Museum für Kommunikation:
Ausstellung erreichte in einem Jahr rund 49.000 Besuchende
Frankfurt. Am Sonntag, 7. September endet die Ausstellung „Apropos Sex“. Seit der Eröffnung am 2. Oktober 2024 haben rund 49.000 Besuchende die Schau besucht und sind über Sex ins Gespräch gekommen. In einer Besucher:innenbefragung (1.055 Befragte) lobten die Teilnehmer:innen „die Vielfältigkeit, Breite und Interaktivität“ von „Apropos Sex“. „Früher galt es als unschicklich, außerhalb des Schlafzimmers über die eigenen sexuellen Bedürfnisse zu sprechen. Heute hat sich die Sexualmoral stark gewandelt – auch dank sexueller Bildung, Gleichberechtigung und neuer Gesprächsformate. Unsere Ausstellung ‚Apropos Sex‘ hat großes Interesse geweckt. Wir wollen Mut machen, über Sexualität zu reden und die eigenen Bedürfnisse stärker zu kommunizieren – und ich denke, das ist gelungen“ (Dr. Annabelle Hornung, Direktorin des Museums für Kommunikation Frankfurt).
Für Gesprächsstoff sorgten auch die Begleitveranstaltungen – von der Love-Night am 14. Februar über einen Aktionstag zu frühkindlicher Aufklärung bis zu Schulklassen-Workshops, aber auch zahlreiche Mitmach-Angeboten. „Neu bei der Ausstellungskonzeption war auch, dass wir ein großes Team waren, das unterschiedlichste fachliche Blickwinkel auf das Ausstellungsthema einnehmen konnte. Menschen mit verschiedenen Ansichten und Geschichten sollten zu Wort kommen, um die Vielfalt von Sexualität abzubilden“ (Dr. Annabelle Hornung). Erstmals wurden sämtliche Inhalte auch in Leichter Sprache präsentiert.
Interaktive Ausstellung
Besonders die partizipativen Angebote wurden überaus gut angenommen. Viele Besucher:innen folgten dem Aufruf, ihre eigene Aufklärungsgeschichte zu teilen – 24 Beiträge wurden in die Ausstellung integriert. Auch die Ergebnisse einer Umfrage auf dem Blog des Museums (www.apropos-sex.museumsstiftung.de/abstimmung/) flossen in die Entwicklung ein. Feedback an der Ausstellungswand am Ende der Ausstellung regte weitere Veranstaltungen an, etwa die Reihe „Sex-Kino“ in Kooperation mit den Arthouse Kinos Frankfurt mit Diskussionen zu Asexualität und Sexualität im Alter.
Themenspektrum der Ausstellung
Das Museum griff mit „Apropos Sex“ ein breites gesellschaftliches Themenspektrum auf, das insgesamt sehr unterschiedlich bewertet und diskutiert wird. Bereits im Vorfeld brachte der Kooperationspartner, das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit (BIÖG), seine Erfahrungen ein: Unwissen und Ängste führen oft zu Ablehnung oder Gewalt. Die Kommunikation über AIDS ab den 1980er-Jahren belegt, wie wichtig Aufklärung und öffentlicher Dialog sind, um Stigmatisierung zu überwinden. Das kuratorische Team wollte Besuchenden zahlreiche Perspektiven eröffnen und zur Reflexion über die eigene Aufklärung, die eigene Sprachfähigkeit und -praxis oder auch das Wissen zur Sexualität von Kindern und Jugendlichen anregen. Dazu gehören Genderfragen ebenso wie die Rechte und Grenzen, die sich die Gesellschaft durch den demokratisch verfassten Staat setzt. Sie müssen immer wieder neu verhandelt werden und erfahren kontinuierlich Veränderungen.
Besuchenden-Feedback
Zwischen 26. Dezember 2024 und 6. April 2025 führte das Museum mit Unterstützung von Kulturevaluation Wegner eine repräsentative Befragung von 1.055 Personen durch: www.apropos-sex.museumsstiftung.de/euer-feedback-zur-ausstellung/ Ziel war es, empirische Daten zu Publikumsstrukturen, Besuchsmodalitäten und Bewertungen zu gewinnen. Besonders erfreulich: Das Ausstellungskonzept sprach ein breit gefächertes Publikum an. Das Durchschnittsalter lag bei 39 Jahren, die größte Gruppe bildeten die 20- bis 29-Jährigen (32%). 61% identifizierten sich als weiblich, 33% als männlich, 4% als divers, 2% gaben eine eigene Selbstbeschreibung an. Der Anteil von LGBTQIA+-Besuchenden lag mit 6% über dem Bundesdurchschnitt.
90% der Befragten bewerteten die Ausstellung als sehr gut oder gut. Besonders positiv hervorgehoben wurden die Vielfalt der Themen, die interaktiven Formate sowie die Übersetzung in Leichte Sprache. Viele nutzten die Freifelder der Befragung für persönliche Worte.
Das Museum für Kommunikation Frankfurt wendet für die Erarbeitung seiner Ausstellungskonzepte bis zur Eröffnung in der Regel zwei Jahre auf. Bei Apropos Sex lag ein starker Fokus auf der Einbeziehung der Sichtweisen und des Wissens von Vielen. Im kuratorischen Team haben Personen unterschiedlicher Geschlechter und Generationen mitgearbeitet. Es wurden immer wieder auch Expert:innen in die Diskussionen einbezogen. Die positive Resonanz der Besuchenden bestätigt diesen Ansatz. Mehr als 70% kamen in Begleitung und tauschten sich über die Inhalte aus; auch viele Einzelbesucher:innen suchten das Gespräch mit den Kommunikator:innen.
Mit „Apropos Sex“ lädt das Museum immer wieder zur Kommunikation ein, bietet vielfältige Foren und vermittelt mit seinen Aktivitäten die Grundlagen für konstruktive Dialoge. Damit erfüllt es seinen Auftrag, einen Beitrag zu Meinungsvielfalt und Toleranz in einer gerechten Gesellschaft zu leisten. Stumme Gewalt hat darin keinen Platz.
Zur Finissage der Ausstellung hat das Museum am Freitag, 5. September 2025 eine performative Aktion mit der Künstlerin Sitha Reis durchgeführt. Gemeinsam mit allen Unterstützer:innen "heilte" die Künstlerin das „verletzte“ All Pride-Banner. Sitha Reis nähte bunte Kunstblumen in die Schnitte ein. Geplant ist, das All Pride-Banner mit seiner Geschichte in die Museumssammlung aufzunehmen. Dort wird es aufbewahrt und kann bei passender Gelegenheit als Exponat für die Transformation einer Beschädigung kontextualisiert werden.
„Apropos Sex“ wandert weiter zum Schwestermuseum Museum für Kommunikation Berlin, dort ist die Ausstellung ab 16. Oktober zu sehen.
Weiterführende Beiträge und Vertiefung auf dem „Apropos Sex“-Expotizer online |