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Samstag, 22. November 2025
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Filmtipp: Lolita lesen in Teheran
Foto: Veranstalter
 
Filmtipp: Lolita lesen in Teheran
Italien, Israel 2025
Regie: Eran Riklis
Darsteller: Golshifteh Farahani, Zar Amir, Mina Kavani

Wo Bücher verboten sind, wird Lesen zum Akt des Widerstands: Inmitten der strengen Moral Teherans entdeckt eine Professorin mit ihren Studentinnen die Freiheit – zwischen den Zeilen westlicher Literatur… Eran Riklis erzählt eine bewegende Geschichte über Leidenschaft, Mut und die Macht des Wortes – und über jene, die alles riskieren, um zu bewahren, was keine Diktatur je verbieten kann: die Freiheit, zu träumen. Sehr stark besetzt!

Im postrevolutionären Teheran der 1990er-Jahre wagt die Literaturprofessorin Azar Nafisi (Golshifteh Farahani) einen stillen Akt des Widerstands: In ihrer Wohnung versammelt sie heimlich sechs ihrer Studentinnen zu einem privaten Lesekreis. Gemeinsam tauchen sie in die verbotenen Werke der westlichen Literatur ein – von Vladimir Nabokov über F. Scott Fitzgerald und Henry James bis zu Jane Austen. Inmitten politischer Repression und religiöser Kontrolle wird das Lesen zu einem Akt der Selbstbehauptung… Eran Riklis legte für seine Erzählung augenscheinlich Wert auf Authentizität, und die Wirkung ist enorm: die Emotionen der handelnden Personen übertragen sich direkt aufs Publikum. Die Enge des Lebens unter dem islamistischen Regime, insbesondere für Frauen, ist ebenso spürbar wie die Notwendigkeit, sich im eigenen Interesse und dem der Familie dem repressiven System zu fügen. Besonders eindrucksvoll sind auch die Passagen, in denen es so scheint, als ob Literatur lebendig wird – für einige Momente werden Zeit und Raum unwichtig. Es zählt nur der Text und der spielerische Umgang der Frauen damit. Golshifteh Farahani (AUF DER COUCH IN TUNIS), die als Iranerin schon viele Jahre im französischen Exil lebt und dort eine bekannte Schauspielerin ist, verkörpert Azar Nafisi mit einer beeindruckenden Mischung aus Intelligenz, Würde und unerschrockenem Mut. Ihr Spiel voll stiller Kraft zeigt eine Frau zwischen Wut und Resignation, Trotz und Verletzlichkeit, die sich ihre Gefühle nicht anmerken lässt. Die Studentinnen werden ebenfalls von Exil-Iranerinnen gespielt und verleihen ihren Figuren die Tiefe ihrer eigenen Geschichten. Riklis verbindet politische Klarheit mit leiser Poesie, und Farahani ist schlicht großartig. Ein Film, der daran erinnert, welch große Rolle die Freiheit der Kunst in einer Gesellschaft und für ihre Mitglieder spielt.

Läuft seit 20.11. in der Harmonie Freiburg
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Eintrag vom: 21.11.2025  




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