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Alter! Grafik aus fünf Jahrhunderten
(c) Städtische Museen Freiburg, Foto: Axel Killian
 
Alter! Grafik aus fünf Jahrhunderten
Neue Ausstellung im Haus der Graphischen Sammlung Freiburg

Weise und gütig oder gebrechlich und unattraktiv – von alten Menschen existieren sehr unterschiedliche Vorstellungen, auch in der Kunst. Die Ausstellung „Alter! Grafik aus fünf Jahrhunderten“ im Haus der Graphischen Sammlung widmet sich ab Samstag, 26. April, diesem vielschichtigen Thema. Welche Entwicklungen, Stereotype und Deutungen gab es im Laufe der Zeit? Bis Sonntag, 17. August, sind rund 80 Werke von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert zu sehen, darunter Arbeiten von Albrecht Dürer, Hans Baldung Grien, Rembrandt van Rijn, Marie Ellenrieder, Max Liebermann, Käthe Kollwitz und Pablo Picasso. Sie stammen aus den grafischen Sammlungen von Augustinermuseum und Museum für Neue Kunst. Als Leihgaben ergänzen zeitgenössische Fotografien von Darius Ramazani die Präsentation, die ein neues Altersverständnis im 21. Jahrhundert zeigen.

Die Ausstellung nähert sich dem Thema Alter aus unterschiedlichen Perspektiven: Sie spiegelt zum einen gängige Vorstellungen und zeigt andererseits die große Bandbreite der Darstellungen. Der Rundgang beginnt mit den sogenannten „Lebensalterdarstellungen“. Fridolin Leiber schuf um 1900 die „Stufenalter des Mannes / der Frau“, die eine Idealvorstellung des menschlichen Lebensverlaufs zeigen. Auf- und absteigende Treppen illustrieren die verschiedenen Altersphasen für Männer und Frauen. Solche Darstellungen existierten seit dem 16. Jahrhundert und dienten bis ins 19. Jahrhundert der Verbreitung bürgerlicher Wertvorstellungen.

Das Kapitel „Individuell?“ widmet sich dem Porträt. Ein Werk von Marie Ellenrieder aus dem Jahr 1820 zeigt den 101-jährigen Georg Lerch, der durch sein hohes Alter Aufmerksamkeit erlangte. Personen, die diese „magische“ Grenze erreichten oder überschritten, galten damals als „kuriose Naturereignisse“ und waren von besonderem Interesse.

Das Thema „Weise? – Heiligentypus“ zeigt unter anderem zwei Kupferstiche der Apostel von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1514, die eine positive Sicht auf den Lebensabend illustrieren. Heilige, Apostel oder Propheten wurden häufig mit langem Bart, weißem Haar und ausdruckvollem Gesicht dargestellt.

Auch Geschlecht und sozialer Status prägen unterschiedliche Altersbilder: Männer werden meist als erfahren und gütig dargestellt, während bei Frauen häufig der gealterte Körper im Fokus steht. Das zeigt sich zum Beispiel in den Radierungen von Melchior Küsel, die um 1670 entstanden sind. In seinem Werk „Die Zwietracht“ charakterisieren ein abgemagerter Körper, erschlaffte Brüste und ein faltiges Gesicht die dargestellte Frau als alt. Die Radierung „Das Alter“ hingegen betont die im Laufe des Lebens erworbene Weisheit eines Mannes: Zu sehen ist ein Greis mit Rauschebart und Gewand umgeben von Symbolen der Vergänglichkeit. Diesen vorherrschenden Altersbildern gegenüber steht Annegret Soltaus Werk „generativ – TOCHTER mit Urgroßmutter“ aus dem Jahr 1994. Die Künstlerin collagiert in ihrer Arbeit eine Fotografie ihrer nackten Tochter mit der ihrer Urgroßmutter und thematisiert so Weiblichkeit, Identität und die Verbindung von Generationen.

Zu den Grafiken gesellen sich in der Ausstellung Hilfsmittel wie historische Gehstöcke, Brillen und Lupen. An Mitmachstationen können sich Interessierte mit dem eigenen Alterungsprozess auseinandersetzen und gesellschaftliche Vorstellungen hinterfragen. Am „Wochenende der Begegnung der Generationen“ kommen in Workshops und bei Vorträgen Menschen jeden Alters zusammen und tauschen sich aus. Weitere Termine und Veranstaltungen gibt es unter www.museen.freiburg.de/kalender. „Alter!“ wurde kuratiert von Adana Schulz, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Augustinermuseum.

Das Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum, Salzstraße 32/34, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und freitags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Unter 27 Jahren, für Mitglieder des Freundeskreises, mit Freiburg-Pass und mit Museums-PASS-Musées ist er frei. Tickets gibt es an der Museumskasse oder online.

zum Bild oben:
Käthe Kollwitz, Selbstbildnis, 1924, Städtische Museen Freiburg, Foto: Axel Killian
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Eintrag vom: 26.04.2025  




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