letzten und den vorletzten Dingen. Das Leben, von dem er spricht, ist bestimmt von der Perspektive des Endens. Das Buch handelt vom Alter, vom Tod, von der Selbsttötung, aber auch von Liebe, vom Fleisch, von der Gotteswissenschaft. Die philosophische und literarische Tradition von den Vorsokratikern und der spätantiken Philosophie über Montaigne und die französischen Moralisten, Lichtenberg, Schopenhauer und Nietzsche bis zu Emile Cioran gibt den Bezugsrahmen dieser zeitgenössischen „philosophie noire“ mit ihrem dezidiert persönlichen Gestus.

Ludger Lütkehaus, geboren 1943 in Cloppenburg, ist Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Freiburg und einer der anerkanntesten Geisteswissenschaftler Deutschlands. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zur Literatur, Philosophie und Psychologie des 18. bis 20. Jahrhunderts und vertritt die Position einer radikalen Aufklärung. Für sein Schaffen wurde er mit zahlreichen Preisen, zuletzt 2009 mit dem Friedrich-Nietzsche-Preis des Landes Sachsen-Anhalt, ausgezeichnet. Ludger Lütkehaus ist Beiratsmitglied der Giordano Bruno Stiftung und Mitglied im Förderkreis Literaturhaus Freiburg e.V.

Eine Einführung zur Veranstaltung gibt Rolf Renner. Rolf Renner, Prof. Dr., geboren 1945, Freiburger Germanist und ehemalige Leiter des Frankreich-Zentrums der Universität, promovierte nach seinem Staatsexamen 1970 in Neuerer Deutscher Literatur, Germanischer Philologie und Neuerer und Neuester Geschichte und hatte in den folgenden Jahren zahlreiche Lehraufträge sowohl in Deutschland, als auch in Europa, Nord - und Südamerika inne. Seit 2000 ist er Vorstand des Frankreichzentrums der Universität Freiburg und engagiert sich vor allem für den universitären Austausch zwischen Deutschland und Lateinamerika. Rolf Renner ist erster Vorsitzender des Förderkreises Literaturhaus Freiburg e.V.

Die Eintrittsgelder kommen dem Literaturhaus Freiburg zugute.

Eine Veranstaltung des Förderkreises Literaturhaus Freiburg mit freundlicher Unterstützung der Brauerei Ganter

Donnerstag, 06. Dezember 2012 | 20.00 Uhr
Im Sudhaus der Brauerei Ganter (Schwarzwaldstraße 43, 79117 Freiburg)
Haltestelle Linie 1 „Brauerei Ganter“ / Begrenzte Parkplatzanzahl

Eintritt 7,00 / 4,00 EUR

Kartenreservierung
 
Eintrag vom: 22.11.2012  




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