aus Anlass des 100. Todestages von Leo Tolstoj
Tolstoj wurde am 9. September 1828 (nach dem Julianischen Kalender am 28. August 1828) auf dem Gut der Familie Jasnaja Poljana geboren, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbrachte. Als junger Mann bereiste er Westeuropa und heiratete 1862 die damals achtzehnjährige Sofja Andrejewna Behrs. Ein erster Erfolg war ihm mit den autobiographischen Erzählungen Kindheit und Knabenalter beschieden. Vor allem sein historischer und geschichtsphilosophischer Roman „Krieg und Frieden“ und der Eheroman „Anna Karenina“ weisen ihn bis heute als einen der großen realistischen Erzähler des 19. Jahrhunderts aus.
Darüber hinaus war Tolstoj ein Volksschriftsteller, dessen Märchen und Kurzgeschichten vielleicht zu Unrecht im Schatten der großen Romane stehen. Der religionsphilosophischen Schrift „Meine Beichte“ (1882) folgten weitere Essays, in denen er seine religiösen und sozialen Anschauungen zum Ausdruck brachte. Mit seiner Lehre von der Gewaltlosigkeit und der Idee der Volksfrömmigkeit versuchte er ein reines Urchristentum zu formulieren und in zunehmendem Ausmaß auch zu leben. Durch seine radikal-religiösen Vorstellungen gegen soziales Unrecht, Dekadenz und technischen Fortschritt geriet er nicht nur mit den Konventionen seiner Zeit in Konflikt, sondern auch mit seiner Ehefrau.
In seinen letzten Lebensjahren genoss Tolstoj weltweite moralische Autorität, was den Heiligen Synod, die oberste Kirchenbehörde Russlands, jedoch nicht daran hinderte, ihn 1901 zu exkommunizieren. Während der Revolution 1905 stellte er sich auf die Seite der russischen Bauernschaft, lehnte aber entsprechend seiner Lehre revolutionäre Gewalt kategorisch ab. Im November 1910 floh er - alt und krank - heimlich aus Jasnaja Poljana. Leo Tolstoj starb 1910 auf der Bahnstation Astapowo.
Vorgetragen werden Auszüge aus den Romanen („Anna Karenina“, „Krieg und Frieden“), den Erzählungen („Die Kreutzersonate“, „Wie viel Erde braucht der Mensch“), den zahllosen Briefen und Aufzeichnungen seiner Zeitgenossen und vieles mehr.
„Wallgrabens Literatur – Kaffee: Eine überaus angenehme Art, sich Literatur nahe bringen zu lassen.“ (Badische Zeitung)
Mit: Patrick Blank, Holger Heddendorp
Aufführung: 21.11.2010, 16 Uhr (Bewirtung ab 15 Uhr)
Wallgrabentheater Freiburg |